Wofür lohnt es sich zu sterben?

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Wofür lohnt es sich zu sterben?

,,Verschwinde, du elendes Mistvieh!", fluchte David und warf einen Krebs im hohen Bogen von sich, der nun wie von der Tarantel gestochen zurück ins Wasser sprang.

Kate zog einen Krebs aus ihren langen blonden Haaren und warf ihn schließlich achtlos über die Schulter, woraufhin auch er sich aus dem Staub machte. Überall verscheuchten die Piraten die übrigen Krebse, welche noch auf die Existenz von Calypso deuteten, während Mila sich langsam wieder erhob und Will ihre Hand ergriff. Sie sah ihn an und er warf ihr einen reumütigen Blick zu.

,,Es tut mir leid, Mila! Ich hätte mit dir reden sollen."

,,Ja...hättest du.", stimmte sie zu und Will senkte den Kopf, woraufhin sie jedoch nicht länger zögerte, sondern sich vorbeugte und ihn küsste.

Will, zuerst überrascht, erwiderte den Kuss sofort und zog Mila etwas näher zu sich, als sie den Kuss schließlich beendeten. Sie sah ihn erleichtert an und ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, welches Will erleichtert erwiderte.

,,Du verzeihst mir?"

,,Ja, das tue ich!", erwiderte sie und sie tauschten noch einen innigen Blick, als Kate den Moment jäh zerstörte.

,,Ich freue mich, dass ihr euch wieder vertragen habt, aber ihr solltet das auf später verschieben.", bemerkte sie und David nickte, ließ die Hand von Elizabeth jedoch nicht los.

,,Die Göttin ist entfesselt...aber es hat nicht wirklich was gebracht, oder?"

,,Gute Frage!", stimmte Elizabeth zu und Will sah sich verwirrt um, da es offenbar tatsächlich keine besonderen Folgen mit sich brachte, dass sie Calypso befreit hatten.

,,Wars das?"

Sämtliche Piraten schnellten zur Reling vor, reckten ihre Köpfe Richtung Wasser und schauten ziemlich enttäuscht drein.

,,Das war aber nicht sehr hilfreich!", stellte Pintel zerknirscht fest, ehe er sich hilfesuchend an Barbossa wandte. ,,Was sollen wir jetzt tun?"

,,Gar nichts!", erwiderte Barbossa und Kate starrte ihn fassungslos an. ,,Unsere letzte Hoffnung hat uns verlassen!"

,,Das wars also? Wir geben einfach auf?", brachte David hervor, doch Kate schüttelte den Kopf.

,,Auf keinen Fall! Ich gebe mich nicht einfach geschlagen und liefere mich Beckett und Jones auf einem Silbertablett aus."

,,Kate!", brachte Barbossa sie zum Schweigen, doch sie sah ihn daraufhin wütend an.

Allerdings verzichtete sie auf einen Kommentar und schmollte stattdessen. Dann konnte jedoch jeder an Bord spüren, wie der Wind wechselte, denn eine Böe fuhr ihnen allen durch die Gesichter und Mila sah empor zum Himmel, wo sich die Wolken zusammenzogen und sie sah zu ihren Freunden.

,,Es ist noch nicht vorbei!"

,,Der Kampf steht uns noch bevor.", stimmte Will ihr zu und trat wieder an ihre Seite, während David vielsagend zu Kate und Elizabeth sah.

,,Ein Kampf, den wir unmöglich gewinnen können!"

,,Aye! Wir haben eine Armada gegen uns und auch gegen die Dutchman haben wir nicht die geringste Chance.", warf Gibbs in die Runde und Mila seufzte.

,,Eine verschwendend geringe Chance!"

Kate sah mitfühlend auf ihre beste Freundin, denn sie konnte ihr ansehen, dass sie sich sorgte. Und damit war sie nicht allein. Jeder von ihnen wusste, dass ihre Chancen auf Sieg wirklich nicht so gut standen. Barbossa trat neben Mila und sah sie mit einem Blick der Entschlossenheit und des Protestes an.

,,Rache bringt Euren Vater nicht wieder zurück, Miss Swann! Und ich habe nicht vor, mein Leben dafür zu lassen."

Stille legte sich über alle an Bord und Kate sah zu ihrem Vater. Würde sie kämpfen, ihr Leben und das ihrer Freunde riskieren, um ihn zu rächen, sollte er sterben? Sie konnte sich diese Frage nicht beantworten und sie kam auch nicht dazu, denn Mila hatte plötzlich ein Funkeln in den Augen und wandte sich an Barbossa.

,,Ihr habt Recht!", setzte sie an, ehe sie auf die Piraten zuging und ihre Gefährten anblickte. ,,Wofür ist es denn wert zu sterben?"

Niemand sagte etwas, allerdings tauschten die Piraten unter sich fragwürdige und unsichere Blicke. Doch Mila wartete keine Antwort ab, sondern sah mit entschlossenem Blick auf die Freibeuter und ging Richtung Reling.

,,Ihr werdet mir jetzt zuhören! Hört zu!", befahl sie, ehe sie auf die Reling kletterte, sich an der Takelage festhielt und in die Menge schaute. ,,Die Bruderschaft hat sich versammelt und wartet auf uns. Darauf, dass die Black Pearl sie anführt! Was werden sie sehen? Verängstigte Kielratten an Bord eines maroden Schiffs? Nein! Nein, sie werden freie Männer sehen. Und Freiheit! Und der Feind wird das Feuer unserer Kanonen sehen, er wird das Rasseln unserer Schwerter hören und er wird wissen, wozu wir fähig sind.", schrie Mila schon fast über die Piraten hinweg, damit auch jeder sie hören konnte.

Alle starrten gebannt auf die Braunhaarige und ein ehrfürchtiges Schweigen hatte sie alle erfüllt. Kate und David bekamen bei Milas Worten eine Gänsehaut und Elizabeth spürte, wie sie auf einmal von tiefem Stolz erfüllt wurde. Ihre Schwester so reden zu hören, das bewies es ein für alle Mal: Mila war wahrhaftig die Königin der Piraten!

,,Mit aller Kraft, die wir aufbringen und im Schweiße unsere Angesichts. Und mit Mut in unseren Herzen!", sagte Mila an die Piraten gewandt, ehe sich ihr poetischer Blick in einen bittenden wandelte. ,,Gentleman! Hisst die Flaggen!"

Immer noch schwiegen die Piraten und Will sah zu seiner Verlobten, ehe sich seine Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen und er zustimmend nickte.

,,Hisst die Flaggen!"

,,Hisst die Flaggen!", sagten David und Kate gleichzeitig und auch Pintel nickte eifrig.

,,Hisst die Flaggen!"

Auch Ragetti, Elizabeth und einige andere Piraten stimmten dem Befehl zu und Gibbs bekam nun sein abenteuerliches Leuchten in den Augen, als er den Blick gen Himmel richtete.

,,Aye! Der Wind ist auf unserer Seite, Männer! Mehr brauchen wir nicht!"

Jubelrufe ertönten, als alle dem Schlachtruf folgten und Kate war begeistert von der Euphorie, die allesamt versprühten. Und mit einem Mal kehrte ihr Optimismus zurück. Ja! Sie würden Beckett und Jones besiegen und sie würden endlich frei sein. Denn, wie groß die Armada auch wargemeinsam waren sie stärker und sie alle besaßen das, was sie verband: den Willen nach Freiheit!

,,Hisst die Flaggen!"

Der Ruf von Mila riss sie aus den Gedanken und sie folgte dem Blick ihrer besten Freundin zur Empress, wo Tai Huang nun seinen Säbel zog und gen Himmel richtete. Die chinesische Crew jubelte und nun kam jedes einzelne Piratenschiff dem Befehl des Piratenkönigs nach. Schlachtrufe ertönten, Kanonen wurden beladendie Piraten wappneten sich allesamt für den Kampf und sie taten, wie ihnen geheißen...sie hissten die Flaggen!

David und Elizabeth halfen Pintel und den anderen Piraten, die Flagge zu hissen, während Kate nun den anderen nach oben folgte. Mila, Will und ihr Vater Barbossa standen am Geländer vor dem Steuerrad und schauten auf die Piraten herab. Kate folgte ihren Blicken und ihr Mut bestärkte sich, als sie sah, wie sich die Flagge mit dem Totenkopf den Weg am Mast empor bahnte. Sie stieg immer höher und höher, bis sie endlich ihren Platz erreichte und der Wind sie durchtoste.

,,Gut gesprochen, Mila!", lobte Kate ihre beste Freundin und die schenkte ihr ein dankbares Lächeln.

,,Jeder hier hat etwas, wofür es sich zu sterben lohnt."

Sie tauschte einen Blick mit Will, der ihr zunickte. Ja, sie alle hatten einen guten Grund, für den sie sterben würden. Etwas, was Beckett und Jones nicht hatten. Freundschaft...Familie...Freiheit...Ehre...sowie letztendlich die Liebe oder gar den Willen für Freiheit!

Dies alles blieb ihren Gegnern verwehrt, wie stark sie sich auch brüsten mochten. Und anhand der Schlachtrufe und des Jubels verspürten alle Piraten, dass sie diese ganzen Eigenschaften miteinander verbanden. Und sie würden mit Herz und Seele dafür kämpfen...bis zu ihren letzten Atemzügen!

Adventures of the Caribbean 3-At Worlds EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt