Kapitel 22

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Wir machten uns auf den Weg zu einem Seitenlauf der Themse. Sherlock hatte uns detailliert erklärt, dass er durch den Strömungsverlauf, die Ebbeauswirkungen und eine besonderen Algen Art den Ort des Vorfalls genau bestimmen konnte. Julia hatte Sherlock freudig begrüßt und auch ihm sah man an, dass er sie ein bisschen vermisst hat.
„Einer dieser Stege muss es jetzt sein. Haltet Ausschau nach Überwachungskameras.", gab Sherlock den Auftrag. Nachdem John, Greg und ich von allen berichteten, die wir entdecken konnten schien er ihre Sichtfelder abzugleichen. Dazu lief er wild hin und her, neigte sich nach rechts und links, stieg die Treppen hoch und runter, duckte sich an Mauern oder schaute darüber. Wir anderen standen da und schauten ihm dabei zu. Plötzlich schlug er die Hände über dem Kopf zusammen und rief: „Oh, brillant!" Schnurstracks lief er auf die Anlegestellen zu und wir eilten ihm hinterher. „Auffällig wenn man sich zu zweit trifft etwas übergibt und Kameras beide kurz vorher und kurz danach aufnehmen. Doch, wenn nur einer der beiden aufgenommen wird ist es deutlich unauffälliger. Der einzige Weg hier herzukommen ohne gesehen zu werden, ist das Wasser. Die Splitter an den Handgelenken der Leiche waren dieses Holz, aus dem die meisten der Stege hier bestehen. Wir suchen einen, auf den keine Überwachungskamera zeigt." Also gingen wir los, stellten uns auf die Stege und überprüften nach Kameras. Ich hoffte es würde nicht mehr allzu lange dauern, denn der eiskalte Wind wurde stärker und fand wohl einen Weg durch meinen dicken Mantel. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob Julia sich auf die etwas wankenden Stege trauen würde, doch sie hatte damit die wenigsten Probleme. Beim dritten Steg, den ich checkte, wollte ich schon die anderen herbeirufen, doch dann erblickte ich doch noch eine der Überwachungskameras. Wenig später jedoch rief John uns zu sich.

Dieser Steg war verhältnismäßig breit, Taue lagen über den Anlegerpfosten und es lag sogar ein Boot dort an. „Der perfekte Ort, wenn es doch nur keinen Zeugen gegeben hätte. Hier hatte er versucht sich noch zu wehren und am Holz hochzudrücken.", meinte Sherlock, der sich besseren Inspektion dieser Spuren auf den Steg gelegt hatte. Er sprang auf und schnickt sich den Dreck vom Mantel. „Ich würde sage wir führen eine kleine Befragung durch.". Damit ging er geradewegs auf das Boot zu. „Hallo! Hallo? Bitte um Erlaubnis an Board kommen zu dürfen.", rief er und mit einem Satz war er auch schon oben. Von unter Deck ertönte eine tiefe Stimme: „Wer sind Sie und was wollen Sie hier? Ich bin kein Touristenboot." „Wir sind auch keine Touristen, wir erkundigen uns ein bisschen zu Vorfällen hier am Steg. Aber das würden wir gerne von Angesicht zu Angesicht mit Ihnen besprechen. Ist Ihnen etwas aufgefallen oder haben Sie etwas Ungewöhnliches gehört? Schließlich haben sie diesen Anlegeplatz seit ca. zwei Wochen nicht verlassen. Und falls Ihnen das noch nicht reicht: Holmes mein Name, Sherlock Holmes. Ich bin in Begleitung der Polizei. Kooperieren Sie besser!" Genervt kam er nach oben und brummte: „Ne, hab nichts Ungewöhnliches mitbekommen. Sollte ich? Können Sie dann wieder von meinem Boot verschwinden? Ich habe zu tun!" Sherlock stand so, dass ich den Mann bis dahin nur gehört hatte, doch jetzt sah ich seine harten Gesichtszüge und die Narbe am Kinn. Er schob Sherlock quasi von seinem Boot runter. Dann erblickte er mich und musterte mich eindringlich. „Da müssen Sie wohl jemanden anderen fragen.", sagte er kühl ohne den Blick von mir abzuwenden. „Das bezweifle ich", blieb Sherlock weiterhin hartnäckig „Fünfzehn Meter von Ihrem Boot entfernt hat ein Mann um sein Leben gekämpft. Wir können auch Ihr Boot durchsuchen lassen. Stimmt's Inspektor?!" „Äh ja. Ja das werden wir ansonsten.", spielte Greg mit und ich spürte, dass ihm nicht ganz wohl dabei war. „Nachdem das ja jetzt geklärt ist, kommen wir doch direkt auf den Punkt. Sagt Ihnen der Name ‚Moriarty' etwas?" In einem Sekundenbruchteil packte ihn die Panik und er wurde kreidebleich. Dann fing er an zu rennen; Sherlock hinterher, gefolgt von John und auch Greg machte sich zur Verfolgung bereit. Doch der Steg begann zu Schwanken und Schaukeln. Ich ruderte wild mit den Armen, ließ die Leine von Julia los und versuchte nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Ich wollte mich noch an einem der Pfosten festhalten, doch griff nur nach einem Tau. Im nächsten Moment tauchte ich schon in die Wasseroberfläche ein. Es war bitterkalt. Es stach, wie tausend kleine Nadeln und nahm mir den Atem. Ich war wie gelähmt. Dumpf hörte ich Julia bellen und war kurz vor der Bewusstlosigkeit. Ich spürte wie die leichte Strömung meinen Körper mitnahm und ich nach unten sank. Plötzlich zog mich eine Kraft in die entgegengesetzte Richtung, mein Kopf kam wieder über die Wasseroberfläche und ich schnappte nach Luft. Adrenalin und Sauerstoff strömten durch meinen Körper, mein Kopf fing wieder an zu arbeiten. „Susan! Nicht los lassen!", rief Greg, der ziemlich erleichtert schien. Er jetzt bemerkte ich, dass ich noch immer ein Tau festhielt und Greg mich damit zurück zum Ufer zog. Julia war ins Wasser gesprungen und schwamm neben mir. Durch die nassen Klamotten war es besonders anstrengend sich über Wasser zu halten, die Kälte machte es nochmal schwerer.

Schließlich hatte er es geschafft sowohl mich, als auch Julia aus dem Wasser zu holen. Ich fror und war erschöpft. Mit Gregs Hilfe schaffte ich es irgendwie zum Auto und wurde direkt in die Rettungsdecke aus dem Verbandskasten eingepackt. Für Julia hatte er auch noch eine Decke im Kofferraum gefunden, die er auf den Rücksitzen ausbreitete. „Wir müssen dich so schnell, wie möglich aus den nassen Sachen raus und wieder warm bekommen. Meine Wohnung ist am nächsten von hier aus. Wir fahren zu mir. Zieh am besten schon so viele Lagen wie möglich aus. Mein Jackett und meinen Mantel kannst du haben und wir drehen die Heizung hoch."

Stay with me. GL (BBC Sherlock Ff Fan Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt