27. Der Morgen danach

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Paddy machte die Nacht kein Auge zu. Julia hatte sich tief in die Bettdecke gekuschelt und war in seinem Arm irgendwann eingeschlafen. An Schlaf war gar nicht zu denken. Da war er wieder. Der Kopf Mensch Paddy. Seine Gedanken fuhren Achterbahn. Von Vorwürfen an sich selbst, bis Hass und Mitleid war alles dabei. Und immer wieder die Frage: "Was wäre wenn ich geblieben wäre!" Er konnte er nicht ändern und auch wenn er es sich heute immer noch einredete, sie wären besser ohne ihn dran, sieht diese Situation ganz und gar anders aus. Aber er konnte und wollte Charly nicht in die Erziehung mischen. Er wusste sie tut alles für die Kinder und allgemein konnte er nicht glauben das sie damit was zu tun hatte. Selbst er hatte schon schnell gemerkt das Julia einen starken eigenen Charakter hatte. Sie war als Kleinkind schon eher wie Paddy und hatte immer ihre Wege sich durchzusetzen. Zum Glück war sie noch zu klein um mehr mitzubekommen. Bei Angie ah es anders aus. Das wusste er. Sie hatte noch ganz gute Erinnerung wie er früher war. Er schämte sich so dermaßen für sein früheres Ich, aber andererseits gehörte es zu ihm. Ohne diese Vergangenheit, wäre er nicht die Person von heute.

Am Morgen ging er mit Bowie in den Garten, auch wenn der Hund lieber in den Wald wollte, wollte Paddy in der Nähe bleiben. Er wusste nicht was das alles sollte. Er musste mit Julia reden und vor allem mit Charly. Aber was wollte Julia? Sie hat bewusst nach ihm gesucht, da hatte Günter recht. Er wurde durch das Klingeln an der Tür aus dem Gedanken gerissen. Verwundert ging er zur Tür, es war gerade erst ein mal 9 Uhr in der Früh, und normalerweise kommt um die Urzeit keiner in die Einöde. Er sah in Jimmys Gesicht und starrte ihn regelrecht an. "Hey Bro? Vergessen das ich 2 Nächte bei dir Unterkomme!", lachte dieser und Paddy fasst sich wieder. Vielleicht war es wieder ein Zeichen, dass er nicht alleine war. Und tatsächlich hatte er an Jimmy oder Patricia gedacht, diese anzurufen und um Rat zu fragen.

Beide setzten sich an den Küchentisch und Jimmy sah seinem Bruder an, dass irgendwas los war. Er brauchte auch nicht lange nachzuhaken. Paddy erzählte ihm alles. Er wusste er würde nicht urteilen und bewerten oder gar an irgendwen etwas weitergeben. Paddy war erleichtert alles los zu werden. Er wusste wirklich nicht weiter. Jimmy saß da und sah ihn besorgt an. "Und was jetzt? Was soll ich tun?", fragte Paddy und Jimmy sah ihn immer noch ernst an. "Pad was willst du?", stellte Jimmy die Gegenfrage. Paddy sah ihn verwirrt an. "Ja was willst du? Was fühlst du?", fragte er erneut und Paddy raufte sich die Haare. "Jimmy. Was ich will? Ich will für meine Familie da sein. Seit dem ersten Tag als ich Charly wieder in dem Kaffee gesehen hab. Und nein nicht auf eine krankhafte art. Jedesmal blutete mein Herz die Mädchen zu sehen, und einen Jungen den ich mein Sohn nennen könnte, wenn ich nicht so ein mega Arschloch gewesen wäre. Ich weiß es war besser so das sie gegangen ist, sonst wäre ich wohl irgendwann so auf sie los, dass die Kinder keine Mutter mehr gehabt hätten. Ich hasse mich dafür. Ich hasse das alles und ich hasse es das meine Kinder mich hassen und nicht einmal kennen. Ich hasse mich dafür das es soweit kommen musste, das Charly mich hasst. Und verdammt ich weiß das sie ein Recht dazu hatte. Und jetzt liegt meine Kleine da oben, mit den Nerven am ende, ich weiss nicht warum und wieso. Mein Herz blutet, ich spüre tiefe Liebe, aber sie hasst mich und ist trotzdem hier!", brach es aus Paddy raus und er knallte seinen Kopf immer wieder auf die Tischplatte.

"Ich hasse dich nicht!", vernahm er Julias Stimme leise. Beide Brüder sahen zur Tür. Julia stand in einem viel so großen Pullover von Paddy in der Tür. Paddy schluckte und fasste sich wieder. "Haben wir dich geweckt?", fragte er besorgt und Julia schüttelte den Kopf. "Hey Jules!", lächelte Jimmy sie an. Sie blieb immer noch in der Tür stehen, aber Paddy machte ihr bereits einen Kaffee fertig und stellte die Tasse neben sich. "Du siehst echt kacke aus!", stellte Julia fest als sie sich neben Paddy setzte und ihn ansah. "Du zum Glück viel besser!", entgegnete Paddy ihr. Sie lächelte Beschämt und schlürfte an ihrem Kaffee. "Danke und Sorry. Und nein ich will nicht darüber reden!", meinte Julia ohne ihn anzusehen. Paddy akzeptierte es, doch Jimmy sah ihn ernst an und dann zu Julia. "Sorry Jules. Wir machen uns sorgen! Wir müssen nachfragen. Und wenn er schon seine Eier im Kloster gelassen hat, dann frag eben ich!", haute Jimmy raus. "Kloster?", fragte Julia und sah Paddy an. "Lange Geschichte!", murmelte er und warf Jimmy einen bösen Blick zu. "Du hast Mama wirklich geschlagen?", fragte sie, doch Jimmy unterbrach sie. "Ne Ne so nicht. Erst du dann er!", funkte dazwischen. Paddy war erleichtert das Jimmy da war. Er hatte schon mehr Erfahrung in Kinderdingen, auch wenn Julia schon lange kein Kind mehr war. "Ich möchte nicht darüber reden. Ich bin nicht stolz drauf, aber ich hab meine Gründe!", versuchte Julia sich wieder rauszureden. "Kleines. Hör zu. Ich möchte und werde dich zu nichts zwingen. Aber tue mir ein gefallen. Ehe sowas wieder passiert, bevor du dich verletzt, komm zu mir. Wenn du es nicht schaffst, auch gut. Aber dann gib mir wenigstens Bescheid, dass ich es mir ansehe und versorgen kann. Ich frag dann auch nicht nach. Aber das sind die Bedingungen hier unter diesem Dach. Meine Einzige!", ergriff Paddy das Wort. Selbst Jimmy war erstaunt über solch klare Worte. "Und Heute und Morgen ist Onkel Jimmy da. ich lenk dich schon genug ab. Und fang gleich damit an. Wir gehen mit Bowie raus und der da geht mal ein paar Stunden schlafen. Ist ja schon fast Körperverletzung wie er aussieht!", setzte Jimmy einen drauf, was auch Julia zum schmunzeln brachte. 

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