Maya Torres
Meine Gelenke brennen und ich kann spüren, wie das warme Blut an meinen Armen herunterläuft. Das Seil hat meine Haut abgescheuert und frisst sich, mit jeder Bewegung, immer tiefer in mein Fleisch. Ich versuche wieder und wiederum, mich mit meinen Händen ein wenig am Seil nach oben ziehen, damit die Last meines Körpers von meinen Armen genommen wird, aber ich rutsche ab und falle wieder mit einen Ruck nach unten, was mir jedesmal höllische Schmerzen beschert.Wie lang ich hier hänge kann ich nicht genau sagen aber es kommt mir vor wie mehrere Stunden. Hier draußen dämmert es langsam und die Nacht zieht über uns herein, als die Kerle um uns herum ein Lagerfeuer entfachen.
"Hey….", stottere ich einem von ihnen zu. Er ist groß und schlank, sieht aber harmlos aus.
"Komm…m.al…her!", versuche ich zu sagen.
Er schaut mich an, blickt dann in alle Richtungen um nicht von seinen Kumpels entdeckt zu werden und nähert sich langsam.
"Hi…lf...Mi...r!", flehe ich ihn an.
"Ich kann nicht!", sagt er ängstlich und ich erkenne, dass er neu und sehr jung sein muss. Wieso tut er sowas einer jungen Frau an? Ich kenne die Männer nicht. Auch vom Sehen, sagen sie mir nichts.
"Ich……bin….die…Toch…ter von.…Ne….gan.", sage ich mit letzter Kraft als der Junge mich mit aufgerissenen Augen anstarrt.
"Lass das nicht die anderen hören, wenn du auch nur die kleinste Chance, zum Überleben haben willst.", warnt er nun und mir wird bewusst, dass ich es nicht mit den Saviors zu tun habe. Diese Tatsache macht mir Angst, denn obwohl mein Vater mich für meine Aktionen hassen wird, so würde er dieses Leid an mir und meinem Körper sicher nicht dulden. Ich wollte ihm damit Angst einjagen, in der Hoffnung, sie ließen mich gehen aber der Schuss ging nach hinten los.
"Bitte..!", flehe ich nun schmerzerfüllt.
"Es tut mir leid.", erklärt der Junge und senkt den Kopf nach unten.
"Jimmy!", schreit nun einer der Männer vom Feuer aus.
"Man spielt nicht mit dem Essen."
Habe ich das gerade richtig verstanden? Man spielt nicht mit den Essen? Dem Essen? ICH???
Der Kerl erhebt sich und kommt langsam auf uns zu um mich genau zu Mustern.
"Jimmy, ich versteh dich, Junge.", sagt er mit einem enkelerregendem Grinsen in seinem dreckigen Gesicht und beginnt, mit seiner schmierigen und verschwitzten Hand über meinen Fuß, hinauf zu meiner Wade und schließlich zu meinem Schenkel zu streichen. Seine Finger drücken fest in mein Fleisch und ich spüre die selbe Abwehr wie damals an der Tankstelle auch. Wieder laufen warme Tränen über meine Wangen und ich krümme mich unter seinen Berührungen, um dieser Quahl zu entkommen aber meine hängende Position, gibt mir keinerlei Möglichkeit dazu. Gott sei dank, befinde ich mich noch soweit oben, das er seine Hand nicht weiter, zwischen meine Beine schieben kann.
Dieser Ekel schüttelt meinen Körper und wenn ich daran denke, was sie mit mir Vorhaben, dann wünsche ich schon jetzt, dass sie mich einfach umbringen würden.
Rechts neben mir, nehme ich plötzlich ein Krachen, auf einem Ast wahr und hoffe, dass die Beißer schon unterwegs zu uns sind.
Jimmy und der andere Kerl, schauen erschrocken in die Richtung des Geräuschs und ziehen ihre Waffen. Mit gedeckter Haltung und langsamen Schritten, lassen sie mich zurück und verschwinden im Dickicht.
Für den Moment kann ich durchatmen und mich beruhigen.
Nach ein paar Minuten ruft einer der Männer am Feuer,
"James, was ist los?"
Die Beiden kommen zurück aus dem Wald und erklären,
"Muss nen Tier gewesen sein."
Sie setzen sich ans Feuer und trinken weiter ihren Schnaps.
Ich lasse meinen Blick durch meine ganze Umgebung wandern, um irgendwie einen Ausweg finden zu können, als ich Jesus auf dem Boden liegend entdecke. Er ist nicht bei Bewusstsein und ich flehe, dass er noch am Leben ist. Sollte er nur Ohnmächtig von den Verletzungen sein, dann ist es wenigstens erträglich für ihn. Jesus wird sich ewig Vorwürfe machen, mich hier her gebracht zu haben dabei ist es doch nicht seine Schuld. Er wollte mir helfen und mich wieder zu mich selbst finden lassen.
Ich kann seinen enttäuschten Blick nicht vergessen, als ich ihn abgewiesen habe aber als er mir sagte, ich sei Perfekt, kam der ganze Schmerz in mir auf. Die Erinnerung an eine Nacht auf einem Dachboden und an diese unergründlichen, sanften Augen, ließen diese endgültige Nähe, hier im Waldhaus, nicht zu und dass, obwohl ich Gefühle für Jesus entwickelt habe. Ich kann nicht sagen, ob es Gefühle sind, die echt werden können oder ob es die Verzweiflung ist, von Daryl verstoßen worden zu sein aber trotzdem fühlte es sich falsch an, mit ihm zu schlafen. Mein Herz und mein Kopf sagten in der letzten Nacht nein zu mir und zum ersten Mal waren Beide im Reinen miteinander und ich fügte mich ihnen.
Trotzdem muss ich uns hier heraus holen. Ich habe keine Ahnung wie, aber ich muss einfach und als ich wieder panisch versuche, meine Fesseln zu lösen, ziehen blitzartige Schmerzen von meinen Handgelenken, herunter durch meine Arme. Mittlerweile sind lange Blutflecken auf meiner Haut festgetrocknet und es fließen noch immer neue Spuren nach.
Ich habe das Gefühl, das ich von links, hinter dem Haus beobachtet werde und lasse vorsichtig meinen Blick dorthin schweifen als ich ihn im Schein der Hausbeleuchtung erkenne.
"Daryl….",flüstere ich leise zu mir selbst.
Er blickt mich an und scheint verzweifelt zu sein aber allein die Tatsache, dass er direkt neben mir ist, lässt alles so viel weniger schlimm erscheinen und auch wenn ich draufgehe weiß ich, dass er hier bei mir ist.
Ob er wegen mir gekommen ist, oder weil wir so lang verschwunden waren und die Gruppe uns suchen wollte?
Es ist wohl egoistisch zu glauben, er würde sich nur wegen mir in diese Gefahr begeben aber die Vorstellung ist zu verlockend, als sie in diesen Minuten und unter diesen Schmerzen aufzugeben.
"Hey!",brüllt einer der Typen plötzlich und ich erkenne, dass es der selbe ist, der mich vorhin angegrapscht hat.
Er kommt auf mich zu getrampelt und schaut in die Richtung, in der Daryl eben noch stand.
"Wasn los da drüben?", fragt er mich und zum Glück ist Daryl aus der Sichtweite verschwunden.
Ich antworte nichts als ich sehe, wie der Kerl sich in diese Richtung bewegt und wenn er Daryl entdeckt dann stirbt er entweder leise und schnell, oder er schreckt alle anderen auf, was bedeuten könnte, dass sie den Redneck ebenfalls in ihre dreckigen Pfoten bekommen und das, darf ich in keinem Fall zulassen. Wenn ich selbst drauf gehe ist das die eine Sache aber wenn jemand anderes für mich sterben soll, ist es was ganz anderes.
"Hey Wichser!", rufe ich ihm zu und spüre wie mein Hals schmerzt, weil ich völlig ausgetrocknet bin. Meine Lippen sind durch die salzigen Tränen und meinem fürchterlichen Durst trocken, rau und aufgeplatzt.
Der Kerl dreht sich wieder zu mir und funkelt mich gefährlich an.
"Was wollt ihr von mir?", frage ich und bringe meine ganze Kraft auf, damit meine Stimme nicht abbricht.
Er kommt auf mich zu und lacht,
"Mädchen, wir haben alle Hunger und müssen uns ernähren. Das feuer brennt und bald ist es soweit", erklärt er mir lachend.
"Was? Das könnt ihr nicht machen. Im Haus sind Lebensmittel, die könnt ihr alle haben.", schreie ich ihm zu.
"Ne danke, wir sind Feinschmecker und du bist'n besonderer Leckerbissen. Knackig und fest.", droht er nun.
"Ich werde ganz sicher nicht euer Abendessen ihr Mistkerle!", antworte ich wütend.
"Ich glaube nicht, dass du in der Position bist, zu entscheiden wovon wir uns ernähren aber ich denke, bevor wir dich grillen, kann ein wenig ausbluten nicht schaden!", lacht er auf und zieht sein Messer aus seinem Stiefel. Bei diesem Anblick wird mir ganz anders und ich zappele wie verrückt an diesem Seil, um mich irgendwie los zu reißen.
Ich sehe wie er seinen Arm hebt und weit ausholt als sich auch schon ein ziehender Schmerz über meinen Oberschenkel ausbreitet. Es geht alles ganz schnell und mir wird schummrig vor Augen. Es tut so unfassbar weh und wandert durch meinen kompletten Körper.
Um mich herum bricht Panik aus und aus allen Richtungen höre ich Schüsse und Schreie aber ich bin nicht mehr in der Lage genau zu erkennen, was passiert.
Als mein Kopf nach unten hängt, blicke ich auf meinen Schenkel. Eine klaffende Wunde spuckt unaufhörlich Blut und lässt es zu Boden prasseln.
Mir wird schwarz vor meinen Augen und ich höre nur noch weit entfernte Stimmen.
"Lass sie langsam herunter!"
Diese Tonart klingt sehr vertraut und mein Puls verlangsamt sich. Entweder aus Beruhigung oder aus Blutverlust und ich fühle die Bewegung an meinem Körper bevor ich endgültig abdrifte.
DU LIEST GERADE
Die letzte Rose
RomanceIn einer Welt, welche überhäuft mit Gewalt und Tod ist,wo Blut an allen noch mit Leben gefüllten Händen klebt, gedeiht ganz langsam etwas Neues. Eine ganz kleine Rose, die einem fast verloren geglaubtem Herz aus Stein wieder Liebe einhaucht. Wenn e...