7. Die Fahrt in den Süden

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Paddy sah aus dem Fenster und zwischen ihm und Charly herrschte Stille. Das nötigste hatten sie nur miteinander gesprochen. Bereits in der Früh sind sie Richtung Süden aufgebrochen. "Warum eigentlich München?", durchbrach Paddy die Stille. Charly sah konzentriert auf die Straße. Sie zuckte leicht mit den Schultern. "Sie meinten München oder Köln wären die besten Kliniken und Köln schien mir nicht...!", sie stoppte. Sie hatte mit sich zu Kämpfen. Sie wusste nicht wie und vor allem was sie sagen konnte und sollte. "Schon klar. Hätte an deiner Stelle auch so entschieden!", bestätigte Paddy sie, ohne den Blick vom Seitenfenster abzuwenden. Ihm war klar warum sie versuchte so weit weg von Ihrer und auch der Gemeinsamen Vergangenheit sesshaft zu werden. "Dann versuchst du schon ans andere Ende von Deutschland zu ziehen um mir auf keinen Fall zu Begegnen und dann wohnen wir nur eine halbe Stunde voneinander entfernt! Das ist doch verrückt!", fügte Paddy noch hinzu und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Charly schluckte. Er hatte Recht. Die ganze Zeit lebten sie im Ausland und erst seit einem Jahr waren sie in München sesshaft geworden. Sie hatte keine Ahnung das auch er dort in der Gegend wohnte und sie hatte sich bei Michaels Diagnose bewusst gegen Köln entschieden, unter anderem wegen den Gründen die Paddy schon nannte.

Nach dem nächsten Stopp setzte Paddy sich wie selbstverständlich ans Steuer und Charly sah ihn fragend an, als er die Hand aufhielt. "Komm schon du bist die ganze Zeit gefahren!", winkte er ab und deutete auf den Schlüssel. Charly seufzte und Paddy sah sie amüsierend an. "Jetzt mach. Auto fahren kann ich und zudem komm ich dabei auch runter!", erklärte er sich erneut und nahm Charly einfach die Schlüssel aus der Hand. Sie stand immer noch wie angewurzelt da. "Einsteigen?", hinterfragte Paddy und erst dann löste Charly sich aus der Starre. Sie war wirklich kaputt, hätte aber nie ihn darum gebeten einen Teil der Strecke zu fahren.

Erst als das Auto stand, wurde Charly wach. Sie versuchte sich zu orientieren und fand sich vor einem ihr fremden Haus. Sie vernahm Paddys Stimme, er schien sich zu unterhalten und immer wieder rief er nach einen Namen. Sie stieg aus und ließ ihren Blick über den Horizont schweifen. Sie wusste es nicht zuvor, aber konnte sich denken das Paddy hier leben musste. Charly wurde aus dem Gedanken gerissen als sie etwas feuchtes an ihrer Hand vernahm. Ein schwarzer Labrador schleckte ihre Hand ab und stupste sie leicht an. "Come on Bowie!", vernahm sie Paddys stimme und spürte das auch er grinsen musste. "Sorry normaler Weise hat er Anstand!", entschuldigte Paddy sich. Er hatte sich umgezogen. "Ich hab ein paar neue Sachen gebraucht!", fügte er noch hinzu. "Sag mal kann ich mal..?", setzte Charly an und Paddy nickte. "Klar. Ich muss eh nochmal kurz rein!", beantwortete Paddy ihr die fragen und ging vor ihr ins Haus. Er deutete zu der Tür am Ende des Flures. "Badezimmer ist da hinten!", erklärte er ihr und Charly nickte leicht. Paddy sah ihr hinterher. Sie sah mitgenommen aus und er konnte es nur ansatzweise erahnen wie es ihr ergehen muss. Immer wieder hatte er damit zu kämpfen sich selbst zu verzeihen und konnte immer wieder seine Dunkle Seite von früher schön in die letzte Ecke seines Bewusstsein begraben. Er war gerade dabei wieder Musikalisch durchzustarten und diese Begegnung mit der Vergangenheit brachte ihn selbst durcheinander. Aber hier ging es nicht um ihn, sollte und durfte es nicht. Das mindeste was er tuen konnte war sich testen zu lassen, für einen Sohn, den er nicht einmal ansatzweise kannte. "Ich bin so weit!", vernahm er eine Stimme und zuckte leicht zusammen, so sehr hing er seinen Gedanken nach. Er füllte Futter und Wasser auf und nahm sich seine Jacke von der Garderobe. Er nickte und Charly sah ihm an, dass ihn etwas beschäftigte. Sie blieb auf dem Hof stehen. "Paddy ich weiss ich ich verlange viel von dir, glaub mir wenn es anders gegangen wäre dann...!", Charly stoppte und auch Paddy blieb stehen, drehte sich nicht um. "Charly lass es gut sein. Es ist das mindeste was ich machen kann und auch muss!", gab er ihr leise zur Antwort. Er schluckte. Er hatte eigentlich mehr zu sagen wusste aber das sie es nicht hören wollte und wohlmöglich nie hören wollen würde. "Fährst du vor? Ich weiss ja nicht wohin!", gestand er und ihm kam gerade in den Sinn, dass er auch auf seine Töchter treffen könnte.

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