Kapitel 4/8

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„Bitte komm mit", sagt Veland, von sich selbst überzeugter denn je.

„Wow, habe ich da eine Bitte gehört?", frage ich ihn ironisch und folge ihm zur Hinterseite der Uni, wo kein Mensch zu sehen ist oder uns sehen könnte. Ok, jetzt werde ich doch unruhig.

Veland kichert und bleibt dort stehen, wo wir ungestört sind. Dann schaut er mich eindringlich an. Mir wird ganz heiß, dieser Blick ist zum dahinschmelzen. Warum sind die Bösen immer die Heißesten?

„Also, was ist?", frage ich zaghaft und versuche, meine Stimme in den Griff zu bekommen und ganz locker zu klingen. Ich bin aber leider ziemlich angespannt. Mein Herz pocht wie verrückt.

Veland räuspert sich, jetzt kommt er tatsächlich ein ganz kleines bisschen verlegen rüber. Ich kann es kaum glauben: Veland ist verlegen, er weiß nicht, was er sagen soll!

„Ja, also Kleine, das vorhin war nicht ok von mir. Tut mir leid."

Ich starre ihn fassungslos an. Entschuldigt er sich gerade tatsächlich bei mir? Dieser arrogante, ignorante, dumme Idiot? Mein Mund klappt auf. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Veland grinst mich an und tut so selbstbewusst wie immer, doch wenn mich nicht alles täuscht, ist da immer noch ein Hauch Verlegenheit zu spüren.

„Also, ich wollte dich eigentlich wegen der Sache im Wald nicht so aufziehen. Ich habe dich schon ernst genommen und es tut mir leid, dass ich den Moment, indem du mir gegenüber aufrichtig warst, ausgenutzt habe. Ich... mag es, wenn du aufrichtig bist", sagt er. Er wirkt so ernst und hat sogar gezögert, das passt doch gar nicht zu ihm.

Jetzt bin ich verwirrt. Ich weiß nicht, ob Veland das, was er sagt, wirklich so meint, oder ob er mich nur damit aufziehen will, wenn ich ihm glaube.

„Mund zu, Kleines", meint er grinsend.

Ich schließe meinen Mund und räuspere mich ebenfalls, komplett verwirrt.

„Du... entschuldigst dich bei mir?", frage ich leise und skeptisch.

Veland grinst und nickt. Dann hebt er langsam seinen Arm und nähert sich mit seiner Hand vorsichtig meinem Gesicht. Ich bleibe wie versteinert stehen, mein Herz rast wie verrückt, ich spüre, wie die Hitze in meinen Kopf steigt. Sanft streichen seine kalten Finger meine Wange, langsam bewegen sie sich weiter und streichen mir mein Haar aus dem Gesicht. Ein kaltwarmer Schauer läuft meinen Rücken hinab. Ich spüre, dass ich Begierde empfinde. Soll Veland ein Bad Boy sein, mir doch egal, ich will ihn!

Veland beugt sich zu mir, sein Gesicht nähert sich meinem immer weiter. Sein verlockender Duft dringt in meine Nase, so süß, dennoch so männlich, so verlockend. Er neigt seinen Kopf an mein Ohr.

„Weißt du, irgendwie liegt mir etwas an dir", raunt er mir zu.

Mich fröstelt es vor Begierde, als seine Lippen mein Ohr beim sprechen sanft streifen. Es ist mir unmöglich geworden, mich zu bewegen. Veland hat mich voll in seinen Bann gezogen. Selbst als er seinen anderen Arm vorsichtig um meine Taille legt, bin ich unfähig, etwas zu tun oder zu sagen. Ich lasse es einfach mit mir geschehen. Zum einen will ich Veland näherkommen, so nahe wie möglich, zum anderen sagt etwas in meinem Körper, dass es spätestens jetzt allerhöchste Zeit ist, meine Beine in die Hand zu nehmen und zu verschwinden. Es ist wie ein Instinkt, der Gefahr anzeigt. Ich bleibe stehen. Ich kann nicht anders, als stehen zu bleiben.

Veland zieht mich an sich heran. Mein Körper berührt nun fast den seinen. Ich will diese paar Millimeter überwinden. Aber sollte ich das wirklich? Dieser Zwiespalt des Verlangens und der Furcht macht mich wahnsinniger, als das eine oder andere Gefühl allein. Aber langsam muss ich etwas tun, es kann ja nicht sein, dass Veland willenlos alles mit mir machen kann.

„Veland, ich...", bringe ich gerade so hervor, ohne zu wissen, was ich überhaupt sagen will. Aber immerhin besser als nichts, die Trance, in der ich mich gerade befunden habe, ist ein Stück weit durchbrochen.

„Was ist, Kleines?", fragt er mich leise. Er gleitet meinen Hals hinab und drückt nun seine Lippen sanft auf meinen Hals. Ein Prickeln strömt durch meinen ganzen Körper, von dieser Stelle ausgehend. Ich bezweifle, dass mein Herz schneller schlagen kann, als es dies jetzt tut.

„Ich... was... wird das hier?", krächze ich. Meine Stimme hört sich furchtbar an.

Veland sagt nichts und zieht mich ganz zu sich heran, so, dass sich unsere Körper berühren. Wie ein Stromschlag durchfährt es mich, ich kann mich nicht mehr kontrollieren und klammere mich mit meiner einen Hand an seinen starken Rücken. Ich kann darunter seine Muskeln fühlen. Sein Körper ist angespannt, so wie meiner. Meine andere Hand gräbt sich in sein braunes, volles Haar. Ich presse meinen Körper gegen ihn, begierig nach noch viel mehr Nähe suchend.

Velands Sanftigkeit geht jetzt auch in mehr Leidenschaft über, er packt mich fest und beginnt, meinen Hals zu küssen. Mit einer sehr schnellen Bewegung wirbelt er mich herum, drückt mich an die steinerne Mauer der Universität und schaut mir mit seinen tiefblauen Augen ins Gesicht. Ich hätte vermutet, so etwas wie Siegessicherheit oder ignoranten Stolz zu sehen, aber da ist nur Tiefe, er verschlingt mich mit seinem Blick. Und in seinem Blick liegt eine Frage. Er wartet tatsächlich auf Bestätigung. Ich bin in einer komplett unterlegenen Situation, vollkommen meinen Emotionen und Begierden ausgesetzt, und dennoch stoppt Veland kurz und gibt mir Zeit, meine Handlung zu überdenken. Das wiederrum gibt in mir den Ausschlag, dass ich das, was ich gerade tue, auch wirklich will. Es fühlt sich einfach zu gut an und jetzt will ich ihn erstrecht!

Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und bringe ihn dazu, seinen Kopf dem meinen weiter zu nähern, gebe ihm mit meinem Blick das Signal, dass er weiter machen soll. Er nähert sich mir vorsichtig. Sein Körper ist immer noch an meinen gepresst, ich schmiege mich voll an ihn. Doch seine vollen Lippen nähern sich mir nur vorsichtig, als ob Veland wirklich sicher gehen wollte, dass er nichts gegen meinen Willen tut. Sein Mund ist nur noch ein kleines bisschen von mir entfernt, ich spüre die Hitze, die zwischen uns entstanden ist, förmlich. Nur noch ein paar Millimeter...

Mit einem Male wird Veland mit einer enormen Kraft von mir geschleudert. Verwirrt schaue ich auf, ganz rot im Gesicht. Aelfric steht in Kampfhaltung über Veland gebeugt, der auf den Boden gefallen ist. Beide schäumen vor Wut, sie sehen sich an, als ob sie sich gleich zerfleischen würden. Veland springt auf. Die Brüder stehen nun beide kampfbereit da, bereit, über den anderen herzufallen. Sie sehen aus wie wilde Tiere.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 26, 2018 ⏰

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