Kapitel 18 - Am Arsch

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„Junger Mann, geht es Ihnen gut? Können Sie mich hören?", störte eine tiefe Stimme in Kombination mit einem sanften Rütteln Taehyungs Schlaf. Blinzelnd versuchte er die Welt der Träume endgültig hinter sich zu lassen und sah sich irritiert um. Moment, lag er auf der Straße? Das erklärte, warum er Rückenschmerzen hatte und sich sein Körper vor Kälte total taub anfühlte. Sich streckend versuchte Tae wieder etwas Gefühl in seine Gliedmaßen zu bekommen, seine Knochen knackten dabei unangenehm.

„Soll ich einen Krankenwagen rufen?" Der ältere Herr von vorhin war immer noch da und beugte sich besorgt über den jungen Mann. An seiner Seite baumelte eine lederne Aktentasche und in einer Hand hielt er die Tageszeitung. Taehyung konnte auf dem Titelblatt Präsident Moon ausmachen.

„Nein, nein. Mir geht's gut. Danke", sagte er und stand auf. Hätte der Fremde mit seiner freien Hand nicht nach ihm gegriffen, wäre er in der nächsten Sekunde gleich wieder hingefallen, denn er überschätze die Kraft in seinen Beinen. Sie war nämlich... gleich null. Verdammt, und ist das da ein Pfeil in meinem Oberschenkel? Der ältere Herr sah diesen auch. „Sie sind verletzt", rief er aus, während Taehyung das Ding benommen einfach raus zog und auf den Boden schmiss. Ihn durchströmten Bilder der vergangenen Nacht. Er war raus gegangen, weil... Oh nein. „Yoongi!"

„Ist das ihr Name?"

Geistesabwesend schüttelte Tae den Kopf. „Ich bin Taehyung." Dann zog er seinen Arm sanft aus dem Griff des Fremden. Wo waren die anderen? Hoseok? Jeongguk? „Ich muss zu ihm", murmelte er vor sich hin. Und schon machte er sich mit zitternden Beinen auf den Weg.

„Junger Mann, sind Sie sicher, dass sie keinen Krankenwagen brauchen? Wo wollen Sie hin?", rief ihm der ältere Mann verwirrt nach. Als Tae nicht antwortete schob er murmelnd die Worte „Die Jugend heutzutage. Weiß nicht mal mehr, wie man gescheit redet und legt sich vollgepumpt lieber auf die Straße" hinterher. Taehyung hörte gar nicht hin. Immer noch fühlte er sich benommen, konnte nicht klar denken. Wo war er? Wie spät war es? Sein Handy zeigte 7 Uhr 34 an. Das bedeutete, dass er die ganze Nacht verpennt hatte. Was war das für ein Mittel, dass ihn so lange ausgeschaltet hatte?

Während Taehyung weiter über den Bürgersteig stolperte, versuchte er Yoongi zu erreichen, doch sein Freund ging nicht ran. Langsam wich die Benommenheit einer eisernen Panik, die ihm die Luft abschnürte. Nein, nein, nein, nein!

Endlich auf Jeongguks Wagen zu treffen, hätte ihn erleichtern sollen, doch von den beiden Kommissaren war weit und breit nichts zu sehen. Mittlerweile wurde es auf der dunklen Straße immer voller, Kinder und Jugendliche eilten zur Schule, Erwachsene hasteten mit Kaffee-Bechern in der Hand zur Arbeit. Die Hektik der Großstadt überfiel jeden – auch Tae.

Immer wieder rief er sich durch seine Kontaktliste durch, doch er erreichte weder seinen besten Freund, noch einen der Kommissare. Als er seinen niedrigen Akkustand realisierte, hielt er kurz inne und versuchte fieberhaft, sich zu konzentrieren. Okay, was war nochmal der Plan gewesen? Während sich Jeongguk und Hoseok in der Nähe des Hauses aufhalten, die Gegend auskundschaften und unauffällig mit Taehyung und Yoongi mitlaufen wollten, sollten sich Seungkwan und Yugyeom in der Nähe der Gasse positionieren, in welche Yoongi den Jäger hatte locken wollen. So jedenfalls der Plan.

Nur, das dieser offensichtlich so gar nicht funktioniert hatte.

Immer mehr Leuten ausweichend rannte Taehyung zur Stelle, an der er Jeongguk vermutete und tatsächlich fand er den Jüngeren nach einer gefühlten Ewigkeit halb in einem Gebüsch liegend. Als der Kommissar nach seinem aggressiven Rütteln immer noch nicht wach wurde, klatschte ihm Tae eine ins Gesicht.

Stöhnen wälzte sich Jeongguk hin und her. Taehyung holte zu einem weiteren Schlag aus, als ihn der Kommissar plötzlich an seinem Handgelenk packte. „Wage es ja nicht", krächzte er mit trockenem Hals.

The Truth Untold | BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt