„Hej, Elli, kommst du endlich?"
Mein Name ist zwar Elias, aber ein paar Auserwählte dürfen mich bei meinem Kosenamen rufen. Diese Auserwählte war eine blonde Farbexplosion: pinkes Top, gelber Rock und rote Cowboystiefel. Das ganze garniert mit einer Jeansjacke und einer blauen Schleife in Haar, war sie der eindeutig fröhlichere Teil des ‚Dynamischen Duos' .
Jeder Andere würde darin lächerlich aussehen, bei ihr wirkte es niedlich. Der andere Teil war schwarz, und zwar von Kopf bis Fuß, Haare schwarz, schwarzes Longsleeve, schwarze Jeans, schwarze Chucks, schwarzer Humor. Und war bereits wohl draußen, rauchen. Zusammen waren sie die Ujstar-Zwillinge: Darylia und Rabana. Und meine besten Freundinnen.Ja, genau, Zwillinge. Eineiige sogar. Sie hatten dieselben Gesichter, dieselben dunklen Augen, dieselbe Figur. Ansonsten hätten sie nicht unterschiedlicher sein können.
„Komm' ja schon!" Ich schmiss meinen Spind zu, schwang meinen grauen Rucksack auf meine Schulter und folgte Dari raus, zu ihrer Schwester. Die saß schon auf der Treppe vor dem Schuleingang, Fluppe zwischen den Fingern, Rauch vor dem Mund, und guckte den herausströmenden Massen zu. Unsere Schule hatte bis zu 1000 Schüler, von der 5ten bis zur 12ten Klasse. Als sie uns bemerkte, stand sie auf und nahm wortlos Daris Hand, und so gingen wir gemeinsam zum Bus, die zwei händchenhaltend und ich hinterher.
An der Bushaltestelle angekommen, hielt ich erstmal Ausschau nach meiner kleinen Schwester Hanna, aber konnte sie nicht entdecken. Das Schuljahr war noch keine drei Wochen alt, und schon war ich abgemeldet. Ich würde es nie laut aussprechen, aber ich war ein wenig enttäuscht. Es war ihr erstes Jahr am Gymmi, und zumindest die ersten zwei Wochen waren wir gemeinsam unterwegs im Bus. Aber in letzter Zeit war es sowieso schwierig mit ihr, sie war launisch und frech, und irgendwie vermisste ich meine kleine, fröhliche Hanni, die früher so gerne mit mir gespielt hatte, oder Stunden damit zubrachte, mir die Haare in dutzende Zöpfe zu binden.
„Elli, hörst du mir überhaupt zu?" Eine Hand schob sich direkt in mein Blickfeld, schnippte vor meiner Nase, mehrmals. Ich blickte zu einer irritierten Dari, während Bana neben ihr kicherte.
„Hm, was?" Ok, ich gebe zu, ich war in Gedanken.
Dari rollte mit ihren Augen, Bana lachte laut auf. Schöne Freundinnen.
„Ich erzähle dir, seit wir zur Tür raus sind, von der epischen Party, die dieses Wochenende bei Freddy stattfinden soll, und du hast nichts mitgekriegt?!"
„Wer ist Freddy?" Ich wusste verdammt genau, wer er war.
Mich traf ein zorniger Blick. Dann schob sich meine blonde beste Freundin ganz nah an mich ran, starrte mir in die Augen und schnaubte, so dass ich ihren Atem in meinem Gesicht spürte.
„Freddy" Sie betonte seinen Namen. „ ist der Typ mit dem größten Haus in der Gegend. Freddy" Wieder besonders betont. „ ist Fußballer bei den Junioren der Feldlanger Kicker. Und Freddy" Nochmal. „ ist heiß ." Sie zischte das S unnatürlich lang.
„Ah", ich grinste, „ und du willst ihm an die Wäsche." Ich nickte verstehend. Denn das verstand ich tatsächlich, da waren Dari und ich uns ähnlich. Keiner von uns beiden suchte nach der großen Liebe, wir waren jung, wir wollten Spass, keine Verpflichtungen, keinen Liebeskummer. Rabana dagegen war hoffnungslos romantisch.
„Natürlich will sie das, sie hatte seit ihrem Sommerflirt keinen Lover mehr, und langsam wird sie richtig zickig." Diesmal schoss Daris Blick zu ihrer Schwester, die völlig ungerührt dastand.
Wieder mit den Augen rollend trat Darylia von mir zurück, wedelte etwas imaginären Staub von meinen Schultern, ehe sie erklärte, „Ich habe schließlich Bedürfnisse!"
Daraufhin brachen wir drei in Gelächter aus.
Als ich wieder atmen konnte, wandte ich mich an meine lüsterne Freundin.
„Werden noch andere heiße Typen dort sein?"
Ach ja, ich bin schwul, nebenbei. Offen schwul, so offen, es gab vermutlich im Umkreis von hundert Kilometern niemanden, der es nicht bereits wusste. Nicht meine Schuld.
„Oh, die ganze 23-köpfige Fussballmannschaft wird da sein. Es ist Freddy's 18ter Geburtstag." Daris Augen leuchteten.
Wieder lachten wir.
Meine Mädels.
Die Busfahrt verging mit Gerede über mögliche Outfits, der Erkenntnis, dass Dari etwas Neues brauchte (war ja klar) und dem planen der nächsten Shopping-Tour.
Erst nach der etwa halbstündigen Fahrt entdeckte ich meine Schwester beim Aussteigen, sie stieg vorne aus, sah mich, drehte mir den Rücken zu und marschierte ohne ein Wort zu sagen Richtung unserer Wohnungen.
Autsch.
Oh, ja Wohnungen, Plural, weil meine besten Freundinnen und meine Wenigkeit im selben Haus residierten, auf dem selben Stockwerk sogar.
„ Ach," seufzte ich, „in letzter Zeit ist es schwierig mit ihr. Weiß gar nicht, was sie hat."
Sofort hakten sich die Zwillinge tröstend bei mir ein, und zogen mich meiner Schwester hinterher, Bana bereits mit Zigarette ausgestattet.
„Pubertät?" schlug Dari vor und ich gefror augenblicklich.
Pubertät? Das hieße Hormone... Und Hormone führten zu....
„Sie ist erst elf!"
Ernsthaft, der Gedanke gefiel mir gar nicht. Meine kleine Schwester. Hormone. Jungs. Oh mein Gott, die Jungs!
Ich musste ein ziemlich erschrockenes Gesicht gemacht haben, denn meine angeblich beste Freundin fing an zu lachen, während Bana bloß eine Augenbraue hochzog.
„Ging bei uns auch in dem Alter los." Kommentierte sie trocken, während ihre Schwester nach Luft schnappte.
Ich grummelte bloß, entzog den beiden meine Arme und ging weiter nach Hause. Sie kichernd hinter mir her. Hanna lief einige Meter vor uns, den Kopf gesenkt.
Wir kamen fast zeitgleich an der Haustür an und gingen alle vier schweigend die Treppe hoch. Das Haus hatte insgesamt vier Stockwerke, in jeden jeweils zwei 4-Zimmer-Wohnungen, und wir wohnten, wie sollte es auch anders sein, ganz oben, meine Familie links, die Zwillinge mit ihren Eltern rechts. Unsere Mütter hatten sich längst angefreundet, und weil meine Eltern oft bis abends arbeiteten, Papa in Schicht, Mama als Kellnerin, gingen wir meist zum Mittagessen zu meinen Freundinnen.
An diesen Tag entschied sich Hanna, nicht mitzukommen. Sie sperrte bereits unsere Wohnungstür auf, als Rabana und Darylia noch ihre Schlüssel suchten.
„Willst du nicht zumindest zum Essen mitkommen?"
Meine Schwester hielt nicht einmal inne, warf mir nur ein „Kein Hunger!" hin und schmiss die Tür zu.
Na, das konnte was werden.
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Ich weiß, es ist nicht viel, aber betrachtet das hier als eine Einführung. Es ist das erste Mal seit einer Ewigkeit, dass ich wieder etwas online stelle, und ich gestehe, ich bin etwas nervös.
Ich hoffe, es gefällt.Bye
DG

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Elias und Phillip
Teen FictionElias war 17, Schüler eines bayerischen Gymnasiums und offen schwul. Er wollte das genießen. Selbstbewusst und leidenschaftlich. Er dachte, er wusste, was er wollte. Phillip, ebenfalls 17, war Fußballer im Verein "Die Feldlanger Kicker". Er war zu...