Tatsächlich: Da weinte jemand.
„Es hört sich an wie ein Kind. Lasst uns nachschauen", flüsterte Yoongi und die beiden anderen nickten zustimmend. Bambam quetschte das Buch in seiner Hand halb in seine Hose, fixierte das Ganze mit seinem Gürtel und bedeutet den anderen dann, ihm dicht auf den Fersen zu folgen. „Bleibt vorsichtig", raunte er mit wachsamen Augen. „Das könnte eine Falle sein."
Überrascht hob Yoongi die Augenbrauen. Eine Falle, in der ein weinendes Kind der Lockvogel ist? Anscheinend würde er in seinem Leben ab jetzt 24/7 auf der Hut sein müssen.
Die drei Halbelben folgten dem fortwährenden Schluchzen in eine Seitenstraße und von dort aus in weitere verwinkelte Gassen. Mit jedem Schritt fühlte sich Yoongi unwohler: Die schmalen Wege waren menschenleer, es war dunkel und falls sie hier angegriffen werden würden, würde es kein Schwein mitbekommen. Jetzt verstand er Bambams Sorge besser.
War es ein Fehler gewesen, sich hier rein zu wagen? Sofort schüttelte Yoongi über diesen Gedanken den Kopf. Da brauchte jemand eindeutig Hilfe und er würde das Weinen ganz sicher nicht einfach ignorieren.
Dieses war mit jedem zurückgelegten Meter lauter geworden. Jetzt konnte Yoongi sogar einzelne Worte ausmachen. „Daddy", schluchzte jemand. „Where are you?" Diese Stimme... Yoongi kannte sie irgendwoher.
An einer Hausecke blieb Bambam plötzlich vor ihm stehen. „Wir nähern uns der Bar", raunte er fast lautlos. „Ab jetzt müssen wir noch vorsichtiger sein."
„Okay", raunte Yoongi zurück. Jetzt erkannte er die Gegend. Im blassen Mondlicht war ihm das zuvor nicht aufgefallen, aber als er darauf achtete, erkannte er die verwahrlosten Gebäude um sie herum. Hier waren sie entlang gegangen, als Jackson sie am Nachmittag gefühlt 20 Jahre über einen Umweg zur Bar geführt hatte.
Bambam holte tief Luft, dann rauschte er mit erhobenen Fäusten um die Ecke. Yoongi und Jimin wirbelten ihm hinterher, kampfbereit, doch beim Anblick der sich ihnen bot, senkten die drei die Hände.
Vor ihnen kauerte an einer zerbröckelten Hauswand ein kleiner Junge und weinte sich die Seele aus dem Leib. Sein edler Pulli war total verdreckt und auch seine elegante Hose hatte bessere Tage gesehen. Schrammen und Matsch zierten seine weißen Sneaker, aber das fiel Yoongi weniger auf, als der Pullover: Es war derselbe, den er am Nachmittag an einem Kind gesehen hatte! Das Kind, was sich lachend vor ihm versteckt hatte!
Anscheinend war es danach noch den ganzen Tag durch die schmutzigen Gassen geirrt.
„Hey, Kleiner. Wo sind deine Freunde? Haben sie dich vergessen?", fragte Yoongi sanft. Vorsichtig kniete er sich vor den kleinen Jungen hin, der erst da den Kopf anhob.
„Daddy?", schluchzte er und rieb sich über die tränennassen Augen und Wangen.
Oh mein Gott, diese Situation hatten wir doch schon einmal. Wieso sehe ich nur für jedes Kind so aus, wie sein verdammter Vat- Moment!
„Chenle?" Erstaunt betrachtete Yoongi den Jungen genauer. Tatsächlich! Es war das Kind, welchem er heute im Flughafen begegnet war. „Woah. Wie klein die Welt doch ist. Was machst du allein hier draußen? Das ist gefährlich. Wo sind deine Freunde, Chenle?"
„Moment, woher kennst du den Jungen?", fragte Bambam verwirrt und auch Jimin hob seine Augenbrauen. „Habe ich etwas verpasst oder seit wann hast du chinesische Bekannte?", wollte er wissen.
Yoongi winkte ab. „Lange Geschichte, Jungs. Erzähl ich euch später." Er wandte sich wieder Chenle zu, der verwirrt zwischen den Gesichtern hin und her geschaut hatte. Als er Yoongi erkannte, riss er überrascht die Augen auf. „Yoongi! It's you!", schmiss er sich sogleich in die Arme des Älteren.
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The Truth Untold | BTS FF
Fanfiction《 „Tut mir leid, Yoongi", sagte Jimin. Und schoss. 》 Die Geschichte eines Jägers, der keiner sein will. Das Schicksal eines Elbenjungen, der plötzlich mit seiner Identität konfrontiert wird. Und die Machenschaften eines Killers, der von der Gesell...