Ich bekam zwei weitere Nachrichten von der unbekannten Nummer.
‚Du spielst echt toll.‘ Und ‚Du siehst echt gut aus.‘
Ich hatte immer noch keine Ahnung, wer das war. Als ich endlich genug Mut zusammengekratzt hatte, um zu fragen, wer da schreibt, bekam ich keine Antwort.
Aber ich machte mir auch keine Illusionen mehr. Ich hoffte, dass es Elias war.
Ich wusste nicht, ob ich ihn noch aus dem Weg gehen sollte.
Ich wusste nicht, ob ich das noch wollte.
Ich wusste nur, dass ich in ihn verliebt war.
Schließlich entschied ich mich, ihm doch lieber auszuweichen, denn er brachte mich einfach zu sehr durcheinander.
Bis ich nicht mehr ausweichen konnte.
Donnerstag, letzte Stunde, Chemie.
Ich war schon nervös genug, doch als er sich plötzlich umdrehte und mich direkt ansah, hörte mein Herz kurz auf zu schlagen. Überhaupt benahm sich mein Herz seltsam in seiner Nähe.
Dann lächelte er.
Elias lächelt mich an!
Sofort spürte ich die Hitze in meinen Wangen und senkte den Kopf.
Atme.
In meinem Kopf herrschte von da an nur noch Chaos, von Chemie bekam ich nichts mehr mit. Dafür fluteten Erinnerungen mein Hirn. An den Kuss. Und an all das, was ich mir vorgestellt hatte.
Atme!
Ich war kaum im Stande, mich zu beherrschen. Ich konnte nicht mehr klar denken.
Ich wollte wegrennen.
Ich wollte ihn küssen.
Ich entschied mich fürs Wegrennen.
Aber er holte mich ein, wenn auch nicht persönlich.
Mein Handy piepte, und ich sah eine Nachricht von noch einer unbekannten Nummer.
Was zur Hölle…?
Ich tippte darauf und erstarrte.
‚Hallo, hier Elias. Ich würde mich gerne entschuldigen, ich hätte dich nicht einfach küssen sollen. Kann ich das irgendwie wieder gut machen?‘
Kurz vor dem Parkplatz blieb ich wie angewurzelt stehen, mein Puls wieder viel zu schnell.
Elias hatte mir geschrieben.
Ich starrte fassungslos auf das Gerät in meinen Händen.
Wer hatte dann die anderen Nachrichten geschickt?!
Atme!
Dann erst registrierte ich, was er geschrieben hatte.
Er wollte sich entschuldigen.
Wie sollte ich darauf antworten?
Den Kopf schüttelnd setzte ich mich wieder in Bewegung. Die Frage begleitete mich den Rest des Tages, und ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Also verdrängte ich das zunächst, versuchte mich mit Fifa abzulenken.
Es nützte nichts. Irgendwann warf ich frustriert den Controller zur Seite und dachte doch nach.
In Wahrheit war ich ihm nicht böse, nicht mehr. Die Wut war etwas anderem gewichen, etwas, das verdammt an Sehnsucht erinnerte.
Es war spät, als ich mich endlich dazu durchringen konnte, ihm zu antworten.
Mit klopfendem Herzen und stockendem Atem tippte ich ‚Schon okay.‘ ins Display und drückte schnell auf Senden, bevor ich mich anders entscheiden konnte.
Elias antwortete schnell.
‚Du bist nicht wütend?‘
‚Nein‘
Hatte er das befürchtet?
Naja, so wie ich auf ihn losgegangen bin…
Wieder piepte mein Handy.
‚Würdest du dich dann mit mir treffen?‘
Mir klappte der Mund auf.
Er will mich treffen?
Sofort beschleunigte mein Herzschlag noch mehr, obwohl ich das nicht für möglich gehalten hätte. Ich war wie gelähmt.
‚Ich mach auch nichts, ich verspreche es!‘
‚Es sei denn, du bittest mich darum😉😀‘
Flirtet er mit mir?!
Das war's. Ich würde gleich sterben. Todesursache: explodiertes Herz.
Es dauerte etwas, bis ich fähig war, etwas zu tippen. Meine Hände zitterten zu sehr.
‚Ok‘
Selbst diese zwei Buchstaben waren schon eine Herausforderung.
‚Wie wär's wir fahren zusammen in die Stadt am Wochenende? Der Christkindlmarkt öffnet am Samstag.‘
Atme!
Ich konnte nicht fassen, was da gerade geschah.
Elias wollte mich treffen.
Aber warum nur?
Sollte ich zusagen?
Wollte ich zusagen?
Scheiße, ja!
‚Ok‘
Ich fühlte mich ein wenig schlecht, weil ich wieder nur so kurz angebunden war, aber ich wusste einfach nicht, was ich sonst schreiben sollte.
In meinem Kopf war grad mehr Zuckerwatte als Hirnmasse.
Mir war etwas schwindelig.
‚Sollen wir den Bus um 10 nehmen?‘
Oh.
Am Wochenende pflegten meine Eltern auszuschlafen und erst gegen zehn zu frühstücken. Sie würden es nicht gerade begrüßen, wenn ich mich vorher verzog.
‚Geht auch 11?‘
Das würde mir genug Zeit geben. Der Bus kam kurz vor elf und ich brauchte vielleicht sieben Minuten zur Haltestelle. Bis Viertel vor elf sollte das Frühstück durch sein.
‚Klar. Dann also der Bus um 11 am Sa. Freu mich schon!😄‘
Ich starrte herzklopfend auf mein Handy, während ich so breit grinste, dass es fast weh tat.
Er freut sich darauf!
Mein Handy an die Brust gedrückt ließ ich mich auf mein Bett fallen und guckte glücklich zu dem Dachfenster hinaus in die Dunkelheit.
Bis mich ein Gedanke traf.
Ist das ein Date?
Mein Magen verknotete sich.
Was genau wollte Elias von mir?
Wollte er mir nur an die Wäsche?
Ich mein, er hat mich geküsst.
Und wie weit war ich bereit zu gehen?
Es fiel mir schwer, einzuschlafen. Ob wegen der Aufregung oder der Zweifel, ich weiß es nicht.-----------------
So, ein Update am Sonntag, wie versprochen.
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Elias und Phillip
Ficção AdolescenteElias war 17, Schüler eines bayerischen Gymnasiums und offen schwul. Er wollte das genießen. Selbstbewusst und leidenschaftlich. Er dachte, er wusste, was er wollte. Phillip, ebenfalls 17, war Fußballer im Verein "Die Feldlanger Kicker". Er war zu...