Ich beendete meine Hausaufgaben am Mittwoch nur halbherzig, dann schrieb ich Dari an. Sie sollte mit Phils Nummer besorgen. Sie antwortete mit viel zu vielen Smileys und seinem Kontakt. Sie musste die Nummer längst schon gehabt haben.
Und dann saß ich mit meinem Handy in der Hand auf dem Bett im Dunkeln und tat… nichts.
Mein Herz raste bloß bei dem Gedanken, ihm zu schreiben, und ich kriegte einfach nichts zusammen, was ich ihm hätte schicken können.
Stattdessen arbeitete mein Hirn Überstunden.
Würde er das überhaupt wollen?
So wie er auf den Kuss reagiert hat, vermutlich schon.
Wie würde er morgen in der Schule reagieren?
Wäre das nicht seltsam für ihn?
Wir hatten Chemie zusammen…
Jep, ich zerdachte wieder alles. So sehr, dass ich am Ende gar nichts schrieb, sondern einfach ins Bett ging.
Ich, Feigling.
Am nächsten Morgen kam ich grad zur Tür raus, gefolgt von Hanna, als meine Mädels schon über mich herfielen. Meine kleine Schwester nahm Reißaus, während sich die Zwillinge an meine Arme hingen, Dari rechts, Bana links.
„Also, was ist jetzt mit Phil?“ Dari guckte mich mit leuchtenden Augen an.
Seufzend setzte ich mich in Bewegung, die Mädels mitziehend.
„Nichts. Ich hab ihm nix geschrieben.“
„Elias!“ Bana starrte mich empört an. „Warum?!“
Ich zuckte mit den Schultern, oder versuchte es zumindest.
„Es wär wohl irgendwie seltsam jetzt in der Schule.“
„Bullshit!“ Dari sah wütend aus. „Du hast gekniffen!“
Jep, aber das würde ich nicht zugeben.
Bana schüttelte den Kopf, ehe sie sprach.
„Du schreibst ihm heute. Das oder…“ Sie warf mir einen intensiven Blick zu.
Ich erinnerte mich an ihre Drohung, doch Dari schien keine Ahnung zu haben, denn sie guckte nur fragend von Bana zu mir. Meinetwegen konnte sie ahnungslos bleiben.
„Nach der Schule, okay?“
Bana musterte mich kurz, dann nickte sie.
Danach entspannte sich die Lage und wir fuhren plaudernd in die Schule.
Der Tag verging quälend langsam, während ich immer nervöser wurde. Und zum ersten Mal hielt ich aktiv Ausschau nach Phillip. Nicht, dass das gut für mich gewesen wäre, denn wenn ich ihn erblickte, steigerte das meine Nervosität ins Unermessliche.
Ich hatte ganz vergessen, wie entsetzlich aufgeregt und angespannt man war, wenn man verknallt war.
Mehliger Mottenmist!
War ich die letzten Wochen genervt von Phils Verhalten in Chemie, war es jetzt wie Öl ins Feuer. Ich war mir ziemlich sicher, dass er auf mich stand, aber je offensichtlicher das für mich wurde, desto mehr drehte mein Körper durch. Äußerlich mochte ich ruhig wirken, aber innerlich war ich ein Wrack.
Selbstverständlich erwischte ich ihn wieder dabei, wie er guckte.
Diesmal lächelte ich ihn an.
Verblüfft riss er die Augen auf, wurde knallrot und wandte hastig seinen Blick ins Buch.
Mein Herz machte Freudensprünge.
Oh, ich bin ihm so verfallen…
Ich musste über mich selbst grinsen.
Meine Mädels hatten Recht.
Ich sollte wirklich was Unternehmen.
Und plötzlich wusste ich, was ich tun würde.
Allerdings musste ich warten, bis die Stunde rum war, in der ersten Reihe konnte ich kaum mein Handy rausholen.
Als die Glocke ertönte, floh Phil so schnell er konnte, immer noch ganz rot. Ich ließ ihn lächelnd gewähren, schaute zu, wie sein knackiger Hintern vor mir durch die Tür verschwand.
Auf dem Weg zum Bus holte ich mein Smartphone raus und schrieb.
‚Hallo, hier Elias. Ich würde mich gerne entschuldigen, ich hätte dich nicht einfach küssen sollen. Kann ich das irgendwie wieder gut machen?‘
Mein Herz versuchte aus meiner Brust zu springen, als ich auf senden drückte.
Jetzt konnte ich nur noch warten.
Meine Mädels fanden mich an der Bushaltestelle und fragten gleichzeitig:
„Und?“
Ich schaute in zwei paar erwartungsvolle Augen und musste lachen.
„Ich hab ihm geschrieben.“
Sie jubelten, ich stand dümmlich grinsend neben ihnen und die anderen an der Haltestelle schauten neugierig.
Letzten Endes musste ich verdammt lange warten. So lang, dass ich schon Zweifel bekam.
Hätte ich doch nicht schreiben sollen?
Hatte ich mich vielleicht doch geirrt?
Erst spät abends, als ich bereits überzeugt war, es verbockt zu haben, kam die Antwort. Ich bekam fast einen Herzinfarkt, als ich das sah.
‚Schon okay.‘
Nichts weiter.
Es war ok, dass ich ihn geküsst hatte?
Unwillkürlich musste ich lächeln. Er war noch online.
‚Du bist nicht wütend?‘
‚Nein'
Mein Herz machte einen Satz.
‚Würdest du dich dann mit mir treffen?‘
Keine Antwort. Ich wartete ein paar Minuten.
‚Ich mach auch nichts, ich verspreche es!‘
‚Es sei denn, du bittest mich darum😉😀‘
Es dauerte ein paar weitere Minuten, bis er tatsächlich antwortete, doch für mich fühlte es sich wie eine Ewigkeit an.
‚Ok‘
Mich durchströmte so viel Freude, dass ich von meinem Bett aufsprang und einen kleinen Tanz aufführte.
Gut, dass ich allein war….
Tief durchatmend versuchte ich mich zu beruhigen.
‚Wie wär's wir fahren zusammen in die Stadt am Wochenende? Der Christkindlmarkt öffnet am Samstag.‘
Ich umklammerte mein Handy, als würde mein Leben davon abhängen.
‚Ok‘
In meinen Ohren rauschte das Blut.
‚Sollen wir den Bus um 10 nehmen?‘
Ich wollte das unbedingt fest machen.
‚Geht auch 11?‘
‚Klar. Dann also der Bus um 11 am Sa. Freu mich schon!😄‘
‚Ok‘
Ich starrte weiter auf mein Smartphone, in der Hoffnung, dass noch etwas käme, aber das war's.
Dennoch setzte ich mich breit grinsend wieder in mein Bett.
Wir hatten ein Date!
Ich ließ mich auf den Rücken fallen und starrte verträumt vor mich hin.
Ehrlich, Leute. Verliebte benehmen sich echt idiotisch, und ich war keine Ausnahme.
Kein fucking bisschen.----------------
Es geht voran!Bye
DG
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Elias und Phillip
Teen FictionElias war 17, Schüler eines bayerischen Gymnasiums und offen schwul. Er wollte das genießen. Selbstbewusst und leidenschaftlich. Er dachte, er wusste, was er wollte. Phillip, ebenfalls 17, war Fußballer im Verein "Die Feldlanger Kicker". Er war zu...