Finn fragt mich ob wir nicht abends noch ein Bier auf der Dachterasse trinken sollen. Ich hab keine Ahnung was er von mir will und schaue Rian fragend an. Sie lächelt mir aufmunternd zu und gibt mir einen flüchtigen Kuss. Dann nickt sie Richtung Finn und lächelt. Also folge ich ihm. Es ist arschkalt da oben. Finn gibt mir als erstes einen Schnaps und hat dann ein heißes alkoholisches Getränk. Ich schaue ihn erst angewidert an als er es mir anbietet. Doch das Zeugs schmeckt süss und lecker. „Das ist Met. Das gibts nicht in den USA." erklärt er. „Ich dachte hier oben was warmes ist besser als Bier. Ich grinse ihn zu und frage: „Warum sitzen wir hier? Ich denk mal nicht dass du mir die Sterne zeigen willst?" Finn lacht. Er hat ein klares, lustiges relativ helles lachen. „Ich könnte dir die Sterne erklären. Schau, ohne die Sterne hätten wir Wikinger nie die Weltmeere befahren können. Auf den Drachenboten gabs kein Navi. Wir mussten die Sterne lesen können. Kennst du die Sternbilder?" Ich schaue Finn ungläubig an. „Nein!" sage ich und wundere mich. Finn schaut in den Himmel und sagt dann: „Hier mitten in New York sieht man die Sterne nicht gut. Du solltest mal den Himmel über Lappland sehen. Da hast du das Gefühl es ist das Tor in andere Welten. Asgard ist dort greifbar." Finn seufzt. Ich frage: „Wir sitzen nicht ernsthaft hier um über den Himmel zu sprechen, oder?" Finn grinst. „Nein. Ich wollte dich ausfragen was du in der Gang gemacht hast, warum sie dich umbringen wollten und ob du weißt warum sie es anscheinend immer noch wollen." Ich schaue ihn an und frage mich ob ich es wagen kann mich ihm zu öffnen. Er wird mein Schwager also wage ich es und vertraue ihm meine Biografie an. „Ich habe die Verhandlungen für die Einkäufe und Verkäufe der Drogen gemacht. Meist fanden die Verhandlungen in meinem Haus statt. Dort wurde das Ganze als Party getarnt. Keine Ahnung wieso aber Al Masri wollte es so. Ich glaube damit die Zuhälter den Stoff für Ihre Nutten abzwacken konnten. Ich fand die Partys immer scheisse. Die Mädels haben immer alles vollgekotzt und das Aufräumen war ekelig. Ich hab oft auf Al Masri geschimpft dass ich das echt scheisse finde, dass er mir die kaputten Gestalten in mein Haus hetzt. Ich dachte ja Alfred wäre mein Freund und ich könne ihm meinen Frust anvertrauen. Dass er direkt zum Boss rennt um mich anzuschwärzen hätte ich nie im Leben erwartet. Dafür waren wir zu eng befreundet." Ich vertraue ihm alles an. Jedes Detail das mir einfällt erfährt er. Finn sitzt die ganze Zeit still neben mir und schaut mich interessiert an. Er hört einfach nur zu. Das tut gut. Manchmal fragt er Kleinigkeiten nach. Am Ende habe ich ihm alles anvertraut. Sogar meine Angst dass ich mich bei den Huren irgendwie angesteckt haben könnte. Ich hab so Schiss vor den ganzen Krankheiten wie HIV, Hepatitis und wie sie alle heißen. Finn fragt: „Hattest du denn ungeschützten Sex?" Ich verneine aber so ganz weiß man ja nie. Dann geh doch zu Thorsten und lass dich testen. Ich werde rot. „Ich glaube ich würde mich schämen." erkläre ich. „Er nimmt nur ein bisschen Blut ab. Wenn du willst kann ich das für dich tun. Das Blut wird dann im Labor untersucht. Da ist nichts peinliches dran." Ich blicke lange in die Ferne. Er legt mir einen Arm um die Schultern und fragt: „Wovor hast du Angst?" „Dass ich krank bin." antworte ich. Er brummt und sagt: „Dann solltest du dich besser gestern als heute testen lassen." ich fange an zu zittern. „Und wenn Rian mich dann verlässt?" frage ich mit brüchiger Stimme. „Warum sollte sie das tun?" fragt Finn erstaunt und zeigt mich enger an sich. „Wenn ich zum Beispiel HIV positiv bin will sie doch nichts mehr mit mir zu tun haben." Finn zieht meinen Kopf gegen seine Schulter so dass ich ein bisschen dagegen weinen kann. „Du kennst Rian nicht gut. Sie liebt dich und sie würde dich nie verlassen. Und schon gar nicht wegen irgendeiner lächerlichen Krankheit. Du bist ihr wichtigster Mensch. Sie wird dir beistehen und ihre Familie auch." Ich mache ein ungläubig schnaubendes Geräusch. „Glaub mir, Thorsten und Tjorben werden sich darum reißen dir zu helfen. Falls du es noch nicht gemerkt hast du bist jetzt ein Teil dieser Familie. Wir halten zusammen. Nicht nur wenn es gut läuft sondern vor allem wenn es nicht gut läuft." Ich bleibe einfach in Finns Arm liegen. Er ist mein Schwager. Ich werde seine kleine Schwester heiraten. Er kennt jetzt mein Leben. Jedes schmutzige Detail und er schuppt mich nicht über den Dachrand sondern hält mich warm und ist für mich da. Ich hab so ein Gefühl der Geborgenheit nicht mehr gehabt seit Oma uns rausgeworfen hat. Bei Oma war es ähnlich. Ich hab gedacht sie würde mich immer lieben. Bis zu dem Tag als sie beschlossen hat uns vor die Tür zu setzen hatte ich gedacht dass ihre Liebe bedingungslos sei. Doch sie wollte nur die lieben Ortega Jungs haben. Auf Ärger hatte sie keine Lust. Bei Finn ist es anders. Diese Familie akzeptiert dass ich kein unbeschriebenes Blatt bin. Sie haben mich vor dem Tod bewahrt und nun hilft mir Finn mit meiner Angst. Ich glaube dass ich ihm vertrauen kann und Thorsten und Tjorben sich auch um meine Gesundheit sorgen wenn es so weit sein sollte. „Erzähl mir von deiner Kindheit!" fordert Finn mich auf. Er gießt noch einmal von seinem heißen Met nach und ich fange an zu erzählen. Wir lachen gemeinsam über Matts und meine Streiche, er weint als ich vom Tod unserer Eltern erzähle und wie sich die Familie zerstritten hat weil keiner Matt und mich aufnehmen wollte. Er grinst über Colin und was wir mit ihm alles erlebt haben. Dann frage ich ihn ob er nicht mal was über sich erzählen will. Er schaut mich mit seinen unverschämt blauen Augen an und wir tauschen die Plätze. Jetzt nehme ich ihn in den Arm und er lehnt sich an.
Er erzählt von einer unbeschwerten Kindheit in Lappland. Sie haben bei ihrer Oma auf den Dorf gelebt weil ihre Eltern in Stockholm leben und dort den Drogenring dominiert haben. „Grenson!" sage ich weil ich gerade eins und eins zusammen zähle. Finn nickt. Du kennst unseren Dad. Dann berichtet er über Dains Bruder Lasse der auf offener Straße erschossen wurde. Wie Dain wahnsinnig geworden ist. Wie die Geschwister Dain am Leben gehalten haben. Wie die Kinder ins Ausland verfrachtet wurden. Wie sie plötzlich weit weg von daheim jeden Tag unter dem Drill gelebt haben. Wie sie den Alltag ausgehalten haben und sich gegenseitig unterstützt haben. Dass Ask ein Vater und Freja eine Mutter für ihn ist. Wir haben uns gegenseitig unser ganzes Leben gebeichtet und ich glaube ich habe seit heute einen neuen besten Freund. Ich küsse ihn auf den Kopf und streichle sanft seinen Nacken. Doch irgendwann geht auch der schönste Abend vorbei und wir gehen wieder rein. Rian und Rana sitzen mit Ryan und Freja vor dem Kamin. Wir setzen uns dazu und ich kuschle mich an Rian. Als nach einer Weile Matt und Eki dazu kommen weiß ich dass mein Seelenstriptease nicht so spontan war wie ich dachte. Matt wird das gleiche mit Eki gemacht haben. Wir sitzen noch lange vor dem Kamin und Ryan fragt uns ob wir nicht mal Lust hätten unsere Hochzeiten zu planen. Ich bin erstaunt. Die Feier soll doch erst im Mai stattfinden und wir haben gerade mal November.
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Daryl
FanfictionAngelehnt an meine Matt Geschichte werde ich Daryl näher beschreiben. Ist wieder nur meine Phantasie, die Personen sehen aber aus wie in dem Spiel