Kapitel 4

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Nach einem langen Arbeitstag packte ich meine Sachen und Sarah kam noch kurz in mein Büro. "Ich wollte noch mit dir über etwas reden. Hast du noch kurz Zeit?", fragte sie.
"Ja klar. Was ist los? Du siehst etwas nervös aus.", antwortete ich, setzte mich und deutete ihr das auch zu tun.
"Heute Morgen kam dieser Brief hier. Von dieser Modefirma, in die ich wollte, bevor du mir die Stelle angeboten hast. Damals hatte ich mehrere Absagen bekommen, doch jetzt wollen sie mich als leitende Assistenz. Ich kann es immer noch nicht ganz fassen, dass sie mir das anbieten. Aber das würde eben auch bedeuten, das hier aufzugeben.", erzählte Sarah.
"Ich hoffe, du hast denen schon zugesagt, bevor sie es sich anders überlegen."
"Nein, habe ich noch nicht, denn was wird mit der Praxis? Ich weiß, dass du den Papierkram nicht alleine geregelt bekommst. Außerdem bin ich dir unglaublich dankbar, dass du damals diese Stelle für mich hattest. Ich wäre sonst vermutlich auf der Straße gelandet, weil ich nicht rechtzeitig eine Stelle gefunden hätte. Ich möchte so lange bleiben, bis du jemand neuen hast und ich denjenigen noch einarbeiten kann."
"Ich denke nicht, dass das noch nötig sein wird, Sarah. Wenn du jetzt etwas anderes hast, mit dem du zufrieden bist, werde ich die Praxis aufgeben und mal etwas anderes ausprobieren. Ich habe nämlich auch eine Anfrage bekommen. Ich freue mich so für dich. Die Stelle wolltest du doch schon so lange. Das müssen wir unbedingt feiern. Hast du morgen Abend Zeit? Dann können wir darauf anstoßen."
"Hattest du da deine Finger im Spiel, Susan? So viele Zufälle kann es doch gar nicht geben."
"Ich? Wie kommst du denn darauf? Vielleicht habe ich unter Umständen ein paar Kontakte spielen lassen. Aber mit so einer Position hätte ich nicht gerechnet. Das hat dann wohl nur etwas mit deiner Qualifikation zu tun." "Oh, danke, danke, danke!!!!"

Bevor ich endgültig das Büro verließ schrieb ich noch eine kurze SMS: Danke, Jim. Das ging aber schnell. Sarah hat sich super gefreut. Und ich mich natürlich auch.
Dann fuhr ich nach Hause. Sherlocks Brief im Gepäck. Irgendetwas daran kam mir merkwürdig vor. Ich hatte so ein Gefühl, dass er etwas darin versteckt hatte. So holte ich ihn noch einmal heraus und setzte mich damit aufs Sofa. Als ich ihn öffnete, sah er aber nicht mehr so aus, wie vorher. Auch die Rückseite war beschrieben. Das war sie vorher hundertprozentig nicht gewesen. Doch wie? Ich betrachtete das Papier erneut. Oh! Ich hatte es auf die Heizung gelegt. Bestimmt war das eine Farbe, die auf Wärme reagierte.

„Ohne dich ist es nicht dasselbe. Ich habe einen neuen Fall, der für dich interessant werden könnte. Es gab einen anonymen Hinweis. (Lestrade wird da sonst hineingezogen.) Bitte ruf an oder komm vorbei, wenn du das hier liest. Du hast mein Rätsel gelöst, also hätte ich dich gerne wieder im Team.

-SH"

Das klang schon mehr nach Sherlock. Doch wirklich viel gab er ja nicht an Infos preis. Und was sollte diese Anspielung auf Greg schon wieder? Ich würde Sherlock ganz bestimmt nicht anrufen. Das wäre ja auch zu schön. Ein bisschen auf Geheimnis machen und schon meldet sie sich. Das würde nicht bei mir funktionieren. „Stimmt's, Julia? Nicht mit uns. Na los, wir gehen raus spazieren." Ich wollte diesen dämlichen Brief aus meinen Gedanken verbannen. Und es war nach der Explosion im Treppenhaus auch in meiner Wohnung noch etwas Arbeit liegen geblieben. So musste z.B. eine Wand noch wieder frisch tapeziert werden. Dazu fiel mir ein, dass ich Jack noch zurückrufen wollte. Das würde ich nach dem Spaziergang mit Julia endlich in Angriff nehmen.

Es war schon dunkel an diesem frühen Winterabend und der Himmel war sternenklar. Ich ging mit Julia im Park etwas außerhalb der Wohnsiedlung spazieren. Um noch mit ihr zu spielen und herumzutollen, war es zu spät. Im Sommer bot es sich an nach der Arbeit mit ihr in den Park zu gehen und das Wetter zu genießen, doch im Winter war es dunkel und kalt. Doch zum Nachdenken war das ideal, denn man traf auf fast niemanden und hatte seine Ruhe.

Und heute dachte ich nach über Greg Lestrade. Er hatte Gefühle für mich, soviel stand fest. Er war immer da und erreichbar, wenn ich ihn brauchte, dann der Kuss und die Aussage, dass es ihm ernst mit mir war. Doch was wollte ich? Er war nett und hilfsbereit, lustig, gutaussehend, fürsorglich, aber irgendetwas ließ mich an meinen Gefühlen zweifeln. Was war mit Sherlock? Wollte ich all das wegwerfen? Ich konnte nicht ewig sauer auf ihn sein. Doch bezweifelte ihm je wieder derartig vertrauen zu können. Und schon wieder waren meine Gedanken bei ihm. Hatte wohl nicht so gut geklappt ihn aus meinen Gedanken zu verbannen.

Zuhause setzte ich mich aufs Sofa und starrte das Telefon an. Wieso war alles so kompliziert? Warum musste ich alles regeln? Oder machte ich mir einfach nur alles selbst so verdammt schwer? Wenn das so weiter ging könnte ich mich bald selbst einweisen, weil ich verrückt geworden bin. Aber es führte kein Weg daran vorbei. Ich konnte das Gespräch mit Jack aufschieben, doch dadurch würde es sich auch nicht in Luft auflösen. Also hohle ich tief Luft und rief ihn an, mit einer klitzekleinen Hoffnung er würde nicht drangehen.

Stay with me. GL (BBC Sherlock Ff Fan Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt