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Ryan schaut mich an und sagt: „Wieso ‚erst'? Du meintest wohl ‚schon'! Du heiratest schon in sechs Monaten!"  Ich schaue ihn blöd an und verstehe nicht was er von mir will. Ich heirate doch erst in einem halben Jahr. Freja lacht leise. „Für einen Anfang zwanzig jährigen dauert ein halbes Jahr länger als für dich, Schatz!" Freja lächelt Ryan liebevoll zu. Er schaut etwas zweifelnd und runzelt die Stirn. Freja erklärt ihm: „Junge Menschen, vor allem Kinder leben noch ganz in der Gegenwart. Erinnere dich mal daran wie lang früher für dich die Adventszeit war. Matt und Daryl leben noch ganz in der Gegenwart. Je älter du wirst desto schneller rinnt die Zeit." Ryan schaut sie immer noch zweifelnd an. „Du lebst son bisschen in der Zukunft. Du planst immer was du in der Zukunft tun möchtest. Deine Gegenwart nimmst du kaum noch wahr. Du lebst für das Morgen. Wenn du dich dagegen mit dem alten Joe  von  nebenan unterhältst dann merkst du dass der ganz in der Vergangenheit lebt. Er erzählt immer von früher." Ryan grinst. „Der ist cool. Der hat so viel erlebt." „Ja eben. Und davon zehrt er. Die Gegenwart ist für ihn irrelevant." Freja schaut Ryan direkt an. Der schmunzelt ein bisschen als er zu uns schaut und sagt dann: „und Matt und Daryl sind noch Kinder?" Wir schauen sofort empört und Freja grinst. Dann schaut sie plötzlich ernst. „Nicht wirklich. Aber wenn du als Drogendealer arbeitest hast du einfach keine Zukunft über die du nachdenken willst. Du hast gar keine andere Wahl als im hier und jetzt zu leben. Schon morgen kannst du im Knast oder von seinen ehemaligen Kumpels erschossen sein." Matt und ich schauen uns an und wir wissen dass sie Recht hat. Beschämt senke ich den Kopf. Wieso sind die hier alle bloß so schlau. Ich hab mir nie darum Gedanken gemacht in welcher Realität ich warum lebe. Dass die Adventszeit nicht mehr so heimelig und geheimnisvoll ist wie früher hab ich ja schon mitbekommen. Rian streichelt mich und gibt mir einen Kuss. „Es wird Zeit dass du an unsere Zukunft denkst. Lass uns die Hochzeit planen." Sagt sie ganz liebevoll. Ich schaue zu Finn weil ich mich vergewissern muss ob ich sein OK dazu habe. Schließlich weiß ich ja noch gar nicht ob ich überhaupt noch gesund bin. Finn lächelt aber und nickt.
Wir verabreden uns zum Essen gehen am nächsten Abend. Heute ist es schon zu spät und wir gehen ins Bett. Ich kann kaum einschlafen weil ich erst einmal meine Gedanken sortieren muss. Das war viel heute Abend. Das Gespräch mit Finn, dann Ryan und seine Hochzeitsplanung und vor Allem meine Angst dass ich nicht mehr gesund sein könnte. Ich hab mir da nie einen Kopf drum gemacht aber seit dem ich Rian habe möchte ich mit ihr eine gemeinsame Zukunft haben und vor allem sie nicht gefährden. Ich bin ganz niedergeschlagen weil ich nicht weiß wie Alfred reagieren wird wenn er rausfindet dass ich doch ein Mädchen habe. Ich muss wohl geweint haben denn Rian küsst mir die Tränen Weg. „Was ist los?" fragt sie ganz lieb. Ich drehe mich zu ihr und lasse mich von ihr in die Arme ziehen und beichte zum zweiten Mal mein Leben. Sie krault mir dabei meinen Nacken und hört mir einfach nur zu. Als ich fertig bin küsst sie mich und sagt mir dass sie mich liebt und immer für mich da ist egal was passiert. Ich bin so gerührt. „Aber was ist wenn ich krank bin?" frage ich. „Das werden wir dann sehen. Mach dir keinen Kopf. Wenn du was hast werden Tjorben oder Thorsten schon wissen was zu tun ist. Lass dich erst testen bevor du verzweifelst." „Aber wenn ich dich anstecke?" frage ich und ein Band legt sich um mein Herz und drückt es ab. Rian schaut mich lieb an und sagt: „Wir verhüten doch. Mach dich nicht selber fertig."
Irgendwann schlafe ich in ihren Armen ein. Als der Wecker am nächsten morgen schellt habe ich das Gefühl dass ich mit der Dampfwalze überfahren worden bin. Rian schleppt mich zur Arbeit und nach der Arbeit fahren wir direkt ins Krankenhaus zur Blutentnahme. Thorsten kümmert sich um mich und er ist superlieb. Er wirkt so souverän dass mir selbst dann nichts peinlich ist als er mich nackig macht und in jede Körperöffnung von mir guckt bzw. fühlt. Er beruhigt mich sehr indem er mir nach der körperlichen Untersuchung sagt dass ich nichts auffälliges habe und wenn ich krank wäre er schon erwarten würde dass er was sehen würde. Er nimmt mir Blut ab und sagt dass wer heute Abend mit den ersten Ergebnissen heim käme. Einige Tests würden allerdings länger brauchen. Rian sagt: „Siehst du, da hast du ganz umsonst heute Nacht geweint. Thorsten legt mir eine Hand auf die Schulter und sagt: „Du brauchst keine Angst haben. Selbst wenn wir was bei dir finden sollten, wovon ich nicht ausgehe, selbst dann haben wir das so früh entdeckt dass wir gut mit der medikamentösen Therapie die Krankheit eindämmen oder heilen können. Je nachdem was du hast. Aber Rian hat recht: du kannst nachher entspannt eure Hochzeit planen. Ryan wird euch chic ausführen. Das Essen dort ist echt lecker." Ich schaue ihn schüchtern an und merke wie der Knoten um mein Herz sich langsam löst.
Ich gehe fröhlich mit Rian heim. Ich bin echt erleichtert dass Thorsten mir die Angst genommen hat. Finn, Eki und Matt begrüßen mich indem sie mir die Frisur zerstrubbeln. Die drei haben sich offensichtlich auch Sorgen gemacht. Ich grinse die drei erleichtert an. „Was ziehst du nachher an?" fragt mich Matt. Ich bin ratlos. „Thorsten meinte das Restaurant das Ryan sich ausgesucht hat sei chic. Rana und Rian verziehen die Gesichter. „Meinst du wir können ihn überreden mit in die Pommesbude zu gehen?" fragt Rana. Finn und Eki lachen. „Ryan in der Pommesbude? Das kann ich mir nicht vorstellen. Da Mark und Finja gerade nach Hause gekommen sind mischt sich Mark in unser Gespräch ein. „Vergiss es! Ryan hasst Fast Food." Rana schaut ihn ziemlich enttäuscht an. Er zuckt entschuldigend mit den Schultern. „Tut einfach so als würdet ihr euch freuen." rät uns Finja. „Schaut nicht so enttäuscht. Immerhin seid ihr eingeladen."

DarylWo Geschichten leben. Entdecke jetzt