Kapitel 4/7

2 0 0
                                    

Ich schaue ihnen amüsiert zu. Wie schön sie es doch haben, bei ihnen sieht das so einfach aus. So könnte man niemals mit den Grayheads umgehen. Moment, bin ich etwa neidisch? David scheint es peinlich zu sein, seinen Kumpel so zu beobachten.

„Wie lange kennt ihr euch alle schon?", frage ich ihn.

Er dreht sich zu mir um, froh, sich auf etwas anderes konzentrieren zu können.

„Eigentlich seit immer, Cole und David sind einfach mein... enger Freundeskreis, wir kennen uns sozusagen seit dem Sandkasten und die Grayheads kennen wir seit ein paar Jahren, ist aber so, als ob es Jahrzehnte wären", sagt David und lacht.

Ich lache mit. Sie scheinen eine enge Gruppe gebildet zu haben, während es den Grayheads aber anscheinend reicht, nur zu sechst zu sein, haben die anderen drei mehr sozialen Kontakt zu anderen Leuten. Immer wieder werden sie von irgendwelchen anderen Studenten gegrüßt oder angelächelt. Sie sind hier wohl sehr beliebt. Im Gegensatz zu den Grayheads, die ignoriert werden, außer vielleicht von ein paar schmachtenden Mädchen.

„Ja, ihr seid bestimmt eine coole Gruppe. Wenn ihr einen Streit wie gestern einfach so wegstecken könnt, zeugt das wohl von wahrer Freundschaft", sage ich, aufmerksam auf Davids Reaktion auf diese Worte achtend.

Sein Lächeln wird etwas schief, er schweift mit seinem Blick von mir ab, halb in Gedanken versunken.

„Hm, ja, so ist das wohl", sagt er trocken. Das ist interessant, für ihn war es also nicht nur eine kleine Auseinandersetzung.

In Gedanken versunken esse ich den Rest meines Essens auf. Ob da etwas Komisches zwischen der Dreiergang und den Grayheads ist? Aber das würde keinen Sinn ergeben, schließlich mögen sie sich offensichtlich sehr. Aelfric steht am anderen Ende des Tisches auf.

„Wir sollten dann mal gehen."

Ich nicke und stehe auch auf.

Wir verabschieden uns von den anderen, Amber gibt mir noch eine kräftige Umarmung, dann gehen Raedwulf, Aelfric und ich aus dem Gebäude. Wir sind gerade auf dem Weg zum Parkplatz, als eine Stimme hinter uns ertönt.

„Hey, Kleine, warte mal!"

Genervt drehe ich mich um. Aelfric und Readwulf tuen es mir grimmig gleich. Raedwulfs Augen scheinen förmlich Gift zu versprühen, wie gestern auch bei dem Streit und Aelfrics sonst so schön warmes braun ist jetzt fast schwarz. Veland kommt lässig auf uns zu, sein dummes Grinsen im Gesicht. Als er bei uns angekommen ist, bleibt er vor mir mit aufrechter Haltung stehen.

„Hast du einen Moment?", fragt er mich, ein verlockendes Leuchten in den Augen.

Ich atme tief durch.

„Den hat sie nicht, Veland, wir holen jetzt Lebuin und Hrodwyn ab!", zischt Aelfric mit bedrohlich klingender Stimme.

„Gut, macht ihr das, wir kommen gleich nach."

Aelfric knurrt förmlich, Raedwulf spannt seinen ganzen Körper an, als ob er sich für einen Kampf bereit machen würde.

„Hey, alles gut", sage ich zu den beiden neben mir beruhigend. Ich mag es nicht, wie die beiden sich anstellen, es handelt sich um ihren Bruder, meine Güte! Oder mag ich es vielleicht doch? Es hat schon etwas, wenn sich die beiden beschützend vor mich stellen... nein! Dummer Gedanke!

„Ja, es ist alles gut, ich werde die kleine schon nicht umbringen, liebe Brüder", sagt Veland lässig. Seine Körperhaltung bleibt entspannt, nur seine Augen senden ein Signal der Kampfbereitschaft aus.

Ich bin hin und her gerissen, zum einen will ich gerade eigentlich nichts von Veland wissen, zum anderen macht er mich auch wirklich neugierig. Auf jeden Fall muss ich ein Machtwort sprechen, um die Situation zu beruhigen.

„Ok, einen ganz kurzen Moment habe ich Zeit", sage ich zu Veland, dann wende ich mich an die anderen beiden, „wir kommen gleich nach, ok?"

Raedwulf schaut jetzt mich wütend an, Aelfric scheint überrascht, dann machen die beiden ohne ein weiteres Wort kehrt und lassen uns allein.



SalvationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt