Kapitel 8 - Vaterliebe und riskante Pläne

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„Wo ist er? Was ist passiert?" Jeongguk hatte neben Yoongi gekniet, der beruhigend auf Taehyung einredete, und schaute jetzt Hoseok fragend an. Als sein Freund mit den Schultern zuckte stand er sich den Kiesstaub von den Hosenbeinen klopfend auf.

Während Yoongi weiterhin versuchte, mit dem benommenen Taehyung gescheit zu kommunizieren, machten die beiden Polizisten ein paar Schritte zur Seite. Die beiden sollten ihr Gespräch nicht unbedingt mitbekommen.

„Ich habe ihn verloren", gab Hoseok mit hängenden Schultern zu.

Sofort verließ Jeongguk der Mut. Sie hatten versagt. Vollkommen. „Wer war das? Was wollte er? Und was wäre passiert, wenn wir nicht rechtzeitig aufgetaucht wären?", sprach er mehr zu sich selbst, sich die Haare raufend.

„Hey. Die Frage ist eher, was wir jetzt tun werden", legte ihm Hoseok beruhigend die Hände auf die Schultern und zwang ihn dabei, ihm ins Gesicht zu sehen.

Jeongguk nickte. „Du hast Recht."

Er blickte zu den beiden Freunden. Mittlerweile saß Taehyung aufrecht und drückte Yoongi in eine feste Umarmung. Zum zweiten Mal in zwei Tagen hatte er nicht vor, seinen besten Freund so schnell wieder loszulassen.

Hoseok klopfte seinem Kollegen ermunternd auf die Schulter und nahm ihm hoffnungsvoll die Taschenlampe ab. „Dann bring du die beiden ins Krankenhaus und ich suche so lange diesen Ort ab. Vielleicht hat er in der Eile ja etwas fallen gelassen, was ihn verrät."

„Nein". Die letzten Worte hatte Taehyung mitbekommen und stand jetzt schwerfällig auf. Yoongi musste ihn stützen. „Ich muss nicht ins Krankenhaus. Ich werde helfen. Danach könnt ihr Yoongi und mich meinetwegen nach Hause bringen."

Yoongi verstand zwar nicht, was zur Hölle hier gerade passierte, aber er sah, dass sein Freund nicht gerade in bester Verfassung war. „Tae, dir geht es wirklich nicht gut. Willst du dich denn nicht wenigstens hinsetzten und-"

„Nein!", wiederholte der verletzte Junge nur. Mit einem Ruck löste er sich von Yoongi, wie um zu beweisen, dass er noch genug Kraft dafür hatte, beim Suchen zu helfen. Dabei schwankte er und wäre fast hingefallen. In letzter Sekunde griff Yoongi wieder nach seinem Arm und legte ihn über seine Schultern. Entschuldigend sah er zu den beiden Polizisten.

„Dann lasst uns beginnen."

*

Dieses Lächeln. Mehr als vor einem Wutausbruch hatte Jimin sich vor diesem Lächeln gefürchtet.

„Was hast du gerade gesagt?"

Jimin schluckte. Er wusste, dass ihn sein Stiefvater gehört hatte und er wusste auch, dass Seokjin wusste, dass Jimin wusste, dass er mit Absicht nachfragte.

Wie immer, wenn er seine Angestellte leiden lassen wollte.

In diesem Moment war Jimin nicht sein Sohn. Sondern nur einer von vielen Männern. Und nur einer der wenigen, die es wagten, ihn zu enttäuschen.

„Ich habe ihn nicht fangen können. Aber ich kann es erklären! Ich hätte ihn fast geschnappt, doch plötzlich kam einer aus der Dunkelheit auf mich zugeschossen und-"

„Jimin", unterbrach ihn Seokjin. Sein Gesicht wurde nur von seiner Schreibtischlampe unheimlich beleuchtet. Sie befanden sich in seinem Arbeitszimmer, Seokjin sitzend, Jimin vor seinem Tisch stehend. Dort hatte Seokjin auf Jimin und sein „Mitbringsel", wie er seine Jagdopfer manchmal nannte, gewartet.

Doch Jimin war mit leeren Händen aufgetaucht. Erschöpft, schweißgetränkt, mit Panik in den Augen, das Gesicht zerkratzt, blutend, zitternd. Doch das interessierte Seokjin nicht.

The Truth Untold | BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt