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Ich hab darauf erst einmal keine Antwort. Fieberhaft denke ich nach was ich sagen soll. Dann senke ich den Blick und meine Schultern und Arme sind plötzlich ganz schwer. „Weil ich einer bin." sage ich tonlos. Ich bleibe auf der Treppe stehen unfähig mich umzudrehen oder wegzulaufen. Rian nimmt meine Hand und sagt: „In Matts Klamotten gefällst du mir besser!" Ich schaue sie traurig an und sage: „Ich bin aber nicht Matt." Rian dreht sich nun ganz zu mir um. Da sie auf einer Stufe steht muss sie nicht ganz so hoch schauen. Sie drückt meine Hand und legt ihre andere um meinen Nacken. Dann haucht sie mir einen zarten Kuss auf die Stirn und sagt: „Zum Glück!" sie schaut mir tief in die Augen und sagt: „Zum Glück bist du Daryl." Eine Träne rinnt mir die Wange runter. Seit wann bin ich eigentlich so nahe am Wasser gebaut? Ich schaue sie an und sage: „Ich verdiene mein Geld tatsächlich mit Drogen." Ich hoffe dass sie mich kurz und schmerzlos rausschmeißt. Doch sie lächelt nur und sagt: „So lange du sie nicht schluckst ist das okay. Man kann doch nen Drogendealer sein und trotzdem ein liebenswerter Mensch?" In ihren Augen liegt ein Flehen. Ich weiß nicht weswegen ihr das so wichtig ist aber ich nicke. „Das geht." sage ich. „Hoffentlich" setze ich zaghaft hinterher. Denn ich liebe sie und will sie auf keinen Fall gefährden. Ich hoffe so sehr dass sie in mir einen guten Menschen sieht. Zumindest küsst sie mich jetzt auf der Treppe vor ihrem Haus. Wir hören einen lauten Pfiff und Matt kommt grinsend mit Rana heim. Die beiden tragen noch ihr Arbeitsoutfit und ich muss zugeben dass mein Bruder in seinen Anzug echt gut aussieht.
Wir grinsen uns blöde an. Am liebsten würde ich ihm eine pfeffern. Er hat mal wieder einen romantischen Augenblick zwischen mir und Rian gestört.
Wir betreten die Wohnung und treffen auf die Zwillinge Finn und Eki die gerade kochen. „Tach Kleine!" begrüßen sie Rana. Uns begrüßen Sie mit einem Kopfnicken. „Wir haben die Zimmer oben fertig. Wenn ihr wollt könnt ihr euch eins aussuchen. Nehmt nicht die vor Kopf. Die haben zwar die schönere Aussicht aber Ask und Embla wollen die haben. Die beiden schieben die  Aufläufe in die Öfen. Und stellen kurz das nötigste in die Spüle. Dann nehmen sie uns mit in die zweite Etage. Hier ist ein relativ dunkler Flur von dem mehrere gleich aussehende Türen abgehen. Finn und Eki präsentieren stolz die Zimmer. Sie befinden sich noch im Rohbau. Es ist kein Bodenbelag und keine Tapete an den Wänden. Jeweils zwei Zimmer teilen sich ein Bad. Das Badezimmer sieht cool aus. Es ist richtig groß und hat eine riesige Badewanne und einen Wasserfall als Dusche. Matt ist so begeistert dass er einziehen will. „Ins Bad?" frage ich ihn um ihn zu verarschen. Matt lacht. Er kann sich über alles kaputt lachen. Sogar über sich selber. Das mag ich so an meinem bekloppten Zwillingsbruder.
In den nächsten Tagen verwandeln wir vier die beiden kahlen Räume zu gemütlichen Zimmern. Mein Bruder kann nicht leugnen mein Zwilling zu sein. Ihm gefallen die gleichen Möbel wie mir. Die Mädels haben irgendwie kein Verständnis dafür dass ein Bett auch hübsch aussehen kann. Sie sagen dass es reichen würde wenn man darin schlafen kann. Wir überzeugen Sie dass hübsche Betten einfach hübsch sind und man sich dann gerne im Raum aufhält. „Ich halte mich gerne in einem Raum auf wo nette Menschen drin sind und nicht nette Möbel." sagt Rian verträumt. Ich bin sprachlos. „Punkt für dich!" Hauche ich ihr ins Ohr und küsse dann darauf. Rian lächelt mich beschenkt an. „Lass uns ein Bett kaufen das dir gefällt!" schlägt sie vor. Ich wundere mich. „Dann sieht mein Zimmer nach dir aus." lächelt sie mir verträumt zu. Wir kaufen die selben Möbel zwei mal. Matt und ich haben wirklich den selben Geschmack. Die Zimmer unserer Mädchen sehen so aus als wären es unsere Zimmer. Matt hat ein paar Poster von fetten Motorrädern aufgehängt. Ich habe noch ein paar Poster von coolen Rennautos. Rana und Rian verstauen ihre Waffen in selbstgemachte Waffenständern die Finn und Eki für alle gemacht haben. Selbst die hochnäsigen Schwestern haben Schwerter. Ihre Zimmer sind einfach nur mega geschmackvoll eingerichtet. In Frejas Zimmer hängen Anzüge und Hemden von Ryan. Matt und ich staunen nicht schlecht. Der Kerl hat Geschmack! „Ich wollte schon immer Tür an Tür mit dem reichsten Mann New Yorks wohnen." sagt Matt und lacht schallend über seinen Witz. Ich muss auch grinsen.
Colin und sein Dain sind nicht lebensfähig. So wie Colins Humor ist auch sein Sinn für Ästhetik: einfach grauenhaft! Die beiden haben ihr Zimmer nicht eingerichtet sie haben es verprölt. Rana und Rian betätigen sich instinktiv als Mamas und richten den beidenen ihr Zimmer ein. Sie machen innerhalb eines Nachmittags aus dem Saustall ein ordentliches Zimmer. Adam schaut vorbei und weiß sofort dass Rana und Rian die Innenarchitekten waren. Dain scheint also genau so unbeholfen zu sein wie Colin. Ich beobachte die beiden genauer. Colin ist ja schon keine Plaudertasche aber Dain ist einfach nur stumm. Doch die zwei schauen sich dauernd an. Sie scheinen sich durch Blicke zu verständigen. Es sieht irgendwie interessant aber auch total verstörend aus. Ich habe Colin in den ganzen Jahren in denen ich mit ihm befreundet war nie so häufig lächeln sehen wie heute Nachmittag. Er scheint mit Dain sehr glücklich zu sein. Seine Augen strahlen und sein Gesicht wirkt nicht so verschlossen. Es mag daran liegen dass er sich seine Haare zusammengebunden hat und sie ihm nicht vor dem Gesicht hängen. Adam ist wie Colin hier eingezogen. Der passt auch hier her denke ich. Er ist von den übrigen durchtrainierten blonden Riesen kaum zu unterscheiden.
Wir schauen uns noch ein wenig die anderen Zimmer an. Die ganze Familie ist krass drauf. Außer die Zimmer von Embla, Dain,Freja, Rana und Rian sind sie alle karg eingerichtet. In Den Zimmern von Thorsten und Tjorben ist nichts persönliches außer der Waffen. Finn und Eki haben aus ihren Zimmern Wekstädte gemacht und Ask hat nichts außer einer Reisstrohmatte in seinem Zimmer. Als ich lachend bemerkt habe dass da einer noch nicht eingerichtet ist hat Rian mich ungläubig angeschaut. „Wieso? Ist doch alles drin?" hat sie gesagt. Ich habe dann erfahren dass sie die letzten 10 Jahre so gelebt haben. Im Tibetischen Kloster gab es keine Betten oder weiche Kissen.
Von unten kommt ein Schrei: „Notfall!" brüllt jemand durchs ganze Haus.

DarylWo Geschichten leben. Entdecke jetzt