Kapitel 12 - Ein Plan nimmt Form an

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Kurz zuvor in Namjoons Wohnung.

„Hey, warum hast du mich nicht geweckt?" Mit von zu viel Schlaf aufgedunsenem Gesicht, zerknittertem Schlafanzug und sich die Augen reibend torkelte Jimin in das Wohnzimmer hinein.

Namjoon legte das Einweghandy, mit dem er gerade zu seinem guten alten Freund Jackson Kontakt aufgenommen hatte, zur Seite und antwortete ihm. „Ich wollte dich ausschlafen lassen." Nach einem kurzen Zögern fügte er hinzu: „Wie fühlst du dich?"

Schulterzuckend ließ sich Jimin neben ihm auf das Sofa fallen. „Wie jemand, der herausfindet, dass er sein ganzes Leben lang betrogen wurde. Wütend. Verwirrt. Frustriert." Namjoon nickte verstehend. „Du hast ein gutes Recht darauf, wütend zu sein. Und meinetwegen kannst du dich auch von mir abwenden, wenn all das hier vorbei ist. Was wir vorhaben, wird zwar nicht die vergangenen Taten wiedergutmachen, aber es ist ein Anfang. Wichtig ist, dass wir uns gegenseitig vertrauen können, wenn wir unseren letzten Auftrag gelungen meistern wollen. Vertraust du mir?"

Allein schon die wenigen Sekunden Zögern taten Namjoon weh doch schließlich antwortete Jimin kurz und knapp: „Ja."

Erleichtert seufzte Namjoon auf. „Gut. Dann lass uns den Tagesablauf besprechen."

Während Jimin seinen etwas versalzenen Reisbrei aß, fuhr Namjoon fort. Der Plan war eigentlich simpel. Namjoon würde wie besprochen bei den Ermittlern des Falls, die er durch die Pressesprecherin gefunden hatte, unter einer falschen Identität eine willkürliche Zeugenaussage machen und dabei mindestens unter einem Schreibtisch eine Wanze anbringen. Dabei würde er zwar sein Gesicht zeigen, aber dieses Opfer war er bereit zu bringen. Währenddessen sollte Jimin auf das Anwesen zurückkehren, um die Dinge auf Namjoons Liste zu beschaffen und sich nichts darüber anmerken lassen, was er nun wusste.

„Ich weiß nicht, ob ich das schaffe", sagte Jimin schließlich. Sein Teller war leer und er rollte ihn nervös auf dem Tisch hin und her. „Ihm gegenüber zu treten und mir nichts anmerken zu lassen, meine ich."

„Das wird kein Problem sein", beruhigte ihn Namjoon. „Seokjin wird heute den ganzen Tag von einer Fortbildung und einer Opernpremiere in Busan in Anspruch genommen. Er müsste jetzt schon auf dem Weg dorthin sein."

Jimin konnte seine Enttäuschung darüber nicht rechtzeitig verstecken. „Keine Sorge", sagte Namjoon deshalb, während er aufstand, um sich seine Jacke überzuziehen. „Du wirst deine Rache noch bekommen."

Jimin nickte. „Für Yoongi und alle, die sich in Zukunft nicht mehr vor mir fürchten müssen. Für alle, die die ich in der Vergangenheit umgebracht habe." Er stand entschlossen auf. „Für meine Familie."

*

Zeitsprung zu Ende, zurück im Revier.

Namjoon hatte sich gerade auf den Stuhl vor Hoseoks Schreibtisch gesetzt, als eine Person reinstürmte. Verwirrt sahen ihn alle an.

„Ich bin da", keuchte Taehyung, sich erschöpft auf seinen Oberschenkeln abstützend.

Jeongguk hob eine Augenbraue. „Ja, das haben wir auch bemerkt. Aber wieso bist du gerannt?"

„Das gleiche frage ich mich auch", sagte in dem Moment Yoongi, joggend den Raum betretend. „War das wirklich nötig, Tae?", wandte er sich mit gerunzelter Stirn an seinen Freund. Instinktiv drehte sich Namjoon wieder zu Hoseok nach vorne. Yoongi hatte ihn zwar noch nie vorher gesehen und würde ihn auch nicht wiedererkennen können, dennoch wurde ihm unwohl bei dem Gedanken, sich ihm gerade gezeigt zu haben.

„Ja, das war nötig", sagte jetzt Taehyung mit verschränkten Armen. „Ich habe mir selbst nicht mehr getraut. Wenn ich nicht gerannt wäre, wäre ich vielleicht in letzter Sekunde umgekehrt, weil ich den Plan plötzlich wieder nicht mehr so toll finde."

The Truth Untold | BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt