Kapitel 2

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,,Wollen Sie sich nicht vorstellen ?" Gibt der Dozent von sich. Ganz aufmerksam starre ich erneut den Neuen an. Er verzieht keine Miene. Seine Schultern heben sich kurz, aber es kommt kein Laut aus seinem Mund. ,,Dann eben nicht. Wer nicht will, der hat schon." Murmelt der Maulwurf vor sich hin.
Jetzt bin ich nicht mehr die Einzige, die sich bei diesem inkompetenten Dozenten nicht einschleimt.
Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hat er mein Interesse geweckt. Zugern würde ich seine Stimme hören.

Er wirkt so, als würde Nichts und Niemand ihn interessieren. Still begibt er sich auf den freien Platz, der auch noch genau vor mir ist. Die Aufmerksamkeit der Studenten ist auf ihn gerichtet. Die Mädchen himmeln ihn schon regelrecht an, während die Jungs ihn eher abwertend betrachten. Und was tue ich ? Ich weiß es nicht.. Ich hab einfach kein gutes Gefühl bei ihm.

Uniende

Während ich erleichtert meine Sachen packe, begibt sich Chloe zu dem Neuen.
Es ist nicht so, als würde mich das Stören, aber dieses Weib hat jede Woche einen Neuen. Wie kann man nur so nach Aufmerksamkeit dursten?

,,Hey, ich bin Chloe. Hast du Lust mehr von der Uni zusehen? Ich kann dir alles in Ruhe zeigen." Schleimt sie und mal wieder spricht sie um fünf Oktaven höher. Das ist ihre typische Stimmlage, wenn sie einen Jungen attraktiv findet.
Sie fährt sich durch ihr langes Blondes Haar und lächelt stolz mit ihren prallen roten Lippen.
Desinteressiert gehe ich an ihnen vorbei. ,,Ich weiß schon wie alles aussieht." Diese raue aber auch kühle Stimme lässt mich wie angewurzelt stehen. Als hätte er mich in seinen Bann gezogen.
Ich drehe mich um und werde Zeugin von dem göttlichsten Gesichtsausdruck. Wie erstarrt hängt die Kinnlade von Chloe runter.
Ich muss aber ehrlich gestehen, dass auch ich niemals mit einer Abfuhr gerechnet hätte.
Er lässt sie so stehen und geht ohne jegliche Reaktion an mir vorbei.

So einer ist er also. Denkt er, er wäre etwas besseres ? Ich weiß zwar nicht was genau mich gerade so wütend gemacht hat, aber dennoch versuche ich ihn zu überholen, dabei knalle ich aus Versehen gegen seine Schulter. Noch im selben Moment bereue ich es. Ich und mein dummer Dickkopf, ich konnte es wohl wirklich nicht ertragen, dass er mir nichtmal einen Blick zugeworfen hatte.

,,Was ist los mit euch ?" Fährt er mich wütend an.
Nicht mit mir ! ,,Was ist los mit dir? Das war ein Versehen!" Fauche ich zurück. „Geh mir aus den Weg." Seufzt er. Erst platzt er fast vor Wut und jetzt schaut er mich so an, als würde er gleich einschlafen. Muss ich das verstehen ? „Heute noch." Reißt er mich aus meinen Gedanken raus.

Mit zusammengezogen Augenbrauen will ich stolz an ihm vorbeigehen. Ich bin zu übermütig.. Ich trete tollpatschig auf meinen Schnürsenkel, den ich heute morgen nicht fest gebunden hatte, und rutsche dabei aus.
Aus Reflex und Angst vorm Sturz, kneife ich meine Augen ganz fest zu. Statt dem harten Boden, spüre ich zwei kräftige Arme um meine Taille.

Soziopathen können nicht lieben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt