In letzter Sekunde

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K A D E N
J O H N S O N

Warum war sie einfach so gegangen? Als würde sie vor mir flüchten. Was hatte ich getan? Ich dachte wir wären Freunde.

Jamie Crown kam lachend auf mich zu. "Dein Mädchen ist wohl verschwunden, hm."

Ich konnte seine Kommentare gerade wirklich nicht gebrauchen. Ich machte mir eher Sorgen um Aurora. Mit schnellen Schritten verließ ich die Kantine und entdeckte Archie, ein Kumpel von mir und ein Spieler der Wolves. "Hast du Aurora Black gesehen? Weißes Kleid, braune Haare?"

"Sorry, man", sagte er und lief weiter.

Mist. Ich lief sturr in die dunklen verlassenen Gänge der Watson. Wie anders eine High School bei Nacht aussehen konnte. Ich versuchte Aurora weiter hinten bei den Abstellkammern und Toilletten zu finden. Was sollte ich ihr sagen, wenn ich sie gefunden hatte?

Als ich vor der Mädchentoillete ankam, stockte mir der Atem und die Spucke ging mir aus. Mein Hals war trocken als ich Geschrei hören konnte.

"Nein, lass das!"

"Du schwanzgesteuerter Arsch!"

"Lass mich in Ruhe!"

"Geh weg!"

Die Schreie wurden immer leiser und schwächer, bis ich schließlich nichts mehr hörte. Die Stimme konnte ich eindeutig für Aurora identifizieren.

Ohne zu überlegen, rannte ich in die Mädchentoillete. Und was ich das sah, ließ mich in meinem ganzen Leben noch nie so wütend werden.

Aurora lag hilflos am Boden, die Augen fast geschlossen. Und über ihr - über ihr war der schreckliche Mensch Cole Donovan, der Aurora an den Handgelänken am Boden hielt. Er küsste sie wie wild am Hals und wanderte immer weiter nach unten. Ihr Kleid hatte er bereits hochgeschoben und gerade war Cole dabei seinen Gürtel aufzumachen.

Die Wut beherrschte mich schließlich vollkommen. Ich hechtete auf den Bastard zu und schmiss mich auf ihn. Wir rollten über den Boden. Gut so, er sollte weit weg von Aurora bleiben! Schließlich ergriff ich die Überhand über Cole Donovan und schlug ihm das Gesicht blutig.

"Na, willst du nicht mitmachen, Goodboy?", fragte er lachend und hustete Blut.

Ich spuckte ihm ins Gesicht. Er war betrunken. Wahrscheinlich hatte er Alkohol auf die Party geschmuggelt, auf der er nicht einmal sein sollte!

Er machte sich von mir los und wollte wieder zu Aurora, die immer noch am Boden lag. Doch ich hielt ihn auf und ließ ihn gegen einen Spiegel krachen, der in tausend Scherben zerbrach. Ich hatte sein Blut an den Händen und da wurde mir klar, wenn ich jetzt nicht aufhörte, hatte ich sein Leben beendet. Ich starrte ihm nocheinmal in die Augen, die ich ihn blau geschlagen hatte. Aus seiner aufgeplatzten Lippe kam kein Wort mehr, also ließ ich ihn laufen. Und er verschwand auch.

Sofort wand ich mich zu Aurora. Das Blut pochte wild in meinen Adern. Hilflos lag Aurora am Boden, was mich zerstörte. Cole musste ihr irgendwas eingeflößt haben. Ich kniete mich zu ihr und zog ihr schnell das Kleid wieder nach unten, wo es hingehörte und nicht in die dreckigen Finger von Cole.

"Kaden", hauchte sie.

Ihre Augen waren mit Tränen und Angst benetzt und aus ihrem Gesicht war jegliche Farbe verschwunden. Vorsichtig nahm ich sie im Bräutigamstyle nach oben. Sie wog für mich nichts, aber sie zitterte und ihre Köpertemperatur war sehr weit nach unten gesunken. Aurora hatte keine Kraft, ihre Arme um meinen Hals zu legen. Sie war kalt und blass. Es war der schrecklichste Anblick, den ich je gesehen hatte.

Ich war noch immer voller Adrenalin und Wut. Cole war also tatsächlich ein Vergewaltiger. Ich fühlte mich wie in einem falschen Film. Die Gerüchte stimmten. Wie konnte er Menschen nur so etwas antun? Er gehörte sein Leben lang ins Gefängnis. Zum Glück kam es bei Aurora nicht zu weit. In letzter Sekunde hatte ich sie gerettet...

"Ich bin hier. Du bist in Sicherheit", flüsterte ich und strich ihr eine Sträne aus dem Gesicht.

Ihre Augen schlossen sich...

Mit Aurora in meinen Armen trug ich sie nach draußen. In den Gängen war niemand mehr und in der Kantine konnte ich auch niemanden ausfindig machen. Das war mein Glück! Ich musste Aurora nach Hause bringen. Wohnte sie nicht auf so einer Insel? Man munkelte, dass sie wie eine Prinzessin in einem goldenen Schloss wohnte. Aber wie sollte ich sie hinbringen? Sie konnte nicht aufrecht sitzen, wie betäubt lag sie in meinen Armen. Aber mein Motorrad war schon immer ein Lebensretter gewesen, also stieg ich mit ihr auf mein Motorrad. Ich legte sie auf meinen Schoß und stützte ihren Kopf mit meiner linken Hand. Mit der rechten Hand würde ich das Motorrad starten. Ich atmete tief ein aus. Du schaffst das, Kaden! Bloß keinen Unfall bauen!

Entschlossen startete ich den Motor und fuhr so mit einer Hand Motorrad, Aurora auf meinem Schoß liegend, durch die Dunkelheit Miamis. Der Himmel war grau und trostlos, bald würde ein gewaltiger Sturm aufkommen. Der kühle Wind peitschte uns gegen die Gesichter und ließ somit die schwüle Wärme, die in Miami herrschte, abkühlen. Mein Herz schlug wie verrückt, als Aurora sich mit letzter Kraft an mich schmiegte. Sie brauchte jetzt meine Körperwärme.

Um jeden Preis würde ich sie beschützen...

Aurora BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt