Als ich mir die heutigen Fächer genauer ansah, wurde mir flau im Magen. Aus irgendeinem Grund wollte ich Professor Lupin nicht allzu schnell sehen, aber da ich heute Nachmittag eh hätte zu ihm kommen sollen…
„Lu?“ fragte Nia zögerlich. „Was ist denn Nia?“ entgegnete ich munter. „Kannst du mir vielleicht zeigen wo ich zu Kräuterkunde hinmuss?“ Ich schaute auf die Uhr…könnte eng werden. „Okay, aber dann müssen wir jetzt los, sonst komme ich zu spät zu Geschichte der Zauberei.“ „Binns merkt doch eh nicht, wenn du 5 Minuten später kommst.“ Witzelte Malo und ich grinste schief. Nia und ich gingen zu zweit in Richtung der Gewächshäuser. „Nia? Was war heute Früh eigentlich los?“ fragte ich nachdenklich. Nia ließ den Kopf hängen, „Die 3 Mädchen in meinem Zimmer sind total unfreundlich. Sie haben mich damit aufgezogen, dass ich so klein bin und dass ich keine Eltern habe. Das hat mich hart getroffen…naja…weil sie haben gemeint das meine Eltern mich nicht wollten, weil ich so unfähig und unnormal bin. Diese Gründe hab ich mir auch im Heim immer anhören müssen…dabei wollte ich doch neu anfangen. Und sie meinten in Hufflepuff wäre ich besser aufgehoben, weil ich so eine Heulsuse bin und da genau solche Flaschen wie ich seien.“ Ich blieb ruckartig stehen, „Nia…du glaubst denen doch nicht, oder? Heute Abend…2 Stunden vor Bettruhe treffen wir uns im Gemeinschaftsraum, in Ordnung?“ Nia nickt zögernd und überrascht. Nachdem ich sie bei Professor Sprout „abgegeben“ habe, renne ich in das Klassenzimmer von Binns. Ich schleiche mich auf meinen Platz und tatsächlich bekommt Binns nichts mit. Ich wäre beinahe eingenickt, als es schon klingelte. „Na endlich…“ stöhnte Maru verschlafen. Ich grinste nur und dann gingen wir zügig in die Kerker zu Zaubertränke. Ich ging als letzte in den Raum und Snape schenkte mir, kaum merklich, ein kurzes Lächeln. Ich erwiderte es, aber während Snape sofort wieder seine kalte Maske aufsetzte, blieb mein Lächeln die ganze Stunde. Dennoch war ich wie alle anderen auch, froh als wir wieder aus den Kerkern durften. Maru, Malo, Neo, Nia, Harry, Hermine, Ron und ich setzten uns 4-4 gegenüber an den Gryffindortisch zum Mittag. „Und wie war dein Unterricht bisher?“ fragte ich Nia, neben mir. „Eigentlich ganz okay. In Kräuterkunde und Verwandlung konnte ich je 5 Punkte für unser Haus gewinnen.“ Sie strahlte und ihre Wangen färbten sich ein wenig rot. „Super“ lobten Maru, Malo und ich sie einheitlich. Ihre Wangen wurden noch röter und sie wendete sich schmunzelnd wieder ihren Nudeln zu.
Langsam trotteten wir in Richtung VgddK, alle fragten sich wie der neue Lehrer so sei. Nachdem wir jetzt schon den von Voldemort besetzten Quirrel und den selbstverliebten Nichtsnutz Lockhardt hatten, wer würde da wohl als nächstes kommen? „Guten Tag Klasse! Kommt rein, nur keine falsche Scheu!“ begrüßte er uns freundlich. Die Tische und Stühle waren zur Seite geräumt, nur ein Schrank stand im Zimmer. Wir stellten uns in großem Abstand davor auf, weil er ruckelte und merkwürdige Geräusche herausklangen. Professor Lupin ging eine Weile um uns herum, während alle gebannt auf den Schrank stierten. „Hat jemand…eine Ahnung was da drin sein könnte?“ fragte er schließlich. Ein Junge aus Gryffindor antwortete als erster: „Ein Irrwicht ist da drin!“ „Wirklich gut Mr. Thomas.“ Lobte der Professor ihn. „Und was hat so ein Irrwicht für eine äußere Erscheinung?“ fragte er nun. Ich zuckte kurz zusammen, als Hermine direkt vor mir auftauchte. „So genau weiß das niemand. Er verändert sein Aussehen immer in das, was dem Gegenüber am meisten Angst macht.“ „Und das macht sie auch so furchterregend…ja.“ Ergänzte Lupin. „Nun denn, stellt euch bitte alle in einer Reihe auf. Bildet eine Reihe.“ Malfoy und seine zwei Kumpanen schubsten absichtlich, aber ich überlegte bereits angestrengt, was meine größte Angst sein könnte. „Neville, richtig?“ Der Junge nickte. Lupin flüsterte Neville etwas ins Ohr, dann öffnete er den Schrank. Hervor trat…Snape?! „R-R-Riddikulus“ stotterte Neville und Snape hatte prompt Kleider einer alten Frau an. Es war zum Schießen und ich war nicht die einzige die Tränen lachte. Meine Mitschüler hatten die verschiedensten Ängste, von Spinnen(Ron), über Mumien und Todesfeen, bis hin zu schlechten Noten. Harry stand vor mir und kam als nächster dran. Der Clown von Parvati verwandelte sich und es erschien ein Dementor. Lupin stürzte sich beinahe schon hysterisch dazwischen und wieder veränderte der Irrwicht sein Aussehen. Lupin´s größte Angst war also…der Vollmond? Meine Stirn legte sich in Denkfalten und auch Hermine schien nicht entgangen zu sein was die Angst unseres Professors ist. Lupin jagte den Irrwicht zurück in den Schrank und wendete sich etwas außer Atem an uns: „Tut mir Leid aber man soll aufhören wenn es am schönsten ist. Der Rest von euch kommt nächste Stunde dran.“
Enttäuscht stöhnend verließen die meisten Schüler gleich darauf das Zimmer. Ich war die letzte die heraus ging, denn mein Blick hatte immer noch an dem Schrank geklebt. Gerade als ich durch die Tür gehen will, hält Lupin mich zurück. „Mary?“ Ich drehe mich verwirrt um, „Ja, Professor?“. Er scheint nach den richtigen Worten zu suchen, „Also…ähm…weißt du…ich…wollte mal kurz mit dir reden. Wie im Zug schon gesagt.“ Ich drehte mich Widerwillen um und ging mit hoch in sein Büro. Er selbst setzte sich auf einen Sessel am Kamin. Als er bemerkte, dass ich immer noch vor der Tür stand, bot er mir den zweiten Sessel davor an. Zögernd setzte ich mich und stellte meine Schultasche neben dem Sessel ab. „Also, ähm…worüber wollten Sie mit mir reden?“ fragte ich nachdem er mich eine Weile stumm angesehen hatte. Lupin seufzte und dann presste er die Worte heraus, als wenn sie all seine Kraft bräuchten. „Ich – kannte – deine – Eltern.“ Ich spürte wie mein Gesicht entgleist, ich sackte zusammen, diese 4 Worte hatten mir einen harten Schlag in den Magen verpasst. Ich nickte schwach, nahm meine Tasche und ging kreidebleich, ohne ein weiteres Wort aus dem Büro. Ich hatte mich in einem der hintersten Regale in der Bibliothek verschanzt. Zu viele Gedanken und Fragen kreisten nun in meinem Kopf.
Ich sah auf die Uhr…“Mist“ murmelte ich, packte mein Zeug zusammen und lief zügig zum Gemeinschaftsraum. „Was willst du noch hier in Hogwarts? Das ist eine Schule für magisch begabte Kinder und nicht für solche Flaschen wie dich. Och…heulen wir jetzt wieder rum?“ Kaum war ich durch das Portrait getreten, schallten mir diese Stimmen zu, plus ein leises schluchzen. Aufgebracht stürmte ich in den Gemeinschaftsraum. „WAS FÄLLT EUCH EIN! ICH WUSSTE DOCH ES RIECHT HIER NACH SCHLANGEN! MACHT DAS IHR IN EUREN EIGENEN GEMEINSCHAFTSRAUM KOMMT; EURE TARNUNG IST AUFGEFLOGEN! IHR IGNORANTEN SLYTH´S!!!“ Die 3 Mädchen traten mit jedem meiner Worte weiter weg und nun klebten sie verängstigt an der Wand. Meine Augen funkelten bedrohlich und ich kam den dreien ganz nah. Meine Stimme war nur noch ein Flüstern: „Solltet ihr es je wieder wagen – ihr oder andere aus eurem Schlangenhaus – euch an meiner kleinen Schwester zu vergreifen, sorge ich höchstpersönlich dafür, das ihr alle 1 Monat im Koma liegt. Und glaube mir…dazu bin ich sehr wohl fähig. Fragt ein paar ältere Slyth´s wenn ihr es nicht glaubt.“ Ich atmete tief durch, „UND JETZT RAUS HIER!!!“ Die Mädchen rannten fluchtartig aus dem Gemeinschaftsraum und ich veranlasste sofort bei einem Vertrauensschüler von Gryffindor, das das Passwort gewechselt würde. Der Junge nickte und war nun auf dem Weg zu Professor McGonagall. „Nia? Ist alles in Ordnung?“ fragte ich nun zögerlich und besorgt. Sie rannte auf mich zu und schlang ihre dünnen, kleinen Arme um meinen Hals. Sie weinte sich an meiner Schulter die Seele aus. Ich hob sie mit etwas Mühe hoch und setzte mich mit ihr auf die rote Couch vor dem Kamin. Es dauerte relativ lange bis sie sich wieder beruhigt hatte und nun mit verstopfter Nase an mir lehnte. Ich glaubte schon sie wäre eingeschlafen, als sie zu sprechen begann. „Danke Lu. Woher wusstest du das es Slytherins waren?“ Ich lächelte in das prasselnde Feuer. „Gryffindors würden sich nie so aufführen.“ Nia lachte kurz und mir ging es automatisch selber wieder ein wenig besser. „Lu…bin ich für dich wirklich wie eine Schwester?“ fragte Nia nach einer Weile. Ich ließ mir Zeit mit der Antwort. „Weißt du Nia…ich verstehe mich nicht mit vielen von Anfang an so gut, wie mit dir. Außerdem…habe ich als Gefühl, dich beschützen zu wollen und für dich da zu sein. Kurz gefasst also…Ja. Du bist meine kleine Schwester!“ Nia nickte fröhlich und dann nahm ich sie mit in meinen Schlafsaal. „Maru? Hermine? Habt ihr was dagegen wenn Nia heute Nacht hier schläft? Parvati ist eh heute wieder bei ihrer Schwester.“ Die beiden nickten freundlich und Nia holte nur schnell ihren Schlafanzug rüber. In dieser Nacht träumte ich immer wieder diesen Moment, als Lupin mir sagt, dass er meine Eltern kannte – es ist eine unruhige Nacht.
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Wölfe in Hogwarts ~ Mary-Lu Audaci
FanfictionProlog Bis zu meinem 6. Geburtstag hatten meine Eltern mir alles beigebracht, was nötig war um zu überleben - fernab der Gesellschaft. Mein Vater brachte mir das jagen bei und das Leben im Einklang mit der Natur. Meine Mutter lernte mir das Zaubern...