Kapitel 2/5

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„Und, wie war die erste Vorlesung?", fragt er freundlich.

Ich starre ihn verdutzt an, dann Kate – doch die ist nicht mehr da.

„Ich..."

Aelfric lacht. „Tut mir leid, ich wollte euer Gespräch nicht stören. Es sah sehr intensiv aus", sagt er, immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen, jedoch überträgt sich dieses nicht auf die Augen. Diese sehen eher lauernd aus, fast schon wütend.

„Nein schon gut, sie reserviert bestimmt nur gute Plätze. Die Vorlesung war interessant."

„Wie wäre es, wenn wir heute zusammen in der Mensa essen? Mit den anderen Jungs? Dann kannst du mir mehr erzählen. Ich kann dich nach deiner Vorlesung hier abholen", sagt Aelfric.

Ich nicke. Wir stehen jetzt fast allein auf dem Gang, die anderen sind schon in die Räume gegangen.

„Gut, dann bis später", sagt er, winkt mir zum Abschied kurz zu und ist schnell um die nächste Ecke verschwunden.

Ich stehe verwundert da, ganz allein. Was zur Hölle meint Kate damit, die Grayheads seien merkwürdig und ich solle vorsichtig sein? Ja, sie kommen mir auch nicht normal vor, aber abgesehen von Veland sind doch alle sehr nett zu mir, warum dann die Vorsicht? Und Kates Blick... ich bin mir jetzt sicher, dass es Furcht war, was ich darin gesehen habe. Und dass sie verschwunden ist, nachdem Aelfric so plötzlich hinter uns stand...

Mir wird bewusst, dass ich schon einige Minuten ins leere Starre, obwohl ich eigentlich in einer Vorlesung zu sein habe. Vorsichtig öffne ich die Tür und betrete den Raum, in dem ich Mystik und Sagen habe. Der Saal sieht genauso aus wie der andere. Vorne steht ein Professor Mitte vierzig und hat schon mit der Vorlesung begonnen. Ich sehe Kate, die aber in der Mitte einer Reihe sitzt. Da ich nicht die Leute bitten will, mich durchzulassen, setze ich mich an den Rand zu einem schwarzhaarigen Mädchen und frage mich, ob Kate mir schon wieder versucht, aus dem Weg zu gehen.

Aber was, wenn Kate Recht haben sollte, mit was auch immer. Die Grayheads sind wirklich merkwürdig. Und das auf eine Art, dass sich Kate nicht mal traut, es zu erklären. Sollte ich mich auch fürchten, und wenn ja, warum? Sind sie gefährlich? Aber sie sind doch nett, wie könnten sie gefährlich sein. Wie Mörder, Verbrecher oder Ähnliches kommen sie mir absolut nicht vor, nicht einmal Veland. Ich kenne Kate ja nicht Mal, vielleicht sollte ich mich eher vor ihr in Acht nehmen, denn sie verhält sich fast noch seltsamer. Sie kommt mir zwar nicht verrückt vor, doch sollte ich ihr nicht alles glauben.

Was ist aber, denke ich mir, mit der Tatsache, dass Aelfric immer zu wissen scheint, was in mir vorgeht. Und diese Geschwindigkeit und Eleganz in ihren Bewegungen, vor allem bei den Kindern. Sie sind alle so schnell, das ist nicht normal. Die Schönheit ist vermutlich den guten Genen zu verdanken, dennoch sind mir noch nie so viele hübsche Menschen auf einem Haufen begegnet.

Die Schönheit scheint aber in der Stadt zu liegen, James, David und Cole sehen auch sehr gut aus, selbst der Professor, der gerade wild gestikuliert, ist sehr attraktiv. Vielleicht ist das Trinkwasser hier seltsam.

„Versuchst du ihn zu töten, oder warum starrst du den Prof so an?"

Ich drehe mich zu dem Mädchen, das neben mir sitzt, um. Sie grinst mich an. Verwirrt stelle ich fest, dass um mich herum alle beginnen, ihre Sachen zusammenzupacken, aufstehen und den Raum verlassen.

„Nein, ich war wohl in Gedanken vertieft", antworte ich konfus.

Auch ich nehme meine Tasche, die ich nicht einmal ausgepackt habe. Die Schwarzhaarige tut es mir gleich. Es ist einfach unfassbar, dass die Vorlesung schon vorbei ist und ich nicht ein einziges Wort mitbekommen habe. Dabei ist dies doch der Kurs, der mich am allermeisten interessiert.

„Das habe ich bemerkt", sagt das Mädchen, immer noch grinsend, „ich bin übrigens Amber."

Ich lächle ihr zu, wobei ich noch immer meine Gedanken nicht ordnen kann.

„Scarlett", antworte ich.

„Kann ich dir irgendwie helfen? Du siehst wirklich verwirrt aus."

„Nein, es ist nur... ich bin gerade einfach etwas durch den Wind."

„Hey, hast du Lust, mit mir in die Mensa zu gehen? Dann kannst du mir erzählen, was der Grund dafür ist", sagt sie freundlich.


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