17. Grenzen

358 14 0
                                    


Die erste Woche verging auch wie im Flug. Charly war gut eingebunden. Die lernte das ganze Team um Michael kennen. Redete mit Ärzte, Pfleger und Therapeuten. Paddys Eingriff war in 3 Tage und somit startete die Intensive Therapie bei dem Kleinen. Charly zerriss es das Herz den Kleinen nur durch die Glasscheibe so zu sehen. Sie konnte ihm nicht die Tränen nehmen, Sie konnte nicht neben ihm liegen und allgemein konnte sie dem Kleinen nichts abnehmen. Sie riss sich jedesmal zusammen und wenn sie in Tränen ausbrach, tat sie es im Stillen, alleine für sich.

Sie saß mit den Mädchen am Tisch. Allgemein war die Stimmung unter ihnen angespannt. Julia war zwar nicht so angriffslustig wie sonst, aber Angelina war deutlich Ruhe als sonst. Sie stürzte sich in die Unterlagen der neuen Schule, sie wollte das Schuljahr nicht wiederholen müssen, durch den Wechsel. Zudem hatte sie ihre ganz eigenen Gedanken zu verarbeiten. Charly versuchte zwar an ihrer Älteste ran zu kommen, aber sie verschloss sich immer mehr. Sie redete auch kaum mit Joey und Paddy ging sie komplett aus dem Weg, wenn er man hier war. Schweigsam räumte Charly den Tisch ab und sie hatte auch keine Energie mehr nachzubohren was mit ihren beiden Tennies los war.

Charly ließ sich erschöpft auf das Sofa fallen und massierte sich die Schläfen. "Darf ich?", wurde sie durch Paddys Stimme aus den Gedanken gerissen. Sie nickte nur ohne aufzuhören und vernahm nur das sich das Sofa etwas absenkte. "Harter Tag?", harkte Paddy nach und Charly seufzte. "Teenager! Wenn ich nur halb so ätzend war, verstehe ich das mein Vater mich immer eingesperrt hatte!", gab sie kleinlaut zu. "Sag mal würdest du? Also Joey ist nicht da und von meiner Schwägerin... ich weiß nicht!", stotterte Paddy schon fast verlegen und hielt die Spritze in der Hand. "Warum geht das nicht selbst!", lächelte Charly nur und nahm ihm die Medikamente aus der Hand. "Du weißt doch Nadeln und ich. Ich werd zum Weichei!", gestand er schmunzelnd. "Zum Glück, sonst hättest du noch zu ganz anderen Mitteln gegriffen!", gab Charly zu und setzte ihm die Spritze. "Sind ja nur noch 2 Tage!", fügte sie aufmunternd hinzu. "Ja noch 4 Spritzen!", stellte Paddy fest und er schüttelte sich. "Wie gehts dem Kleinen?", fragte Paddy vorsichtig und ohne das er eine Antwort abwarten musste, sah er wie sich Charlys Augen mit Tränen füllten. Sie presste die Lippen aufeinander und versuchte sich zu beherrschen. "Charly. Hör auf damit. Es macht dich doch nur fertig und du brauchst die Kraft doch!", meinte Paddy leise und Charly schüttelte den Kopf. "Die Mädchen sind einfach schwierig, ich vernachlässige sie nur und dann muss ich noch für Michael stark sein!", presste sie raus und hielt ihren Maske immer noch aufrecht. Paddy schüttelte den Kopf. "Ich habe eine Ahnung warum du so bist. Du willst mir gegenüber keine Schwäche zeigen. Du willst das nie wieder erleben müssen!", sprach Paddy seinen Gedanken leise aus. "Aber Charly. In deiner Situation wäre jeder schon zusammengebrochen und das mit Recht! Du bist nicht Schwach wenn du dich mal fallen lässt. Ich erkenne nur Stärke. Die Stärke einer Wundervollen Mutter, die alle für ihre Kinder tut!", fügte er noch hinzu. In Charly brachen alle Dämme und ihr liefen die Tränen die Wangen runter. Paddys Worte hatte sie getroffen. Sie waren wohl wahr, aber diese Worte aus seinem Mund zu hören war ihr Fremd. Er, der sie erniedrigt hatte bis aufs Hemd. Der sie Krankenhausreif geschlagen hatte. Eingesperrt und behandelt wie Dreck! "Entschuldige mich!", drückte sie nur raus und verließ das Wohnzimmer.

Paddy wusste das es keinen Sinn machte ihr hinterher zu gehen. Er hatte wohl Worte gewählt die ihre Gefühlschaos perfekt machten. Er starrte eine Weile in Leere. "Wo ist Mama?", riss ihn eine Stimme aus dem Gedanken und er sah zur Tür. Da stand Julia. Sein Herz klopfte. Er hatte die Mädchen nicht wirklich oft gesehen und er hatte es auch eher vermieden sie anzutreffen, weil er nicht wusste wie sehr es ihn mitnimmt. "Ich glaub sie braucht mal ihre Zeit für sich alleine!", gab Paddy ihr leise zu verstehen und versuchte zu lächeln. Julia blieb immer noch an der Tür stehen und sah Paddy an. "Habt ihr was am laufen?", fragte Julia so direkt wie nun einmal war, aber deutlich höflicher als das letzte mal. Paddy lächelte leicht und schüttelte den Kopf. "Nein haben wir nicht! Wir kennen uns schon sehr lange und sie hat eben alle die sie kennt gefragt ob sie sich testen lassen wollen. Und ja ich bin eben der passende Spender!", erklärte Paddy ihr und ließ das meinte aus. Er konnte sie nicht anlügen, aber Sachen verheimlichen fiel ihm deutlich leichter. "Aber da war mal was, oder?", bohrte Julie weiter und setzte sich im Schneidersitz auf den Sessel. Sie sah Paddy an. Er musste verlegen den Kopf schütteln. "Ganz schön viele Fragen so spät am Abend!", versuchte Paddy sie abzuwimmeln. Julia grinse ihn an und zuckte mit den Schultern. "Ich hab recht! Das weiß ich auch ohne das du was sagst!", gab Julia triumphierend von sich. "Ich bin da einfach der Falsche mit dem du darüber reden solltest!", gab Paddy ihr zu verstehen und sah auf die Uhr. "Schon was spät!", stellte Paddy fest und Julia seufzte. "Schon gut!", murrte der Teenager und stand wiederwillig auf.

Paddy sah ihr noch was nach. Nach ihrer Ausrasten im Auto und das er sie an die Luft gesetzt hatte, hatte er kein normales Wort mit ihr wechseln können oder auch nicht wollen. Paddys Gefühle fuhren Achterbahn. Ihm war klar das es solche Momente geben wird, war ja auch nicht abwegig wenn sie fast unter eine Dach wohnten. "Fuck Jesus. Sorry for everything! PLZ give me a sign", stieß er zum Himmel und kniff sich die Augen zu. 

Old Chains Of My LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt