Familie

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Heute Mal ein wenig kürzer, aber immerhin etwas. :)
Viel Spaß beim Lesen, denn ich musste dieses Mal selbst, über Mr.Dixon Schmunzeln.

Als ich am Morgen aufwache, liege ich auf seiner Brust. Sie hebt sich in gleichmäßigen Bewegungen und sein Herzschlag geht langsam und ruhig. Daryl scheint noch zu schlafen, was mir die Chance bietet ihn zu betrachten. Ich tue das gern, denn im Alltag mag er es nicht, wenn man ihn anstarrt und solche Momente wie jetzt gibt es zu selten zwischen uns. Langsam lasse ich meinen Blick über seinen nackten Bauch hinauf zu seiner Brust wandern. Seine Muskeln wirken, als wäre er so perfekt geboren worden und die einzelnen Narben auf seinem Oberkörper sind ein wichtiges Teil von ihm und seinem Leben. Ich habe mich nie getraut sie zu berühren aus Angst, er würde sich wieder vor mir und meinen Fragen verschließen. Manchmal ist es besser zu Schweigen. Als ich meinen Kopf hebe, sehe ich seinen ausgeprägten Kehlkopf und darüber seinen strubbeligen Bart. Er ist nicht lang aber zieht sich, gut erkennbar, über sein Kinn hinauf um seinen Mund herum.
Seine Wangenknochen sind markant und sein ganzes Gesicht sieht unwahrscheinlich männlich aus. Seine längeren Haare liegen wild an seinem Kopf und ich kann nicht sagen, wie wunderschön ich diesen Mann finde.

"Lass das!", knurrt er mich nun verschlafen an und ich muss grinsen.
"Tut mir leid, aber wenn nicht jetzt, wann dann?", frage ich.
"Gar nicht!", erklärt er und reibt sich mit der linken Hand den Schlaf aus seinen Augen, da ich in seinem rechten, mit meinem Oberkörper liege.
"Weiber!", schimpft er nun genervt.
"Warum? Ich schaue dich einfach gern an.", stelle ich klar und Daryl schüttelt unverständlich den Kopf.
"Das ist genauso, wie das Kuscheln DANACH! So'n Frauending.", grummelt er.
"Tja und doch, liebt ihr uns!", rutscht es mir heraus und sofort spüre ich die Hitze in meinen Kopf steigen. Ich laufe rot an und war auf einmal völlig unsicher.
"Dass wir Gefühle hegen, haben wir geklärt und was wir wollen, das auch aber dieses Wort Liebe, war nie ein Thema. Jedenfalls kein Ausgesprochenes und ich flehe, dass er nicht sofort davon rennt.
"Wir müssen aus den Federn!", erklärt er kurz und küsst mich auf meine Haare. Ich danke ihm in diesem Moment, dass er es schweigend hin nimmt, ohne ne große Nummer daraus zu machen.
Daryl steht auf und ich kann einen verstohlenen Blick auf seinen nackten Hintern erhaschen, was ihm natürlich nicht entgeht.
"Maya!" knurrt er wieder und dreht sich plötzlich herum, um mich, eiskalt auszuschauen.
"Dein Ernst? Wo soll ich jetzt noch hingucken?", frage ich verwirrt, als er total gelassen und wie Gott ihn schuf, vor mir steht.
Daryl zeigt ein flüchtiges Grinsen, ich schlage mir ein Kissen ins Gesicht und lasse mich genervt auf das Bett fallen.
Ich kann hören, wie er unter der Dusche steht und stelle mich an das Fenster. Die Sonne geht auf und wirft ein goldenes Licht ins Zimmer. Die Blätter wehen im leichten Sommerwind und ich starre hinaus. Mir ist das vorhin einfach herausgerutscht ohne genauen Hintergedanken, aber bei diesem Mann muss ich einfach so sehr aufpassen, dass ich ihn nicht unter Druck setze. Ich möchte mich nach all, dem aber auch nicht aufdrängen müssen. Wir hatten den Deal, dass wir Weg zwei wählen und es dieses Mal durchziehen werden, aber mein Gefühl sagt mir, dass es wieder einmal völlig anders ausgehen wird und genau davor, habe ich jetzt schon Angst.
Als ich so gedankenverloren an der Fensterbank stehe, umarmen seine starken Arme meinen nackten Körper und ich bekomme sofort eine Gänsehaut. Er wiegt mich langsam in seinem warmen Griff und ich lehne meinen Hinterkopf an ihn.
In diesem Augenblick brauchen wir keine störenden Worte oder Erklärungen. Wir stehen einfach so da, in diesem warmen und schimmernden Licht.

Einige Zeit später, befinden wir uns wieder auf der Hauptstraße, die uns direkt aus dem Ort heraus geführt hat. Ich bin frisch geduscht und meine noch feuchten Haare trocknen nun im Wind. Ich genieße diese Momente sehr, denn ich liebte es früher schon, wenn meine Haare an der warmen Sommerluft trocknen konnten. Mittlerweile sind sie wieder ein gutes Stück gewachsen, stelle ich fest. Sie sind dick und glänzend und locken sich in ihren Spitzen auf meinen Schultern.
"Was meinst du, wie weit es noch ist?", fragt Daryl mich nun und ich überlege kurz, setze meinen Rucksack ab und betrachte die Landkarte.
"Wir sind definitiv in ihrem Revier, stelle ich fest, und versuche planlos die Karte zu lesen..
"Ah, ja? Weil?", fragt er nun belustigt und er sieht mir an, dass ich aus der Karte jedenfalls keine Information bekommen werde.
"Dort drüben!", sage ich und zeige auf ein abscheuliches Bild, in einem Baum.
"Wozu Das? Die Beißer raffens eh nicht." ,erklärt er amüsiert, als er den baumelnden Zombieschädel an einem Ast hängen sieht.
"Es soll andere Menschen abschrecken!", gebe ich zurück.
"Erklärst du mir nun auch, wie du darauf kommst, dass du hier die richtige Gruppe findest? Steht das in deiner Karte?", fragt er nun.
"Sie wollten sich von Negan distanzieren, müssen aber trotzdem in Reichweite bleiben. Jesus erklärte mir damals, dass sie in der Nähe eines Dorfs ihr Lager hätten. Laut meiner Route, passt alles zusammen.", stelle ich stolz fest.
"Und die Route hast du aus der Karte?", will er wissen und streicht seine Hand über seinen Hinterkopf.
"Was willst du denn? Warum redest du immer von dieser dämlichen Karte?", fordere ich nun genervt.
"Du hältst sie falsch herum!", erklärt er breit grinsend und ich war so in Gedanken verloren, dass ich erst jetzt bemerke, dass er Recht hat.
"Gehen wir weiter!", befehle ich und versuche meine Scham zu verstecken. Er sieht immer genau das, was nicht für seine Augen bestimmt ist, grummele ich vor mich hin, als ich in meinen Augenwinkeln sein breites Grinsen erkenne.
Als wir unter dem Zombiekopf ankommen zeige ich ihm Wortlos, dass wir nun hier in den Wald einbiegen werden und er folgt mir stumm. Überall in den Baumkronen hängen diese Beißerköpfe und Daryl schaut grinsend aber ehrfürchtig zu ihnen auf.
"Das ist voll dein Ding, oder?", sage ich leise zu ihm.
"Na klar. Das ist schon ne kranke Scheiße, dass musst du zugeben.", antwortet er staunend und ich befürchte, dass er sich besser in die Gruppe einfügt, als mir lieb ist.
"Kennst du sie eigentlich alle?", will er nun wissen.
"Naja damals schon. Wer jetzt dazustoßen ist, kann ich nicht sagen, wie du weißt.", teile ich ihm mit, ohne meine Umgebung aus dem Blick zu lassen. Auch wenn ich sie kenne, so sind sie rasend schnell und tödlich und da sie nicht mit mir rechnen, kann das hier ganz schnell nach hinten losgehen.
"Pssst!", sage ich zu Daryl und zerre ihn am Arm in die Hocke.
"Was?", flüstert er verwirrt.
"Sie sind hier!", sage ich flüsternd, aber er schaut mich nur an, als hätte ich ne Schraube locker.
"Hör doch!", dränge ich ihn und er horcht angestrengt in die Umgebung.
"Da ist nur dieser Geier!", antwortet er und ich schaue ihn schief von der Seite an.
"Das ist eine Amsel und sie singt.", kläre ich ihn auf.
"Alles dasselbe Viehzeug und schmeckt auch alles gleich", grinst er nun, weil er weiß, welchen Ekel das in mir auslöst. Ich schüttele mich kurz und wende mich wieder zum ihm.
"Daryl, das ist ihr Gesang. Das sind die Mitglieder und sie tauschen sich wahrscheinlich aus. Sie haben uns schon lang entdeckt.", sage ich, meine Augen aufgerissen in den Wald gerichtet.
"Du willst mir nicht wirklich gerade erzählen, das die sich die ganze Zeit zu zwitschern?", fragt er nun abwertend, aber ich nicke nur stumm.
Als ich mich leicht aus meiner Hocke aufrichte, surrt schon der erste Pfeil an meinem Kopf entlang und schneidet eine kleine Strähne Haare von meinem Kopf ab.
Daryl zieht mich wieder zu sich und ist sofort hoch konzentriert.
"Der sollte dich nicht verletzen, er war nur eine Warnung. Vielleicht sind wir hier falsch?", fragt er nun und es ist nicht so, dass er sich fürchtet, denn das tut er nie, aber er macht sich wieder sorgen um mich.
Ich richte mich wieder auf und ignoriere sein rebellieren.
"Wer seid ihr?", schreie ich nun in den Wald, aber ich höre nur Gezwitscher.
"WER SEID IHR?", schreie ich wieder und plötzlich ertönt eine Antwort.
"LUCILLE!"
Ich beginne augenblicklich wieder zu atmen und Daryl richtet sich neben mir auf.
"Bist du wahnsinnig? Bring dich nicht ständig, selbst halb um!", schimpft er nun und ich streiche kurz über seine Wange.

"Wir sind richtig!"

Daryl entzieht sich meiner Berührung und schnauft verächtlich.
"Na Klasse, nen Haufen Hühner im Busch!"
Wieder schaue ich ihn böse an aber er zuckt nur fragend mit den Schultern.

"Maya! Du bist es! Lass dich anschauen!", tritt nun freundlich, ein stattlicher Mann, Mitte vierzig auf uns zu.
Seine dunklen Haare sind lang und zu einem Zopf gebunden. Er ist ungefähr so groß wie Daryl und trägt seine übliche Bikerkluft.
Leichte graue Haare schimmern in seinem schwarzen Bart und sein Blick ist freundlich und aufgeschlossen.
"Du bist erwachsen geworden. Bringst die Typen sicher um den Verstand.", lächelt er nun und schaut Daryl an.
Dieser verdreht seine Augen und ihm entgeht scheinbar, wie ähnlich sie sich sind.
"Cole! Schön dich wiederzusehen.", sage ich und er nimmt mich in den Arm. Sein Geruch wirkt vertraut und sicher.
"Endlich bist du wieder bei mir, Kleines.", haucht er auf meine Haare und Daryl ballt seine Fäuste.
Als Cole mir nun einen dicken Kuss auf meine Stirn gibt, scheint mein Redneck innerlich zu explodieren. Er beißt seine Zähne zusammen und seine Wangenknochen arbeiten. Seine Augen sind wieder zusammen gekniffenen und ich weiß, dass jeden Moment der Killer aus ihm heraus bricht. Um diese Situation zu lindern, beziehe ich Daryl nun in das Gespräch mit ein.
"Cole, ich möchte dir Daryl vorstellen. Er gehört zu meiner Gruppe.", sage ich freudig und Cole streckt ihm die Hand entgegen.
Daryl sträubt sich einzuschlagen und schaut ihm lieber tief in die Augen.
"Ich bin der Typ, den sie um den Verstand bringt.", knurrt er nun bösartig in Coles Gesicht, um gleich das Gebiet zu markieren.

Dieser beginnt zu lachen, haut ihm mit einem Ruck auf die Schulter und schaut mich an.
"Kleines, der gefällt mir. Toller Typ!"
Daryl kann kaum noch unterdrücken, dass er Cole am liebsten sofort in der Luft zerreißen möchte, als ich das Wort wieder ergreife.
"Daryl ich möchte dir Cole vorstellen, meinen Onkel."
Sofort erkenne ich den Schreck ich dem Gesicht meines Rednecks denn egal, wie eiskalt er auch sein mag, aber ich denke nicht, dass er mich verletzen würde, indem er meine Familie, von der er auch noch nichts wusste, ablehnt. Meinen Vater Mal außen vor gelassen.
Nach ein paar Sekunden des Schweigens begeben wir uns in das Lager. Viele der Männer sind auf Erkundungstouren und werden erst morgen hier sein. Ich unterhalte mich noch lange Zeit mit Cole, als der Abend hereinbricht.
Daryl sitzt ruhig in einer Ecke des Lagers und starrt in das Lagerfeuer, dass in der Mitte knistert.
Ich gehe auf ihn zu und lasse mich neben ihn sinken.
"Alles okay?", frage ich ihn ruhig und er schnauft nur.
"Das vorhin tut mir leid. Ich hätte dich warnen sollen.", gestehe ich ein.
"Wir wissen so vieles noch gar nicht voneinander.", stellt er leise fest und ich kann spüren, dass diese Tatsache ihm Unbehagen bereitet.
"Ich wollte und will dir noch so vieles sagen, aber es war nie die Zeit dazu.", sage ich halb flüsternd und ich weiß, dass er mich verstanden hat.
"Cole?", fragt er direkt.
"Er ist der Bruder meiner Mutter.", antworte ich.
"Hast wohl ein paar Details ausgelassen.", stellt er beleidigt fest und ich kann ihn sogar verstehen. Es sind Fakten, die mich und mein Leben betreffen aber dieser Dixon ist doch ebenso verschlossen wie ich.
"Nicht ausgelassen.", sage ich kleinlaut, "Nicht für wichtig empfunden trifft es."
"Deine Familie nicht wichtig?", fragt er wieder.
"Doch aber ich wusste, er wäre sicher in seiner Gruppe. Warum sollte ich dich mit diesen Dingen belästigen?", will ich nun wissen.
"Maya! So läuft der Deal nicht!", sagt er schroff und ich fühle mich verletzt von ihm. Jede Information muss ich ihm für gewöhnlich aus der Nase ziehen und ich soll einen Seelenstrip hinlegen?
"Daryl, das ist nicht fair. Du redest auch nicht mit mir!", werfe ich ihm vor.
"Ich hätte es lernen können!", knurrt er wütend zurück und ich kann nichts mehr antworten. Er ist ein Egoist. Es geht ständig um ihn und seine Bedürfnisse.
Wütend laufe ich auf Cole zu und lasse mir unser Nachtlager zeigen.
"Kleines! Du solltest wissen, dass diese Art von Typen nicht gut für dich sind.", sagt Cole, als er meine Wut erkennt.
"Das sagt der richtige.", zicke ich ihn an.
"Genau deshalb sage ich es.", grinst er nun und führt mich in eine der Holzhütten, die sie in einem Halbkreis errichtet haben.
Der Raum ist von Kerzenlicht erhellt und in der Mitte ist ein großes Bett aufgestellt.
"Schlaf gut Luci!", sagt er und ich lächele ihm zu, als er mich so nennt.
"Danke Onkel Cole."
Ich liege in dem weichen Bett und kuschele mich in die Decke ein. Die Nacht ist erstaunlich frisch und ich beginne zu zittern. Die Kälte lässt mich immer wieder aufschrecken und ich versuche mich noch enger einzurollen als ich eine Bewegung neben mir wahrnehme.
Er schiebt seinen starken Arm hinter mich, unter meinen Kopf und zieht mich dicht an seinen warmen Körper. Zusammen liegen wir nun unter der Decke und ich spüre sofort, wie meine Glieder sich entspannen und das Zittern aufhört.
Meine Körpertemperatur erhöht sich sofort und ich falle in einen sicheren und wohligen Schlaf.
"Zicke!", ist das letzte, das ich leise höre, als ich lächelnd davon schwebe.

Die letzte Rose Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt