🌕

1K 60 19
                                    

Nachdenklich betrachtete er die Frau in seinen Armen.
Er hatte sich geschworen, sie nicht noch einmal zu verletzen. Nicht durch ihn, nicht durch jemand anderen.
Niemand, außer ihm selbst, war es erlaubt, sich in ihre Nähe zu begeben.
Ben wusste, ihr würde es nicht gefallen. Und sie würde sich wehren.
Aber die Gewissheit, sie in Sicherheit zu wissen, war gerade in diesen Zeiten seine größte Priorität.

Sanft legte er sie nieder.
Normalerweise dürfte sie frühstens nach ein paar Stunden aufwachen, aber er wich nicht eine Sekunde von ihrer Seite.

Was sollte er auch tun?

Sein Kopf war gefüllt mit Angst. Und Wut.
Ein wildes Gewirr aus den verschiedensten Gefühlen. Und doch, war alles was er fühlte, wenn er sie ansah, Mitgefühl. Sorge. Zuneigung.

Es hatte nicht lang gedauert, das zu verstehen. Aber er brauchte Zeit, diese Wahrheit zu akzeptieren. Und das hatte er ihr deutlich gezeigt, so war er sich sicher.

Doch jetzt, wo sie so vollkommen still und friedlich, neben ihm ruhte, kamen alle Gefühle zurück. Und er fühlte Reue, ihre Nähe nicht schon früher, wieder gesucht zu haben.

"Ich weiß, du kannst mich nicht hören", sagte er leise und griff nach ihrer Hand.
Das ist doch lächerlich.
"Aber ich möchte, dass du weißt, das ..", ihm fehlten die Worte.
Wie sollte er all diese Gefühle, welche sich in den vielen Jahren angestaut hatten und die er noch nicht einmal selbst verstehen konnte, nun einer anderen Person offen legen.

Sie hatte ihn verwundbar gesehen. Sie wusste, dass er nicht das Monster war, das er so krampfhaft zu sein versuchte.
Aber sie hatte nicht gesehen, wie sehr sie ihm half.
Rey wusste nicht einmal ansatzweise, wie viel sie ihm bedeutete.

Egal, wie unpassend die Situation gewesen ist. Egal, wie wütend sie ihm gemacht hatte.
Er liebte sie, wie nichts anderes in diesem Universum. Und es schmerzte.

"Ben?", hörte er plötzlich den vertrauten Klang ihrer Stimme.

Augenblicklich schnellten seine Blicke zu ihren Augen. Dann auf ihre Hand und schließlich zurück in ihr Gesicht.

Er löste seine Finger nicht aus den ihren, aber er verringerte den Druck.

"Wo bin ich?", fragte sie, noch immer ein wenig schläfrig.
"In Sicherheit", antwortete Ben wahrheitsgemäß und rückte ein wenig beiseite.
Er wollte sie nicht bedrängen. Er wollte nicht jetzt schon wieder alles kaputt machen.

Rey, deren Sinne allmählich zurückkamen, beobachtete ihn schweigend.

Wieso war er bei ihr? Hatte er nicht so viel besseres zu tun?

"Nein", murmelte Ben daraufhin und wieder trafen sich beider Blicke.

"Rey.."

Es war das erste Mal seit Monaten, dass sie wieder physisch in Kontakt waren. Das erste Mal, dass sie ihren Namen wieder aus seinem Mund hörte.
Sie wusste er war real. Er musste es sein.

"Wie geht es dir?", fragte er schließlich und schien wirklich besorgt zu sein.

"Mir ist schwindlig und ich kann mich nur grob an die vergangenen Stunden erinnern, aber mir geht es gut", antwortete sie ehrlich und er nickte.

Daraufhin verfielen beide in unangenehmes Schweigen.

"Warum hast du mich hier her gebracht?", fragte Rey schließlich und richtete sich langsam auf, wobei sich ihre Hände lösten.

Ben, der sich sichtlich unwohl fühlte, kratzte sich verlegen am Hinterkopf und räusperte sich, bevor er schließlich antwortete.

"Du warst verwundet, ich musste wissen, dass du in Sicherheit bist."

Es war die Wahrheit.

Filmartig wiederholte er alles in seinem Kopf.
Vom Moment, in dem er ihre Präsenz spürte, über ihren Kampf, bis hin zu dem Augenblick, in dem sie verletzt wurde.

"Du hast mich gerettet", flüsterte Rey, die alles in Gedanken verfolgt hatte.

Ben nickte. Er würde es immer tun.

"Danke", fügte sie, diesmal in normaler Lautstärke, noch hinzu und starrte nachdenklich aus dem Fenster, das unweit von ihnen entfernt, einen Blick nach draußen gewährte.

"Du weißt ich würde dich immer retten", erwiderte Ben, der soeben beschlossen hatte, ehrlich zu sein.
Er verbag seine Gefühle nun lang genug. Und sollte sie sich deren Existenz, noch immer nicht bewusst sein, so war heute der Tag, an dem er ihr alles erzählen würde.

"Ben..", entgegnete Rey, die in Gedanken die Geschehnisse der letzten Monate durchging.

Die Macht hatte sie häufig zusammengeführt, aber nur selten, kam dabei etwas heraus, das man als verständliches Gespräch bezeichnen könnte.

Sie hatte die Hoffnung nie aufgegeben, aber sie hatte aufgehört zu kämpfen.

"Nein, Rey, es stimmt", sagte er langsam und holte nocheinmal Luft.
"Ich könnte dich nicht verletzen. Niemals."

"Warum sagst du mir das?", fragte sie in ihrer Unwissenheit, während sie immer verwirrter wurde.

"Weil es Zeit wird, dass du weißt, das du Recht hast."

"Ich war ein Monster. All die Jahre. Aber nach Crait, nach all den Monaten, in denen wir gestritten hatten. Ich kann das nicht mehr."

"Warum bringst du mich dann hier her?", fragte sie erneut und schaute ihn ungläubig an.
"Wir könnten getrennte Wege gehen. Wir könnten versuchen einander zu ignorieren. Ich weiß, wir können uns in diesem Krieg nicht aus dem Weg gehen und wir können auch nicht verhindern, über die Macht vereint zu werden. Aber, wenn du das alles nicht willst, dann finden wir eine Lösung."

Ben lächelte sie traurig an. Sie verstand es noch immer nicht.

"Rey", sagte er und griff zögerlich nach ihrer Hand.
"Ich will dir nicht mehr aus dem Weg gehen. Ich will dir nicht mehr mit all der Wut, mit all der Enttäuschung gegenüber treten, die du die ganze Zeit gespürt hast. Das bin ich nicht. Nicht, wenn ich bei dir bin."

Überrascht, von der plötzlichen Wendung, schnappte Rey nach Luft.

"Ich weiß, ich habe diese Gefühle die ganze Zeit vor dir verborgen. Ja sogar vor mir selbst. Und ich verstehe, wenn du deinen Glauben an jegliches Gute in mir, verloren hast. Ein Wort von dir und ich werde schweigen und deine Zeit nicht länger in Anspruch nehmen. Aber ich muss wissen, dass dir all das bewusst ist."

Unfähig auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen, öffnete sie ihren Mund, um ihn einige Sekunden später, wieder zu schließen.

"Sag mir, dass das die Wahrheit ist", murmelte sie schließlich und musterte seine dunklen Augen, die in diesem Moment tatsächlich so gefüllt von Liebe waren, dass sie beinahe fürchtete, zu träumen.

"Ich liebe dich, Rey. Das habe ich schon immer", antwortete Ben im selben sanften Ton, den sie von ihm kannte, wann auch immer er mit ihr sprach.
Es waren die lieblichsten Worte, die jemals jemand an sie gerichtet hatte. Und nichts in der Welt, konnte sie nun noch aufhalten, ihm zu glauben.

"Ich wünschte", flüsterte sie und näherte sich vorsichtig seinem Gesicht, "du hättest all das schon früher gesagt."
Noch immer schaute sie ihm tief in die Augen.
"Ich werde nicht noch einmal solange warten", erwiderte Ben, dessen warmer Atem gefährlich nah an ihren Lippen lag.
"Ich weiß", antwortete Rey lächelnd und lehnte ihre Stirn gegen die Seine.
"Das werde ich auch nicht."

-----------------------------------------------------------
Heyy,
ich weiß gar nicht, wie lang es her ist, seit ich hier das letzte Mal was veröffentlicht habe :D
Jedenfalls hatte ich vorhin das Bedürfnis, das zu schreiben. (Und ich bin immer wieder selbst überrascht, wie kitschig das hier meistens endet..)
Ich hoffe es gibt noch ein paar unter euch, die das hier lesen :)
Lg und wer weiß, vielleicht kommt ja Mal wieder häufiger was ^•^

Reylo-OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt