Kapitel 25

353 22 0
                                    

Die vier Auroren kamen immer näher und drängten mich an die Wand hinter mir. Als ich mit dem Rücken an der Steinwand stand, sagte ich so ruhig wie möglich. „Was fällt Ihnen eigentlich ein?“ Fudge rümpfte die Nase, „Ich bin der Zaubereiminister! Ich habe Rechte…und Pflichten. Und meine Pflicht ist es, die Welt vor einem erneuten Anschwall an Todessern zu schützen!“ Die zwei Auroren, die ihren Zauberstab noch nicht herausgeholt hatten, drückten mich mit dem Bauch gegen die Wand. Die anderen beiden – mit erhobenen Zauberstäben – richteten das Holz auf mich, bereit einen Schockzauber oder schlimmeres auszuführen. „LASST MICH LOS!!!“ schrie ich wütend. Doch sie drückten mich nur noch fester gegen die Wand. Der Minister kam zu mir und zog meine Bluse so herunter, dass der Blick auf mein rechtes Schulterblatt freigegeben war. „Aber was…?“ murmelte er verwundert. „Man sieht ja nur eine einzige große Narbe! Was ist denn da passiert?“ fragte er erzürnt. Dumbledore schien nicht minder wütend über die Umgehens Weise mit mir. „Sie wurde von einem Basilisk gebissen. Letztes Jahr. Da wir das nun geklärt haben, bitte ich Sie meine Schule augenblicklich zu verlassen.“ Auch wenn Dumbledore versuchte es zu verbergen, man hörte, dass seine Stimme vor Zorn bebte. Die Auroren ließen mich los und dann verschwanden diese und der Minister. Ich funkelte ihnen böse nach, dann ließ ich mich auf den Boden fallen. Ich stützte den Kopf in die Hände und atmete durch. „Mary…es tut mir aufrichtig Leid! Aber nicht einmal ich kann mich gegen das Ministerium wehren. Ich habe ihm versucht klar zu machen, dass es nichts bringt, aber er wollte natürlich nicht hören.“ Ich zog meine Bluse wieder richtig an und wischte mir eine einzelne Träne aus den Augen. „Schon gut, Professor. Sie trifft keine Schuld. Ich gehe dann mal zum Unterricht.“ „Wenn du möchtest, darfst du dich erst einmal ausruhen. Soweit ich weiß, werden heute keine Tests in deiner Klassenstufe geschrieben. Ich werde den Lehrern Bescheid geben, damit sich keiner Sorgen macht.“ Ich nickte ihm dankend zu und ging rüber zum verbotenen Wald. Ich verwandelte mich nach ein paar Metern in einen Wolf und rannte frei, wie lange nicht mehr, durch den Wald. „Lupus!“ rief ich und der graue Wolf rannte mir entgegen. „Lu! Ich hatte schon Angst du hast mich vergessen!“ Wir tobten miteinander und hatten viel Spaß. Ich schaute nach oben in den Himmel, es war bereits Mittag, wenn man dem Sonnenstand glaubte. Hagrid kam auf die Lichtung und schmiss jedem Wolf ein Stück Fleisch hin. „Mary?“ fragte Hagrid ungläubig. Ich bellte freudig und verwandelte mich zurück. „Was gibt’s denn Hagrid?“ „Hast du kein Unterricht?“ Ich lächelte etwas gequält, „Nein…Dumbledore hat gesagt ich darf mich erst einmal ausruhen. Du musst Wissen, der Minister hat mir heute Morgen einen unschönen Besuch abgestattet.“ Hagrid nickte verstehend, während ich Lupus kraulte. „Ach, ähm Mary? Kannst du mir nen Gefallen tun? Shadow spielt schon wieder total verrückt und ich kann mich ihm nicht gefahrlos nähern. Aber wenn ich nicht bald seine Wunde versorge könnte sie sich entzünden.“ Ich nickte nur und verabschiedete mich von Lupus. Auf der Weide stand Shadow – der dunkelbraune Hippogreif, mit dem ich mich während der ersten PmG-Stunde angefreundet hatte - wieder ganz alleine. Eine große, blutende Bisswunde klaffte an der rechten Seite seines Halses. Ich verbeugte mich, hielt Blickkontakt und näherte mich langsam. Es dauerte nicht lange, da verneigte sich auch der Hippogreif ein wenig. Ich ging ruhig auf ihn zu und streichelte über den Schnabel. Wie letztes Mal schmiegte sich Shadow an mich und ich setzte mich mit ihm auf das Gras. „Okay Hagrid, ich glaube du kannst herkommen.“ Sagte ich und Hagrid kam sachte auf uns zu. Shadow streckte zwar den Kopf misstrauisch zu Hagrid, aber ich streichelte ihn unentwegt und nickte ihm zu. Der Hippogreif legte seinen großen Kopf auf meinen Schoß und Hagrid konnte problemlos die Wunde versorgen. „Danke Mary.“ Lächelte Hagrid. „Wenn du willst kannst du jederzeit herkommen und dich ein wenig um Shadow kümmern. Er hat zwar jetzt einen Artgenossen gefunden, aber den kann ich erst in einer Woche auf die Weide lassen.“ Ich nickte und verbrachte noch eine dreiviertel Stunde bei Shadow im Gras. Ich verabschiedete mich von dem Hippogreif und rannte eilig in den Schlafsaal. In 30 Minuten geht das Quidditschtraining los. Ich schnappte mir Besen und Quidditschuniform und rannte runter zum Feld. Schnell zog ich mich um und mit geschultertem Besen trat ich in das Stadion. „Lu! Da bist du ja!“ rief Wood erleichtert. „Dann kann das Training ja endlich losgehen. Wir versuchen heute Mal eine neue Taktik.“
2h dauerte das Training, dann ließen wir uns am Abend im Gemeinschaftsraum fallen. Neo setzte sich neben mich auf die Couch. „Wo warst du heute? Die Lehrer sagten alle nur, dass wir uns keine Sorgen machen bräuchten und dass du die Erlaubnis hättest, nicht zum Unterricht zu erscheinen?“ Ich schaute nachdenklich ins Feuer. „Ja…Dumbledore hat mich freigestellt, weil ich nach dem Gespräch mit Fudge etwas frische Luft brauchte. Nach dem Frühstück sollte ich ja zu Dumbledore ins Büro…aber das hat nicht er angeordnet, sondern der Minister. Sie haben – etwas gewaltsam – nachgesehen, ob ich diese Narbe in Form des Neumondes habe.“ Neo schaute mich etwas entsetzt an, dann fragte er kleinlaut: „U-Und? Hast du sie?“ Ich starrte ihn wütend an, „Du glaubst also dem Tagesprophet? Dann bist du nicht besser als der Rest dieser Welt!“ Ich stand auf und wand mich dem Gehen. Vor der Zimmer zum Mädchenschlafsaal drehte ich mich noch einmal rum. „Und ja! Ich habe diese Narbe genau dort gehabt! Aber dank dem Basiliskenbiss von Ende letzten Jahres, konnte der Minister das nicht mehr sehen!“ Ich ließ den verdatterten Neo auf der Couch sitzen und ging ins Zimmer. „Lu! Bitte, du verstehst nicht…“ hörte ich ihn noch rufen, aber ich schlug die Tür einfach zu und legte mich in mein Bett. Wie konnte er nur denken dass ich eine potenzielle Todesserin sei! Er, dem ich am meisten vertraute…wenn ich ihm nicht trauen kann, dann keinem. Ich kuschelte mich unter die Decke und schlief ein. Mitten in der Nacht wachte ich auf… „Was habe ich nur getan?“ hauchte ich tonlos. Ich hatte überreagiert…ich musste mich bei Neo entschuldigen! Ich nahm meinen Zauberstab und meinen dicken Hogwarts Umhang und schlich mich aus dem Zimmer. So leise wie möglich stieg ich die Treppe zu den Jungs hoch. Vorsichtig öffnete ich die knarrende Tür und ging ins Zimmer. Ich versuchte mich zu erinnern in welchem Bett Neo lag, dann fiel es mir ein. Ich ging auf Zehenspitzen zu dem Bett, öffnete die Vorhänge und legte meine Hand vorsorglich auf seinen Mund. „Neo! Ich muss mit dir reden…“ flüsterte ich. Als meine Hand seinen Mund berührte, riss er die Augen auf und wollte schreien. Ich erstickte den Schrei mit meiner Hand und als er mich erkannte blieb er starr liegen. „Lu? Verdammt nochmal, erschreck mich doch nicht so! Was ist?“ „Nimm dir deinen Umhang…wir gehen spazieren.“ Er nickte nur verwirrt, nahm seinen Umhang von einem Stuhl in der Nähe und schlich mit mir raus. Auf dem Weg vom Schloss bis zum Rand des verbotenen Waldes, sagten wir kein Wort. „Lu! Lass uns zurück! Wenn uns jemand erwischt sind wir geliefert. Lu? Was hast du vor?“ Ich verdrehte die Augen und drehte mich kurz zu ihm um. „Komm einfach mit du Riesenschisser. Vertrau mir…“ und dann zog ich ihn am Ärmel in den Wald hinein. Als die Bäume uns ganz einschlossen, beleuchtete ich meinen Zauberstab: „Lumos“. Ich spürte, dass Neo Angst hatte…mehr vielleicht noch als in dem Moment, als ich ihn eben, so unerwartet geweckt hatte. Wir näherten uns dem ersten Ziel für heute Nacht. „Lu? Bitte…gehen wir zurück!“ flüsterte er und ihm schnitt es fast die Stimme ab, als es vor uns knackte und ein Wolf heulte. Neo blieb verängstigt stehen, doch ich drehte mich zu ihm um und grinste fröhlich. „Jetzt stell dich nicht so an! Uns passiert nix! Versprochen!“ Dann ging ich hinter ihn und schubste ihn auf die Lichtung. Dann ging ich an ihm vorbei und verwandelte mich in meine Animagusgestalt, während ich nach Lupus suchte. Ich spürte den entsetzten Blick von Neo auf mir ruhen, aber es kümmerte mich nicht. Wo war das Rudel abgeblieben? Weit konnten sie nicht sein, denn schließlich hatten wir einen von ihnen eben noch heulen hören. Wobei….Ich blieb ruckartig stehen und ging rückwärts zu Neo zurück. „Zieh deinen Zauberstab“ knurrte ich leise, doch natürlich verstand er nicht. Ich stupste mit meiner Nase gegen seine Tasche und er kapierte. In dem Gebüsch vor uns knackte es…dieser Geruch war mir fremd. Es war keiner der Wölfe aus dem Rudel. Was war es? Ich witterte Gefahr, ich spürte sie in jeder Zelle meines Körpers. Was auch immer da auf uns zukam, es war kein Freund und es hatte das Rudel sicher auch von der Lichtung vertrieben.

Wölfe in Hogwarts ~ Mary-Lu AudaciWo Geschichten leben. Entdecke jetzt