Kapitel 15

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„Guten Morgen, DI Nixon. Ich bin Susan Phillips, Kriminalpsychologie.", stellte ich mich vor. „Guten Morgen, schön Ihre Bekanntschaft zu machen. Zu welchem Team gehören Sie denn, dass Sie eine Wasserleiche begutachten müssen?", fragte er mich im Aufzug auf dem Weg nach oben, kurz nachdem ich Greg in einer SMS vorgewarnt hatte. „Noch habe ich kein Team, aber Mr. Boson meinte ich werde vermutlich Lestrade oder Hopkins zugeteilt. Da ich aus der Psychologie komme und vorher keine Berührung mit polizeilichen Ermittlungen gemacht habe, wurde mir diese Erfahrung nahe gelegt." Wir stiegen aus dem Aufzug und ich scannte den Flur, um erleichtert festzustellen, dass sich dort niemand aufhielt. Sie hatten es wohl unentdeckt an uns vorbei geschafft. Ich folgte Nixon und in dem Raum, den wir betraten wartete bereits Molly Hooper. Der weiße Laborkittel wirkte recht groß an ihr. Damit Nixon nicht misstrauisch wurde stellten wir uns formell vor. „Es ist schon alles vorbereitet. Detective Inspector Nixon, haben Sie den offiziellen Befund dabei? Sie wissen ja, die Formalitäten."

Nixon drückte ihn ihr in die Hand, deckte den Körper auf und ich betrachtete die Leiche. Zuerst erschrak ich und musste Schlucken. Er sah schlimmer aus als erwartet. Seine Haut war blass, aufgequollen und teilweise verschrumpelt. Am Kopf hatte er eine Wunde und das Blut klebte etwas in seinen Haaren. Nixon begann mir zu erklären, was vorgefallen war: „Er war obdachlos. Man hat ihn mittlerweile identifizieren lassen. Wir konnten Alkohol im Blut nachweisen. Er ist vermutlich Samstagnacht betrunken in die Themse gefallen und ertrunken. Bei den Temperaturen kein Wunder." „Und woher kommt die Wunde am Kopf?", fragte ich. „Die hat er sich Unterwasser zugezogen. Die Strömung wird ihn gegen einen Stein getrieben haben.", bekam ich von ihm als Antwort, jedoch hätte dazu die Blutverteilung anders aussehen müssen. Denn auch auf seiner Kleidung fand man Blutspuren, doch ich fragte nicht weiter in diese Richtung, denn etwas anderes hatte meine Aufmerksamkeit gewonnen: „Hier im Gesicht, das sieht aus wie geplatzte Äderchen, woher kommt das? Er muss sich extrem angestrengt haben." „Natürlich. Er ist ertrunken. Daher kommen die. Wie gesagt, es war ein Unfall eines betrunkenen Obdachlosen. Sie haben wohl zu viele Krimis gesehen. Für den seelischen Beistand haben Sie jetzt bestimmt einen Eindruck bekommen. Den Rest sollten Sie den Profis überlassen. Denn so langsam ist das nicht mehr Ihr Aufgabenbereich, dafür sind die Gerichtsmediziner zuständig.", entgegnete Nixon, dem ich wohl zuviele Fragen stellte. Doch so etwas konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Für wie blöd hielt er mich denn?! Man sah eindeutig, dass diese Story nicht stimmte: „Ach ja? Dann ist das also auch nicht ihr Fachgebiet! Ich hätte gerne noch einmal die Erläuterungen des Profis.", meinte ich und lächelte Molly an.Sie wartete kurz, doch als Nixon nichts einräumte, eilte sie mit schnellen Schritten um den Tisch herum. „Ähm, wo fangen wir denn an? Die Wunde muss vorher verursacht worden sein, denn im Wasser hätte sich das Blut anders verteilt und die Blutgerinnung wäre gestört. Dies schließt einen Unfall jedoch nicht aus. Um ein eindeutiges Ergebnis zu haben müsste ich eine Obduktion der Lunge und des Magen vornehmen. Durch die Menge an Wasser können wir nochmal beweisen, dass er ertrunken ist. Wir wollen ja schließlich ganz sicher sein. Bekomme ich dazu Ihre Erlaubnis?", bat sie Nixon. ,,Das möchte ich nicht alleine entscheiden. Ich muss kurz telefonieren.", damit verschwand er nach draußen auf den Flur. ,,Das war nie im Leben ein Unfall. Das Wasser ist doch nicht der einzige Grund oder?", fragte ich Molly leise. ,,Nein, Sherlock hat eine Vermutung. Wenn das stimmt lässt es sich nicht mehr bestreiten, dass es Mord war. Doch dazu müssen wir an die Lunge. Im offiziellen Bericht werden viele Dinge nicht erwähnt, obwohl alles aufgelistet werden muss. Egal ob relevant oder nicht. Unter anderem hat man auch die Splitter hier an den Handgelenken komplett unterschlagen. Ihr seid da einer großen Vertuschung auf der Spur. Ich hoffe ich kann helfen.", flüsterte sie. Schwungvoll riss Nixon die Tür auf und ich sah, wie Molly ein wenig zusammen zuckte. ,,Eine Obduktion wird nicht nötig sein. Wir haben reichlich Beweise dafür, dass es ein Unfall war. Wenn es jedoch die Beweislage weiter verstärkt, dürfen Sie die Obduktion durchführen. Senden Sie Ihren Bericht einfach an mich. Hier ist meine Karte. Ich muss dann auch los. Die Arbeit wartet. Und Sie kommen besser mit!", sagte er an mich gewandt. Innerlich strahlte ich. Was für ein Erfolg.

Es sah soweit ziemlich gut aus. Wir würden die Vertuschung aufklären und herausfinden was sich dahinter verbarg. Ich wollte gerne mit Greg über den Triumph sprechen, doch der war wieder voll in seinen Aufgaben verstrickt. Schnellen Schrittes, dass ihre Locken wehten, eilte Donovan an mir vorbei direkt in Gregs Büro. ,,Sir, die DNA-Analyse ist eingetroffen. Wir haben eine übereinstimmende Probe. Der Verdächtige wird aus der U-Haft hier her gebracht. Er ist uns ein paar Antworten schuldig." Er eilte mit ihr aus seinem Büro. ,,Ah da bist du ja wieder. Auf zum Verhör." Mit diesen Worten berührte er meine Schulter und drehte mich um 180 Grad. Ich blieb kurz perplex stehen, doch rannte dann schon fast hinterher, um nicht verloren zu gehen.

Während Greg und Donovan den Verdächtigen befragten, stand ich in sicherem Abstand hinter der verspiegelten Scheibe mit direktem Blick auf den Verdächtigen. Es war interessant seinen Reaktionen zu folgen. Denn auch, wenn er alles mit nein abstritt, sprach sein Körper Bände. Er wippte kurz nervös mit dem Fuß, was er jedoch zu merken schien. Denn als Donovan und Greg den Raum betraten, stellte er es kurz darauf ein. Er wurde mit dem DNA-Befund konfrontiert, doch stritt auch dies weiterhin ab. ,,Wie oft soll ich es Ihnen denn noch sagen, ich war es nicht. Das will mir jemand in die Schuhe schieben.", dabei lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Dadurch sah ich das Heben und Senken seines Brustkorbs besser. Bei der nächsten Frage legte er die Ellenbogen auf den Tisch mit den Handflächen nach oben: ,,Was soll das? Ich habe doch gesagt ich war es nicht. Auch nicht, wenn Sie zehn mal fragen." Mit einem kurzen, kaum merkbaren Blick auf seine Handgelenke drehte er sie um, damit man seine Adern nicht mehr sah. Sein Puls musste rasen, denn auch die Halsschlagader kam so langsam zum Vorschein. ,,Sie reiten sich da gerade immer tiefer rein. Ihre letzte Chance auf ein gemindertes Strafmaß haben Sie soeben verspielt.", fügte Donovan hinzu und damit verließen sie den Raum. Ich hatte Feierabend, doch Greg musste noch bleiben und den Papierkram fertig stellen. Morgen war vorerst der letzte Tag bei ihm im Team, bevor ich Montag dann bei Hopkins sein würde.


Stay with me. GL (BBC Sherlock Ff Fan Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt