Kapitel 2/6

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„Klar, ich treffe mich da schon mit ein paar anderen, du kannst gerne mitkommen", antworte ich und schaue mir Amber zum ersten Mal richtig an. Sie hat einen dunklen Teint und ihre Haare sind lang, glatt und glänzend. Sie kommt mir sehr sympathisch vor.

„Gerne, bist du aus der Stadt hier?"

„Nein, ich bin nur für ein Auslandsjahr hier und du?", frage ich, denn sie kommt mir nicht wie eine Einheimische vor.

„Ich bin aus Gloucester hergezogen. Ich finde die Umgebung hier wirklich wunderschön."

Wir laufen aus dem Saal. Neben der Tür steht Aelfric und sieht einfach perfekt aus. Als Amber ihn sieht, bleibt ihr die Luft weg. Es beruhigt mich, dass er nicht nur auf mich eine so extreme Wirkung hat.

„Hey", begrüßt mich Aelfric, als er mich sieht, und schenkt mir ein Lächeln, „gehen wir?"

„Ich nehme Amber hier", ich deute auf die neben mir erstarrte Person, „mit, wenn es ok ist."

„Natürlich, hallo Amber. Mein Name ist Aelfric."

Amber fällt aus ihrer Starre und nuschelt ein „Hallo" hervor.

Wir gehen zu dritt nebeneinander in die Mensa, die an die Uni grenzt. Niemand sagt etwas. Als wir die Mensa betreten, ist diese nicht sehr voll. Ich kann in einer Ecke sitzend Kate von ein paar anderen Leuten umringt sehen. Ich winke ihr zu, sie starrt aber nur Aelfric mit bösem Blick an. Wir gehen zu der Essensausgabe.

„Ich setze mich schonmal zu den anderen", sagt Aelfric und deutet an einen Tisch am Fenster. Als er gegangen ist, schaut Amber ihm hinterher.

„Wow, wer ist das denn?", fragt sie mich mit ganz roten Wangen.

„Einer der Söhne aus der Gastfamilie, bei der ich lebe."

Ihr Blick richtet sich ungläubig auf mich.

„Er ist so schön... übernatürlich schön", flüstert sie.

Ich nicke.

„Alle aus der Familie sind so. Siehst du den schwarzhaarigen da? Das ist Aelfrics Bruder Raedwulf", erkläre ich ihr und nicke in seine Richtung. In dem Moment schaut mich Raedwulf an, als ob ich ihn gerufen hätte, blickt dann aber sofort wieder weg.

„Wow", flüstert Amber erneut.

Ich kann mir ein Grinsen kaum verkneifen. Ich versuche wenigstens, zu verbergen, wie die Grayheads auf mich wirken. Sie zeigt es mir ganz offen. Wir laden uns Essen auf und gehen zu dem Tisch herüber, an dem auch schon James, David und Cole sitzen. Die drei sind bereits am Verschlingen der Portionen, während Raedwulf und Aelfric nicht einmal einen Teller vor sich stehen haben.

Als wir am Tisch angelangt sind, rutscht James, der neben Raedwulf sitzt, zur Seite, um Platz für mich zu machen. Ich ziehe Amber mit und schaffe es, sie zwischen mich und James zu platzieren. Sie scheint nichts dagegen zu haben, neben James zu sitzen. James jedoch scheint leicht erzürnt über meine Tat, hat sich aber bald wieder im Griff.

„Und du bist wer?", fragt er Amber, die sich daraufhin vorstellt.

„Bist du auch ein Ersti?", will Cole wissen, der ihr gegenübersitzt. Mir gegenüber sitzt Aelfric.

„Ja, das heute ist mein erster Tag an der Uni", sagt sie aufgeregt.

Cole lächelt ihr wissend zu.

„Jungs, wo ist eigentlich Veland?", unterbricht James die Konversation.

Raedwulf und Aelfric schauen sich düster an.

„Er wollte heute nicht kommen. Es gab Komplikationen", antwortet Raedwulf mürrisch. Die Jungs nicken wissend und David rechts neben Aelfric sagt: „Verstehe." Anscheinend ist Veland häufiger aufsässig.

„Wer ist Veland?", fragt Amber.

„Raedwulfs und mein Bruder. Verzeihung, wir haben uns alle noch gar nicht richtig vorgestellt", entgegnet Aelfric und stellt ihr die Runde vor.

„Was gab es für Komplikationen?", fragt Amber daraufhin.

Die beiden Grayheads sind offensichtlich nicht begeistert davon, dass dieses Thema angeschnitten wird. Auch mir ist dabei nicht gut zumute, schließlich bin ich der Anlass für den ganzen Ärger.

„Ach, der muss mal wieder den Bad Boy raushängen lassen", entgegnet David munter und verdreht die Augen. James und Cole beginnen zu lachen. Aelfric zwingt sich dazu, mitzulachen, Raedwulf jedoch starrt unglücklich auf den Tisch.

„Tut mir leid, dass ihr meinetwegen so viel Stress mit Veland habt", flüstere ich ihm leise zu. Als seine Augen sich auf mich richten, beginnt mein Herz prompt zu rasen. Wie war das, er würde keine so große Wirkung auf mich haben wie die anderen? Da habe ich mich wohl zu früh gefreut.

„Kein Problem, du kannst ja nichts dafür, dass er sich so verhält. Es tut mir nur leid, dass er dir so gegenübertritt", flüstert er zurück. Diesmal schaut er nicht weg. Ich starre ihn an, fasziniert von dem Grün seiner Augen und der Sanftheit, die in ihnen liegt. Er lächelt mich an, seine Augen beginnen zu glänzen. Es vergehen einige Sekunden, in denen wir uns nur anschauen, ohne dass ich den Blick von ihm wenden könnte. Bis ich einen Hieb in die Seite bekomme.


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