Bitte verzeiht es mir, aber ich muss an dieser Stelle einen großen Zeitsprung erschaffen. Es war nicht der Punkt, an dem Maya und Daryl eine Chance gehabt hätten.
Sie mussten sich verändern, finde ich.
Trotzdem wünsche ich euch weiterhin viel Spaß beim Lesen. Lasst euch nicht abschrecken. :)Daryl Dixon
Wie jeden Morgen stehe ich auf unserer Mauer und halte Wache. Die Umgebung wirkt ruhig und der Herbst zieht nun auch über unser Land herein und das erste Mal, seit sehr langer Zeit muss ich plötzlich an etwas denken. Etwas, dass sich so tief in meiner Seele vergraben hat, dass ich dachte, es würde nie wieder an die Oberfläche gelangen.
Da war dieses Mädchen.
Ihre dunklen Haare gingen bis zu ihren Schultern und ihre zwei verschiedenen Augenfarben konnten sich tief in deine Seele fressen. Dieses Mädchen war schon irgendwie einzigartig und obwohl es nun drei Jahre zurückliegt, fühlt es sich vertraut an. Sie hat Seiten an mir hervorgeholt, die es vorher nie in meinem Leben gegeben hat. Seiten von mir, die auch nach ihr niemand mehr wirklich zu Gesicht bekommen hat.
Es war dieser eine unglückliche Tag, an dem sie sich verabschiedet hat. Ich hab wieder das Arschloch raushängen lassen und ihr Dinge an den Kopf geworfen, die nach heutiger Ansicht einfach nicht fair waren. Ihre verweinten Augen haben mich erschrocken angestarrt und ich habe sie kaputt gemacht. In einem Bruchteil einer Sekunde hab ich es mit meiner kranken Art gegen die Wand gefahren. Cole ist seit dem mein engster Freund geworden und er gehört mit seinen Männern, seit je her fest zu unserer Gemeinschaft. Wir konnten diese Kannibalengruppe nicht finden, sie ließen uns allerdings auch unseren Frieden und die Saviors konnten wir auf Abstand halten, in dem Cole sich als Tyrann ausgab. Er redete Negan ein, unsere Gemeinschaft unterworfen zu haben, um sie für seine Zwecke zu nutzen.
Da die beiden sich fast ihr Leben lang kennen, ließ er Cole seine Machtabsichten.
Die Zeit nach diesem einen Tag mit Maya tat selbst mir, fürchterlich weh. Ich hab's wohl nie richtig verarbeitet, sondern immer mit Whiskey heruntergeschluckt, wenn es ausbrechen wollte, sonst wäre ich vermutlich zerbrochen. Wir haben beide so viele schlimme Zeiten durchgestanden und nach einigen Monaten dachte ich, sie würde kommen. So wie sie es damals tat, nachdem sie ihr Gedächtnis verloren hatte.
Ich starrte Tag für Tag heimlich zum Tor, aber sie kam nie wieder. Eines Tages fuhr ich einfach drauf los, um sie zu mir zurückzuholen. Ich kam an ihrem Lager an, aber die Gruppe war weitergezogen. Sie hatten ihre Sachen gepackt und sind verschwunden und das schlimmste ist, dass auch Jesus ihnen gefolgt ist. Ich bin nicht gegen ihn angekommen. Sie hatte gelogen.
Cole versicherte mir, dass die Gruppe in Ordnung sei und das Maya nicht gefunden werden wollte. Mir blieb keine andere Wahl, als ihr diesen letzten Wunsch zu erfüllen. Das war ich ihr nach meinen verletzenden Worten einfach schuldig gewesen.
Ganz selten denke ich daran und frage still in den Himmel, wo sie wohl war und was aus ihr geworden ist. Drei Jahre fühlen sich in dieser Welt an, als seien zehn vergangen und Menschen verändern sich hier in wenigen Tagen.
Hätte ich das verhindern können? Wäre sie dann jetzt vielleicht hier oben neben mir? Genau in diesem Moment?
Würde sie dann wieder mit mir, ihre Kippe rauchen und verführerisch Ringe in die Luft pusten?
"Mrs. Dixon.", flüstere ich vor mich hin und genau das war sie. Stur wie ich, in sich gekehrt und undurchschaubar. Keine Savior, sondern eine Dixon. Merle hätte sie gehasst und ich muss plötzlich grinsen. Es ist in meinem Leben schon immer so, das Menschen um mich herum verschwinden und nie wieder kehren. Vielleicht ist sie glücklich und zufrieden, dort wo sie angekommen ist. Vielleicht sogar schon Mutter.
Oder aber sie ist schon nicht mehr am Leben und dieser Gedanke trifft mich genauso, wie er es schon vor diesen Jahren getan hätte. In all der vergangenen Zeit und auch jetzt, kann ich mir nicht erklären, was sie mit mir angestellt hatte, aber sie hat etwas ausgelöst. Etwas, dass jetzt weit hinter mir liegt, aber niemals endgültig vergessen sein wird.
Ich werde es nie wieder in dieser Form erleben und ganz sicher nicht mehr mit so einem Menschen.
"Hey mein Freund. Wieder am Grübeln?", fragt Cole nun hinter mir und ich habe in meinen Gedanken gar nicht mitbekommen, dass er zu mir auf die Mauer geklettert ist. Er lehnt cool mit dem Rücken an der Absperrung und schaut mich an.
"Fast vergessene Gedanken?", murmelt er und ich schnaufe zurück.
"Weißt du, alles hat irgendwie seinen Sinn und vielleicht war es nicht eure Zeit?", fragt er nun, aber ich antworte ihm nicht.
Cole weiß auch so schon relativ gut, was ich denke. Vielleicht lass ich ihn so nah an mich heran, weil er das einzige ist, was von ihr blieb. Ein Tausch.
"Manchmal tut es weh und manchmal vergisst man den Schmerz, aber er wird immer in dir sein und du musst lernen, damit zu leben.", stellt er fest und ich nicke ihm stumm zu, weil ich weiß, dass er Recht hat.
"Alles kommt, wie es kommen muss und dieses Mädchen lebt mit dem selben Schmerz.", sagt er und klopft auf meine Schulter. Manchmal ist Cole ein richtiger alter, schnulziger Zausel.
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Die letzte Rose
RomansaIn einer Welt, welche überhäuft mit Gewalt und Tod ist,wo Blut an allen noch mit Leben gefüllten Händen klebt, gedeiht ganz langsam etwas Neues. Eine ganz kleine Rose, die einem fast verloren geglaubtem Herz aus Stein wieder Liebe einhaucht. Wenn e...