03 |"Renn!"

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Erschöpft verließ ich um halb Acht das dunkel gewordene Café, um mich auf den Weg zu mir nachhause zu machen. Schon als ich die schwere Tür des Cafés öffnete, um in die kühle Herbstluft zu gelangen waren die lauten und betrunkenen Stimmen der Kneipe von nebenan zu hören. Sofort bildete sich ein Unwohlsein in meinem Bauch. Das genau hier eine Kneipe sein musste, verstand ich auch nicht. Das Café war zwar alt und etwas heruntergekommen, aber trotzdem gingen viele Menschen gerne hier essen und trinken. Das hatte ich heute genügend beobachtet. Seufzend wandte ich mich von der Kneipe ab und warf einen Blick in die andere Richtung.

Schon seit einer Stunde war die Sonne unter gegangen, weshalb die Dunkelheit die Straßen vollkommen überschüttet hatte. Jetzt sah alles so gefährlich, so einschüchternd aus. Ich verstand wirklich warum Menschen Angst vor der Nacht hatten. Es war still wie in einer Kirche und es war Dunkel. Eine Dunkelheit in der sich Menschen versteckten, die einem oft nichts gutes wollten.

Ich bog in die leicht beleuchtete Gasse ein und bemerkte sofort wie sich mein Atem hörbar verschnellerte. Meine Schritten wurden hastiger, unkontrollierter und hallten lautstark durch die Gasse, was mir bloß noch mehr Angst machte. Ich hörte ein raues Lachen von hinten, weswegen ich mich ruckartig umdrehte, doch niemanden sah. Plötzlich knallte ich gegen etwas und prallte zurück. Keuchend sah ich auf.

Ein Betrunkener Mann stand vor mir. „Kann ich bitte durch.", flüsterte ich und roch den Geruch des Alkohols in Sekunden. Doch anstatt Abstand zu nehmen, kam er mir bloß näher und drückte mich zugleich mit seinen großen, verdreckten Händen an die eiskalte Hauswand. „Lass mich in Ruhe!", Schrie ich aufgebracht und fing an verzweifelt nach ihm auszuholen. Der Betrunkene presste mich so fest an die Wand, das ich ihm nicht entkam und brummte Unzufrieden. Seine Lippen streiften meine Wange und hinterließen eine unangenehme Gänsehaut. Er wusste genau, dass hier niemand war der mir half.

„Bitte.", flehte ich leise und stellte mich schon jetzt auf das aller schlimmste ein. Wer konnte mir schon in dieser Dunkelheit helfen? Die meisten Menschen schliefen und viele die so etwas sahen, ignorierten es einfach. Aus Angst oder weil sie keine Lust hatten selbst in so etwas zu geraten. „Hast du sie nicht gehört!", eine Feste Stimme hallte durch die Gasse. Schwere Schritte kamen uns näher und mit einem mal riss der Fremde, den betrunkenen von mir weg.

Nach Luft schnappend krallte ich mich an der Wand fest und versuchte mich auf meinen zitternden Beinen zu halten. „Renn!", der Fremde verstärkte seine Stimme, weshalb ich ohne nachzudenken los rannte, während mein Blick in seinen Augen versank. Eine Mischung aus blau und grün. Ich wandte augenblicklich meinen Blick ab und spürte meinen Dutt, der sich wie erwartet langsam löste und über meinen Rücken fiel.

An meiner Wohnung angekommen, holte ich hastig und mit zitternden Händen meinen Schlüssel raus und öffnete die Tür. Tief atmend knallte ich die Tür zu und schmiss mich auf das Bett, um irgendwie das Gefühl von Sicherheit wieder zu spüren. Was war das gerade? Und wieso hatte mir dieser Typ geholfen? Okay, sowas war normalerweise üblich, aber heutzutage hätte ich nicht mehr damit gerechnet. Vor allem nicht in der Nacht.

Ich wischte mir meine Tränen weg und warf einen letzten Blick in den Spiegel. Ich sah wirklich schlimm aus.

Psycho 〉Ich bin seinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt