1. Kapitel

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Vor einer Woche bin ich mit meiner Familie hier in Paris angekommen. Meine Eltern erfüllen sich damit einen großen Traum, denn sie wollten schon immer hier leben, doch zuvor war ein Umzug nicht möglich. Nun wurde mein Vater nach Paris versetzt und meine Mutter konnte endlich ihren Traum von einer eigenen Tierarztpraxis verwirklichen. Mein kleiner Bruder war auch begeistert, denn hier lebten schließlich Chat Noir und Ladybug, seine größten Idole. Mir persönlich war das ein bisschen zu viel. Ich finde es beängstigend in einer Stadt zu leben, wo ein Tyrann sein Unwesen treibt. Meine Familie versteht diese Angst nicht. Sie sagen mir ständig, dass ich so sein könnte wie Ladybug und Chat Noir, aber so ist es nicht. 

Als kleines Mädchen schenkte mir mein Vater den Miraculous, ohne zu wissen, dass dieser Anhänger diese Kräfte besaß. Der Miraculous war an eine Kette befestigt und als ich sie mir um machte, erschien uns Lan. Der Wolfskwami erklärte uns, was er ist, aber in meinem Alter verstand ich nicht, was Lan mir erzählte. Damals war mir nur eines klar, ich würde nie wieder alleine sein und ich hatte jemanden zum Spielen. Erst wollte mein Vater mir den Miraculous wieder wegnehmen, doch als er sah, wie glücklich mich der kleine Kwami machte, entschied er, dass ich ihn behalten sollte. Mein Vater gab mir zu verstehen, dass niemand von ihm wissen durfte und ich hatte von da an ein Geheimnis. Als ich älter wurde, wollte ich mehr über Lan, den Miraculous und den mysteriösen Kräften erfahren. Mit elf fingen meine Recherchen an und meine Eltern halfen mir mehr über die Miraculous zu verstehen. Ich verwandelte mich ein paar mal und diese Kräfte machten mir Angst. Wenn ich mich verwandle, dann sind alle meine Sinne geschärft. Ich höre jedes Gespräch, dass ich hören will. Ich sehe Dinge, die ich vorher nie wahrgenommen habe. Rieche Gerüche, die ich nie gekannt habe. Meine Schnelligkeit hat sich auf das 10fache erhöht und meine Sprungkraft ist gewaltig. Ich besitze einen Bumerang, der immer zu mir zurückkehrt und meine Fähigkeit ist es, meinen Gegner für 7 Sekunden zu hypnotisieren, wenn dieser mir in die Augen schaut. Das war mir zu viel Macht und ich beschloss, dass ich diese Kräfte niemals brauchen würde.

Heute war mein erster Schultag und ich war sehr aufgeregt. Ich hatte in Lyon keine Freunde und ich hatte Angst hier ebenfalls keine zu haben. Mit Madame Bustier an meiner Seite betrat ich den Klassenraum und alle sahen mich an. „Guten Morgen ihr Lieben, wir haben eine neue Schülerin in unserer Klasse, ihr Name ist Julie Legrand. Seid bitte nett zu ihr und heißt sie herzlich willkommen bei uns." Ich sah jedem in die Augen, aber bei einem Mädchen machten meine Augen einen Halt. Sie hatte schwarzes Haar, welche sie zu Zöpfen zusammen gebunden hatte und himmelblaue Augen. Sie kam mir irgendwie bekannt vor... „Julie, du kannst dich jetzt hinsetzen." Sagte mir Madame Bustier und ich befolgte ihre Anweisungen. Ich setzte mich in die letzte Reihe und nahm mein Notizbuch raus. Woher kam sie mir denn nur so bekannt vor? Schließlich wohne ich erst seit einer Woche in Paris. Sie ist mir auf keinen Fall über den Weg gelaufen, aber dennoch erinnerte sie mich an jemanden. Während ich in meinen Gedanken vertiefte, zeichnete ich in meinem Notizbuch das Klassenzimmer.

Der Unterricht verging und ich hatte Mittagspause. Ich packte meine Brotdose auf den Tisch und fing an zu Essen, als das schwarzhaarige Mädchen und eine braunhaarige auf meinen Tisch zusteuerten. „Hey, ich bin Alya und das ist Marinette, wir wollten dich herzlich willkommen heißen!" Sagte sie mit einem Lächeln. „Oh ähm... Dankeschön!" Freundlichkeit war ich nicht besonders gewohnt... und diese Freundlichkeit sollte auch nicht lange Bestand haben, denn ein blondes Mädchen kam ebenfalls auf meinen Tisch zu und schenkte mir einen arroganten Blick. „Sag mal, woher hast du eigentlich diese schrecklichen Klamotten her?" Und da war es, ich hatte nur darauf gewartet... ich trug einen kurzärmligen grauen Pullover, einen schwarzen kurzen Rüschen-Rock an dem ausgefranste schwarze Fäden herunterbaumelten und schwarze Overknee Stiefel. Aber da ich derartige Kommentare schon gewohnt war, wusste ich mich zu wehren. „Jedenfalls nicht aus dem Müll, so wie du." Die zuvor wutverzerrten Gesichter von Marinette und Alya wiesen nun ein belustigtes grinsen auf. Der Blondine vor mir entging ihr höhnisches Lächeln. „Wie kannst du es wagen! Du hast wohl keine Ahnung, wer vor dir steht!" „Da hast du Recht, also so wichtig kannst du schon mal nicht sein." Einige aus dem Klassenraum fingen an zu kichern. „Wenn das mein Vater erfährt, der wird dich und deine Familie..." „Oh, du versteckst dich also hinter deinem Daddy, ja? Kannst dich wohl nicht alleine verteidigen." Unterbrach ich sie. Wütend schaute sie mich an. „Das wirst du bereuen Neue, das schwöre ich dir!" „Buhuh, da habe ich jetzt aber Angst." Dann verließ sie wutentbrannt das Klassenzimmer mit einem anderen Mädchen. „Der hast du's aber gezeigt!" Sagte Alya stolz. „Chloé ist echt unmöglich!" Meinte Marinette. „Auf meiner alten Schule ging es immer so zu. Das ist für mich schon gar nichts neues mehr." „Oh man, noch mehr die so sind wie Chloé, das muss ja schrecklich gewesen sein! Ich bin Nino, echt cool, dass du in unserer Klasse bist."

Die anderen Mitschüler stellten sich mir vor und wie redeten über Chloé und ihre Gemeinheiten, bevor der Unterricht dann wieder weiter ging. Am Ende des Schultages ging ich nach Hause. Der erste Tag war gar nicht so übel und es schien, als hätte ich bei den meisten einen guten Eindruck hinterlassen. Vielleicht wird Paris ja doch nicht so übel wie ich dachte, schließlich hat Hawk Moth sich bisher noch kein neues Opfer gesucht. „Siehst du, ich hatte dir doch gesagt, dass hier alles anders wird. Und du hast schon neue Freunde gefunden!" Sagte Lan zuversichtlich. „Neue Freunde? Ich glaube nicht, dass ich schon mit Ihnen befreundet bin, aber es war ein guter Anfang." „So optimistisch habe ich dich ja schon lange nicht mehr gehört!" „Paris ist wahrscheinlich gar nicht so schlecht, wie ich dachte." „Und über was denkst du noch nach?" „Diese Marinette, sie kommt mir irgendwie bekannt vor..." „Aber du hast sie noch nie zuvor gesehen." „Ich weiß, deshalb ist das ja so komisch... Aber vielleicht bilde ich mir auch nur was ein." „Nein, du musst auf deinen sechsten Sinn hören, er hat dich noch nie in die Irre geführt." „Das heißt aber nicht, dass er sich jetzt nicht irren könnte." „Doch genau das heißt das, aber mach dir jetzt keine Sorgen darüber. Darum können wir uns später kümmern. Jetzt habe ich erstmal Hunger!" 

Der verlorene Wolfs-MiraculousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt