Kapitel 64

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„Wir sind da!", brüllt Elena.
„Schau wie schön das hier ist", fügt Adrian hinzu.
Ihr Stimmen rauchen durch mein Ohr, langsam erhebe ich mich und blicke aus dem Fenstern heraus.
„Los jetzt", ruft Elena und zieht mich an meinem Arm hinter sich her.

Dieser Boden fühlt sich so komisch unter meinen Füßen an. Diese ganze Umgebung hier, fühlt sich nicht richtig an. Diese Straße, so breit, dass drei Autos nebeneinander passen. Diese Bäume, die so Tod erscheinen, kaum Blätter, ihr grün ist so verblasst.
Diese Bushaltestelle, überall Schriften und Namen.
Langsam gleite ich mit meinen Fingern über das Schild. Ich habe das Gefühl, als hätte ich das schon einmal gemacht.

Sie steht wohl auf Schilder" , reißt der Ochse mich auch meinen Gedanken heraus.
„Wieso musst du mir immer so auf die Nerven gehen?!", fauche ich.

„Jetzt geht das wieder los. Lass einfach weiter gehen", seufzt Adrian.
Sie gehen voraus, und ich schließe mich ihnen an. Ich kann der Versuchung aber nicht widerstehen, ein paar Mal nach hinten zu schauen.
„Ist alles oke?", besorgt legt Elena ihr Hand auf meine Schulter.
Lächelnd nicke ich ihr zu.

Es ist doch nur eine dumme Bushaltestelle, nur ein dummer Boden, und nur ein dummer Ort.

„Ich hab langsam Hunger bekommen" , mürrisch streichelt sich Adrian über seinen knurrenden Bauch.
„Wie lange ist es denn noch bis zum Hotel?" , entgegnet ihm Elena.
Das frag ich mich auch.
„Sind gleich da" , mischt sich der Ochse ein.
Mir fällt erst jetzt auf, dass er ja die ganze Zeit meine Taschen trägt. War ich vorhin wirklich so vertieft in meinen Gedanken, dass er das für mich übernommen hat?
Mein Blick wandert weiter hoch zu seinem Gesicht.
Er sieht so ruhig aus, er hat so so dunkle Augen, dennoch leuchten sie.
Er dreht sich, und unsere Blicke treffen aufeinander.
Rot angelaufen blicke ich zum Boden.
Sowas passiert auch nur mir.

„So, das ist das Hotel", erklingt seine tiefe Stimme.
„Warum bleibst du stehen?", verwundert schaut Elena mich an. „Geht schonmal vor, ich möchte noch etwas draußen bleiben", ich versuche zu lächeln.
Besorgt starren sie zu mir.

„Komm mit hoch", fordert Luan mich auf.
„Du sagst mir nicht was ich zutun habe, und was nicht", wütend betritt er das Hotel.
Auch Elena und Adrian folgen ihm.

Vielleicht hätte ich es netter formulieren können, aber ich verachte ihn so sehr. Er löst zu viel in mir aus, viel zu viel.

Seufzend schaue ich mich etwas um.
Hier habe ich also mal gewohnt. Wohnen meine Eltern noch hier? Habe ich noch Eltern?

Wieso kann ich mich an nichts erinnern..

Soziopathen können nicht lieben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt