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Ich mag Ryans unkomplizierte Art an Dinge ran zu gehen und keinen Stress zu machen wo keiner ist. Colin und Dain nehmen ihre Jungs ja eh mit auf Arbeit und da dürfen Matt und ich das auch. Carlo und Rico dürfen mit Finn und Eki durch die Firma stiefeln. Finn und Eki reparieren ständig irgendwelche Sachen. Sie sind sehr geschickt in solchen Dingen. Ich habe keine Ahnung weswegen sie das nicht zu ihrem Beruf machen. Aber die beiden haben beschlossen faul zu sein. Sie sagen dass sie keinen Bock auf Arbeit hätten. Aber sie stehen in aller Herrgottsfrühe auf um mit Colin und Dain zusammen zur Arbeit zu fahren um auf die beiden Babys aufzupassen. Und wenn sie schon mal in der Firma sind können Sie sich um defektes Mobiliar oder Türen oder Fenster kümmern. Sie sind schnell und gründlich wenn es darum geht Dinge zu reparieren. Außerdem entkalken sie die Kaffeemaschinen und sorgen nun halt noch für unsere Buben. Zumindest so lange bis wir einen Kindergartenplatz für die beiden haben.  Das mit dem Kindergarten klingt ja super. Unsere Buben zwischen anderen Kindern, einfach mal Kind sein und Normalität erfahren. Doch die Realität sieht anders aus. Rian und mir zerreißt es das Herz Carlo dort zu lassen. Matt und Rana geht es bei Rico nicht besser. Als unsere Buben dann noch verzweifelt nach uns schreien rennen wir wieder panisch zu ihnen.
Die Eingewöhnung wird hart. Also für mich und Rana. Ich habe einfach Angst um meinen kleinen Jungen. Er hat so viel Schlimmes erlebt und ich habe keinen Schimmer ob er jemals mit anderen Kindern gespielt hat. Die Kindergärtnerin erklärt mir dass es darum besonders wichtig sei dass unsere Buben nun lernen mit anderen Kindern klar zu kommen. Es fällt mir so schwer. Als Matt und ich darüber diskutieren schaltet sich Mark ein. „Hör mal Daryl, ich war nie im Kindergarten und konnte nie lernen wie man spielt. Glaub mir, meine Grundschulzeit war die Hölle. Ich hatte keine Ahnung wie man mit anderen Kindern spielt. Erst in der Junior High hat sich einer erbarmt und mir beigebracht wie man Kind ist. Ich bin heute noch komisch und ihr lacht über mich weil ich manchmal nicht weiß wie man sich normal benimmt. Nimm deinem Kind nicht die Möglichkeit sich so normal wie möglich zu entwickeln. Er hat schon so viel durch gemacht, da braucht er keinen Erwachsenen der sich hilflos an ihn klammert." Ich schaue Mark entsetzt an. Ich will dass mein Kind wird wie ich und nicht wie dieser komische Kauz. Mark schaut mich völlig lieb an. Er wirkt wie ein Schuljunge, nicht wirklich älter als Francesco und Ernesto. Und komisch ist er alle Male. Er ist viel zu nah am Wasser gebaut, zürnt ständig seiner Finja, hängt an Ryan als sei der ein Gott und hat kein bisschen Sinn für Humor. Außerdem hängt er etwas zu innig mit Rana rum. Aber das behauptet nur Matt. Seit dem der Finja geküsst hat glaube ich ihm das nicht mehr. Da muss was anderes dahinter stecken.
Ich starre Mark wahrscheinlich etwas blöde an. Er lächelt jedenfalls und meint: „Du wirst das schon richtig machen." Dann steht er auf und geht weg. Ich schaue ihn entgeistert hinterher. Matt schaut finster. „Du solltest auf ihn hören. Wenn du nicht willst dass Carlo nen Freak wie er wird." Ich schaue Matt an und sage automatisch: „Mark ist kein Freak! Er ist irgendwie cool. Er scheint sich gut zu kennen und weiß warum er so ist wie er ist." Matt schaut mich an als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Wenn du meinst." brummt er. Aber du solltest trotzdem auf ihn hören. Ich nicke seufzend. Ich hab so Angst um Carlo würde ihn am liebsten vor der ganzen Welt beschützen. Witzigerweise geht es Rana genau so. Matt und Rian sind die vernünftigeren Eltern.
Dass Carlo und Rico Matt und mir super ähnlich sehen fällt einfach auf. Fast jeder sagt es. Aber als Finn und Eki uns mal damit aufziehen dass es ja nicht auszuschließen sei dass wir die Erzeuger seien rechne ich nach. Mit 16 sind Matt und ich an unserem Geburtstag von Onkel Caesar auf nen Puffbesuch eingeladen worden. Es war aufregend und ekelig zugleich. Doch das Üble war: wir wussten noch nicht dass Verhüten wichtig ist. Ich beschließe auf Nummer sicher zu gehen und den Vaterschaftstest zu machen. Ich rate Matt das auch zu tun. „Rechne mal mach!" sage ich ihm und Finn und Eki lachen dreckig. „Gabs zum achtzehnten nen Puffbesuch?" johlen sie. Matt schaut betreten aber ich grinse. „Zum sechzehnten." erkläre ich. Die beiden grinsen. Als ich den Test abgeschickt habe habe ich ein mulmiges Gefühl im Bauch. Was ist wenn es meine Söhne sind? Wie kann ich dann Rico bei Matt und Rana lassen? Aber kann ich den beiden ihr Kind weg nehmen? Die lieben ihren Rico abgöttisch. Oder noch schlimmer: wenn Matt der Vater ist und meinen Carlo haben will? Wie werden wir uns einigen? Würde ich es aushalten für Carlo nur noch der Onkel zu sein und nicht der Vater. Ich zermartere mir nächtelang mein Gehirn. Rian fragt mich manches mal was mit mir los sei. Aber ich weiche stets aus mir sei nicht gut oder ich hätte schlecht geschlafen. Das stimmt im Prinzip ja auch.
Als der Brief ankommt drehe ich fast durch. Ich kann ihn einfach nicht öffnen. Ich habe Angst und bekomme Schweißausbrüche wenn ich den Brief nur in der Hand halte. Darum verbrenne ich ihn.
Irgendwie merkt Rana dass ich schräg drauf bin. Ich habe in letzter Zeit ja so sehr viel mit der Liebsten meines Bruders zu tun und sie kennt mich wohl inzwischen ganz gut. Zumindest so gut dass ich ihr nicht Vorspielen kann dass alles gut ist. Ich glaube dass es gut tut mich ihr anzuvertrauen. Ich verrate ihr dass ich den Brief bekommen habe und dann heule ich sie voll indem ich ihr von meinen Ängsten erzähle. Sie reagiert total lieb. Sie umarmt mich tröstend und sagt: „Bevor du dir über die Konsequenzen deinen hübschen Kopf zerbrichst solltest du doch erst einmal das Ergebnis kennen." Ich gestehe ihr dass ich den Brief verbrannt habe. Sie fragt: „Aber quält sich die Ungewissheit nicht noch mehr?" „Ja!" schluchze ich. Ich hatte gehofft dass meine Angst verschwindet wenn ich den Brief vernichte. Aber das hat nicht geklappt. Rana schaut mich mitfühlend an und sagt: „Ich kenne das Ergebnis."  Ich bin sprachlos. „Woher?" frage ich perplex.
„Matt hat den Test auch gemacht. Ihr habt identische DNA. Euch kann man biologisch nicht auseinanderhalten." Hui, das wusste ich nicht. Das ist ja eine ganz heftige Wendung der Geschichte. Ich frage deshalb nach:
„Dann kann Matt der Erzeuger sein und bei mir steht ich bin's?" „Ja." sagt Rana und schaut mir tief in die Augen. „Und?" frage ich. „Nein." sagt sie. „Es tut mir leid. Ihr seid zu 89 Prozent mit den beiden verwandt aber nicht die Erzeuger." In dem Moment fällt mir eine riesige Last von den Schultern aber zugleich bin ich unendlich traurig dass es nicht unsere Söhne sind. Ich heule wie ein Schlosshund. All die Angst meiner schlaflosen Nächte heule ich Rana gegen die Schulter. Sie krault mir beruhigend den Nacken doch es ist Carlo der mich beruhigt. „Warum weint Papa?" fragt er. „Weil er traurig ist." erklärt Rana dem Kind. „Papa, du musst nicht traurig sein. Ich hab dich lieb." tröstet mich Carlo. Ich kann gar nicht anders als ihn anzulächeln und zu umarmen. „Danke, mein Schatz! Ich hab dich auch lieb." Sage ich meinem kleinen Engel.

DarylWo Geschichten leben. Entdecke jetzt