Kapitel 5

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„Hi Susan.", meldete Jack sich zögerlich. „Hi. Hast du heute was vor? Willst du vorbeikommen? Gibt, denke ich, noch einiges zum Reden. Außerdem kannst du mir beim Tapezieren helfen. Gestrichen ist schon alles, aber die eine Wand hier soll Tapete haben und das geht zu zweit nun mal besser. Julia würde sich auch freuen dich mal wieder zu sehen. Also eigentlich hast du keine Wahl." „Ähm ja. Was kann ich dann noch groß zu sagen. Ich suche noch Sachen raus die dreckig werden dürfen und dann komme ich. Einen Kaffee könnte ich vermutlich auch gebrauchen. Bis gleich." Er wusste er würde um das Gespräch nicht herum kommen. Genauso wie ich. Aber vielleicht war das ganz gut so.

Wenig später stand er vor der Tür. Wie versprochen freute sich Julia ihn zu sehen und er sich sie. „Kaffee ist auch gerade fertig geworden. Komm einfach mit in die Küche." So saßen wir uns gegenüber, jeweils mit einer dampfenden Tasse in der Hand; er mit Kaffee, ich mit Tee.

Wie es aussah musste ich das Gespräch eröffnen, denn es lag eine unangenehme, drückende Stille im Raum. „Jack, ich weiß, wie manipulativ Jim Moriarty ist. Er hat dich ausgenutzt, das ist ganz klar, aber ich würde einige Dinge gerne von dir hören, weil ich mir kein Bild davon machen kann, wie du da hineingeraten bist." „Ich weiß es auch nicht mehr so ganz genau, aber ich hatte mitbekommen, dass die internen Ermittlungen des Militärs fallen gelassen wurden wegen Christina und du weißt schon, der Vergewaltigung." Ich sah wie schwer es ihm fiel darüber zu sprechen. ,,Ich wollte das nicht hinnehmen. Das war nicht fair. Sowas muss doch verfolgt werden und auch Konsequenzen haben. Ich kam wohl in ungute Kreise und dort hieß es, dass mir jemand helfen könnte, der sich nichts von irgendwem vorschreiben lässt, den man nicht verstummen lässt und Kontakte hat das aufzudecken. Dieser jemand war niemand anderes als Moriarty. Seine Kontakte stellte er mir unter Beweis, indem er mir so einiges über dich aufgetischt hatte. Ich konnte ja nicht wissen, wer er war und warum er das alles wusste. War ich einfach nur Teil seines Plans und er hat mich gebraucht, um besser an dich heran zu kommen? Hatte er das so geplant?" „Ich weiß es nicht, Jack. Ich kann es dir ehrlich nicht sagen, aber ich hoffe es noch irgendwann zu erfahren." „Naja und dann hat er mich irgendwie ermutigt selbst das Urteil zu vollstrecken und das ist dann etwas aus dem Ruder gelaufen. Ich hatte versucht auszusteigen, Susan. Ich habe es ernsthaft versucht. Ich kann nicht mehr." Er war kurz davor zu weinen und versuchte die Tränen weg zu blinzeln. „Und was ist jetzt? Ich mache mir Sorgen um dich ,Jack. Ich kenne dich. Das lässt dich nicht kalt. Militär war das eine, aber das hier ist ne ganz andere Nummer. Das lässt sich mit deinen Moralvorstellungen nicht vereinbaren." „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll. Ich bin kein bisschen besser. Ich habe verdammt nochmal getötet. Nicht nur zur Selbstverteidigung, sondern aus Hass. Jede Sekunde könnte die Polizei bei mir vor der Tür stehen. Wie gesagt, sowas muss Konsequenzen haben. Ich will nicht ins Gefängniss." ,,Was du auf jeden Fall brauchst ist eine ordentliche psychologische Unterstützung und ich weiß nicht ob ich dafür die Richtige bin. Bei Familie ist das immer schwer neutral zu bleiben. Wenn du möchstest such ich jemanden. Nur wirst du so auch deinen Dienst beim Militär nicht weiter fortsetzten können."

Wir fingen mit der Arbeit an und versuchten so wenig wie möglich mit dem Tapetenkleber zu kleckern. Da stellten sich mir weitere Fragen, die ich loswerden musste. ,,Warum die Wohnung? Warum musstest du einen Sprengsatz hier zünden? Hier wohnen Kinder mit ihm Haus! Du hast alle Bewohner einschließlich Julia in Gefahr gebracht." ,,Ich komme mir vor, wie ein Idiot. Es ist lächerlich, aber bei ihm klang  das alles so plausibel und vertretbar. Er hat mir erzählt, wer du wirklich bist. Ich habe sogar einen DNA Test eingereicht. Da ich zu diesem Zeitpunkt wusste, dass er gefährlich ist, war es klar, dass man an dich heran will, wenn das raus kommt. Um dich zu beschützen müsste ich ihm nur einen kleinen Gefallen tun. Er konnte dies nicht selbst machen oder jemanden anderen machen lassen, da ich am unauffälligsten war. Ich wollte das nicht. Ich stand in deiner Küche und wollte einfach gehen ohne den Sprengsatz zu zünden. Doch dann rief er an und drohte, dass sonst alles auffliegen würde und ich ihm diesen Gefallen schulde, da er mich mit Informationen zu Christina versorgt hatte. Ich musste den Teil meiner Abmachung einhalten. Was hätte ich tun sollen?" Ich glaubte ihm das und es war erschreckend für mich, wie viel Macht Jim über die Menschen gewann. Sogar bei Jack hatte es funktioniert. Und ich fragte mich, ob das auch bei mir der Fall war. Sherlocks Worte kamen mir wieder in den Sinn. (Er tötet, er erpresst und er ist ein verdammt guter Schauspieler. Ich kann nur hoffen, er beeinflusst nicht deinen Verstand). Oh Jack! In was war er da nur hineingeraten vor lauter Trauer und Verzweiflung. Hätte ich es verhindern können? Vermutlich nicht. Er sprach über gewisse Dinge einfach mit niemandem. Trotzdem ist er mein Bruder. Zwar sind wir nicht verwandt, doch in meinem Herzen hat er immer einen Platz als mein Bruder. Das wird sich nach all den Jahren nicht ändern, nur weil Jim Moriarty auftaucht. Das Tapezieren ging schneller und problemloser, als gedacht. So saßen wir noch ein wenig zusammen und erzählten uns Dinge von früher, als hätte sich nichts geändert. Zum Abschied umarmte ich ihn lange und legte meinen Kopf an seine Schulter: ,,Danke für deine Ehrlichkeit. Schön, dass gewisse Dinge einfach mal ausgesprochen wurden. Wir bekommen das zusammen hin. Ich habe ehrlich gesagt noch keinen Plan, wie, aber es wird schon. Du bist und bleibst mein großer Bruder."





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