Todeswunsch

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„Daryl!“, flüstere ich nach vielen Stunden. „Wach auf!“
Ich habe mich langsam entschlossen zu kämpfen so, dass wenigstens er hier heraus kommt.
„Daryl, hörst du mich?“, frage ich ihn etwas lauter und er öffnet tatsächlich seine Augen und fixiert mich.
„Pass auf! Ich lass nicht zu, dass du hier für mich drauf gehst, hast du verstanden?Du wirst den Scheiss hier überleben und ihnen den Arsch aufreißen OK?“, erkläre ich. Ich versuche ihm Mut zu machen, obwohl ich selbst keinen mehr habe. Er schaut mir tief in meine Augen und ich flehe jede einzelne Minute, dass der kleine Hauch von Leben darin, nicht ganz verschwindet.
Es geht in dieser Situation die ganze Zeit nicht um irgendwelche Gefühle oder ähnlichem sondern einzig und allein um die Tatsache, dass er mich zweimal gerettet hat und es nicht sein Schicksal sein darf, hier nun mit mir zu sterben.
Daryl hat seine Augen wieder geschlossen aber ich kann seinen schwachen Atem auf meiner Wange fühlen und das bedeutet, dass er lebt. Ich traue mich über Stunden nicht einmal, meine Augen zu schließen aus Angst, ich könnte aufwachen und er ist tod. Irgendwann jedoch geben auch meine Lider wieder nach und ich falle in eine Art Ohnmacht oder vielleicht auch einfach in einen sehr tiefen Schlaf denn ich brauche einige Zeit, um zu mir zu kommen. Ich bete zu Gott,dass alles hier nur ein schlimmer Traum war und ich in meinem weichen, weißen Bett erwache. Als ich langsam meine Augen aufschlage, muss ich aber feststellen, dass ich genau hier und genau in diesem Keller mit genau diesem Mann, dem Ende ins Gesicht sehen muss. Daryl liegt nicht mehr vor mir sondern hat sich in eine sitzende Position, mit angewinkelten Knien, gequält und seinen Kopf in seine Hände gelegt.
„Hey.“, hauche ich ihm entgegen und er hebt langsam seinen Kopf.
„Du lebst.“, stelle ich glücklich fest.
Er nickt mir zu und kriecht nun langsam auf mich zu, packt mich vorsichtig an meinen Armen und setzt mich endlich auf. Ich verzerre vor Schmerz mein Gesicht aber bin froh endlich eine andere Körperhaltung ein nehmen zu können.
„Danke.“, sage ich.
Nun sitzen wir beide angelehnt an der kalten Kellerwand und ich Stelle endlich fest, dass seine Hände nicht mehr gefesselt sind.
„Wie….?“, will ich fragen, als meine Stimme abbricht.
„Die hellsten sind die Kerle nicht.“, versucht er angestrengt zu erklären und ich nicke ihm nur stumm zu.
„Wir……sterben…..“, sage ich.
Ohne mich zu beachten sagt er ernst,
„Das kannst du vergessen. Ich hab dich nicht aus dem Baum gezogen, damit du hier das zeitliche segnest. Reiß dich zusammen!“
„Ok.“, sage ich.
Er zieht plötzlich ganz langsam und fast sanft meine gefesselten Handgelenke zu sich und beginnt sie irgendwie auseinander zu knoten, was ihm tatsächlich irgendwann auch gelingt. Als die Fesseln ab sind, streicht er mit dem Daumen leicht über die blutig gescheuerten Stellen die zurück bleiben.
Ich zucke zusammen weil mich mit jeder Berührung ein stechender Schmerz durch fährt.
„Ich hol dich hier raus.“, verspricht er und lässt meine Hände los.
„Wie?“, Frage ich ruhig.
„Wenn die Tür geöffnet wird, halte deine Hände so als wären sie noch immer gefesselt. Mehr musst du nicht tun.“, sagt er.
„Ok. Wird gemacht.“, hauche ich.
Nebenan höre ich eine Frau schreien und zucke sofort zusammen, denn ich kann mir genau vorstellen, was sie mit ihr anstellen. Tränen steigen in meine Augen und ich ekele mich sofort vor diesem Typen.
„Nie wieder!“, sagt er und ich nehme es schweigend hin.
Einige Zeit später, klackt endlich das Türschloss und eine junge Frau wird regungslos in den Keller geworfen. Schnell halten wir unsere Hände in gefesselter Position und der Typ will gerade wieder den Keller verschließen als Daryl aggressiv ruft,
„Ey Arschloch, wir haben ne Rechnung offen.“
„Hast du immer noch nicht genug Schläge kassiert“, antwortet der Kerl als er auf uns zu kommt.
Ich denke schon, dass der Plan aufgeht als ich plötzlich an meinen Haaren gepackt und über den Boden geschleift werde. Ich schreie auf und greife instinktiv mit den Händen an meinen Kopf, um den Druck auf meine Kopfhaut zu minimieren.
„Schlampe, du hast dich befreit.“, schreit er nun und schlägt in mein ohnehin zerschundenes Gesicht. In diesem Moment springt Daryl auf, stürzt auf ihn zu und bricht ihm mit einem Ruck und seinen Händen, das Genick. Ich knalle zu Boden und schmecke Blut. Viel Blut.
„Ich bin gleich zurück.“, sagt Daryl und streicht kurz über meinen Kopf.
Ich kann verschwommen hören, wie es draußen zu einem Kampf kommt, bin aber nicht mehr in der Lage wirklich nach zu denken als ich spüre wie mein Körper angehoben wird.

Die letzte Rose Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt