verfolgt

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Wir liegen nun schon ungefähr eine halbe Stunde einfach so, ineinander geschlungen, auf unseren Decken. Niemand von uns sagt auch nur ein Wort, es ist, als würde eine peinliche Ruhe durch den Raum schwirren.
Ich liege auf seiner Brust und horche seinem Herzschlag, der gleichmäßig und langsam geht.
Diese Stille und diese Geborgenheit sind unbeschreiblich schön und ich wünschte irgendwie, dass dieser Moment niemals enden würde als Daryl sich aufrichtet und sich hinsetzt. Sein Rücken ist nun zu mir gerichtet und er starrt gerade aus.
"Du musst jetzt gehen!", sagt er und ich spüre, wie sich ein fester Griff um mein Herz legt.
"Was?", frage ich leise.
"Geh Bitte!", antwortet er ruhig.
"Daryl es tut mir leid. Ich habe doch noch keine Erfahrung und ich kann doch lernen."
"Maya! Denkst du wirklich ich hätte keinen Spaß gehabt?", fragt er mich.
"Du jagst mich weg von dir.", gebe ich zurück.
Daryl dreht sich herum um und schaut mich ernst an.
"Das war mit Abstand der beste Sex in meinem Leben, Mrs.Dixon.", erklärt er mir plötzlich und ich fühle eine unglaubliche Wärme in mir aufsteigen. Es liegt nicht daran, dass er mir sagte, es wäre sein bester Sex gewesen, sondern eher daran, dass er mich wieder Mrs. Dixon genannt hat.
"Ich weiß, was du mir vorhin sagen wolltest und ich kann dich nicht aufhalten.", stellt er klar.
"Es tut mir leid. Es ist die einzige Möglichkeit und du weißt das! Ich muss dir noch so vieles Erklären aber das muss warten.", sage ich ihm.
"Geh jetzt!", fordert er und ich stehe nun langsam auf, um mich wieder anzuziehen. Als ich mich bereit gemacht habe, verlassen wir beide den Dachboden und stehen vor dem Haus. Nur ein paar Meter trennen uns voneinander und unsere Blicke sind eng verschmolzen.
"Ich muss los!", sage ich mit bebender Stimme und gehe mit Tränen in den Augen davon.

Ich habe mich nicht mehr umgedreht, denn die Verlockung bei meinem Redneck zu bleiben wäre zu groß gewesen. Ich weiß nicht, was aus uns wird, ob etwas aus uns wird und wenn ja, wann es soweit sein wird. Meine Reise wird Zeit in Anspruch nehmen und diese Zeit werde ich ohne Daryl verbringen müssen, soviel steht fest. Schritt für Schritt laufe ich die lange Landstraße entlang, als plötzlich zwei Beißer meinen Weg kreuzen. Ich schnappe mir meine Machete und nähere mich ihnen, ganz vorsichtig. In meinem Kopf sind meine Kampftechniken noch fest verankert, aber ich bin nicht sicher, ob mein Körper diese noch umsetzen kann. Zu lange bin ich aus der Übung, aber aus dieser Nummer komme ich nicht heraus. Entweder ich erledige sie oder, sie fressen mich bei lebendigem Leibe auf.
Schritt für Schritt gehe ich auf den rechten Beißer zu, stehe vor ihm und mache eine schnelle Bewegung, die ihn verwirrt, um seinen Körper herum. Mit einem schnellen Hieb ramme ich ihm die Machete in den Hinterkopf und er sackt zu Boden. Die Aufmerksamkeit von dem anderen Untoten ist mir nun gewiss, aber Gott sei Dank sind diese Viecher nicht die intelligentesten. Er will sich auf mich werfen und lässt sich fallen. Ich mache einen Schritt zur Seite und lasse meinen Arm mit der aufrecht stehenden Mache an Ort und Stelle. Mein Seitwärts Schritt ist für den Beißer zu schnell und so fällt er mit seinem Gesicht direkt auf das große Messer.
Mit meinem Fuß trete ich gegen seine Schulter, um ihn von meiner Waffe zu lösen.
"Nicht schlecht, Maya!", lobe ich mich selbst und gehe wieder weiter in dieselbe Richtung.
Seit dem Mittag bin ich unterwegs und der Abend bricht langsam über mich herein. Der ein oder andere Untote wurde unterwegs von mir erledigt, aber von den Saviors fehlt jede Spur.
Ich muss diesen Fußmarsch schaffen, denn mit dem Auto kann ich nicht fahren. Zu groß ist das Risiko, dass die Truppen in den Wäldern mich hören und sich aus dem Staub machen um zu Negan zu gelangen. Ich muss, wenn möglich genau die richtige Gruppe, aus dem Hinterhalt erwischen und sie mit meinen Worten in den ersten Minuten überzeugen.
Am Horizont sehe ich den Mond aufgehen und es ist weit und breit kein geeignetes Nachtlager für mich zu erkennen. Ich kann hier nicht in der Dunkelheit, auf der Straße bleiben. Das ist zu gefährlich für mich. Meine einzige Möglichkeit könnte sein, dass ich im Wald etwas geeignetes finde also biege ich rechts in das Gestrüpp ab. Ein paar Minuten, laufe ich durch das Dickicht und finde schlussendlich einen hohlen Baumstamm.
"So hat es begonnen und so endet es NICHT!", sage ich vor mich hin um leise in den Baumstamm zu kriechen. Als ich innen zum Sitzen komme, öffne ich meinen Rucksack und hole meine belegten Brote von Carol heraus. Ich esse sie schnell und spüle alles mit meinem Wasser herunter.
Der Wald um mich herum erwacht Nachts erst richtig zum Leben. Verschiedene Tiere geben ihre Laute von sich und überall knacken Äste.
Komplett angespannt und hoch konzentriert schlafe ich schließlich irgendwann zusammengerollt ein.

Die letzte Rose Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt