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"Was ist mit deinem Pullover passiert?" "Woher hast du den grauen?" "Ist der Pullover nicht von Rick?" "Der Pulli ist von Rick?" "Warum trägst du die Klamotten von Rick?" "Habt ihr miteinander geschlafen?" Ich bleibe vor Schreck stehen. Schüler rempeln mich an, aber das ist mir Egal. "Nein ich habe nicht mit Rick geschlafen, Cloe." Entsetz schaue ich hinter zu ihr, meine Wangen zieren ein schwaches rosa, aber auch nur weil ich nicht anders kann, wenn man Rick und das Wort Sex in einem Satz verwendet. "Natürlich hat sie nicht mit ihm geschlafen, außerdem würde das auch nicht erklären wieso sie seinen Pullover anhat." Leya geht nun neben mir. Ihre Augen sehe ich die pure Neugier. "Ich wusste gar nicht das Rick dein Typ ist." meldet sich Logan zu Wort, er läuft neben Leya an der Hand.

"Also das was ich gehört habe, soll Rick es richtig draufhaben, also im Bett." Vier Augenpaare richten sich auf Lewis, der ein Stück hinter Cloe läuft. "Will ich wissen woher du das weißt?" frage ich voller Argwohn. "Vielleicht sollte ich nochmal mit Rick reden." denkt Cloe laut nach. Das bringt mich und Leya zum Kichern. Lewis schaut böse auf sie runter, legt einen Arm um sie. "Keiner wird dich mehr mit Glück überschütten als ich es kann, Baby." "Gleichfalls, Babe." Sobald sie Anfangen ihre Zungen miteinander zu vereinen laufe ich einen Schritt schneller. "Seit wann läuft da was zwischen den beiden?" stelle ich die Frage laut. "Ach, schon ein Weilchen. Sie sind nur beide tierisch eifersüchtig aufeinander und deswegen ist es eher eine on off Beziehung. " "Das wusste ich gar nicht." "Ich will nicht gemeint sein aber in letzter Zeit hast du dich ein bisschen zurückgezogen. Du redest nicht mehr richtig mit uns." Meine beste Freundin schaut mich mitleidig an. "Das war mir nicht klar." betölpelt schaue ich den Gang entlang. "Jetzt weißt du es. Wie wäre es mit einem Mädels Abend am Samstag?"

"Samstag ist die Gala meiner Mutter, wie wäre es mit dem Samstag in der Woche darauf?" "Gut, passt. Ich frage Cloe später." "Was macht ihr später?" Wir treten nach draußen in die Sonne. Ich versuche gegen das ungute Gefühl von Eifersucht anzukommen. "Wir gehen ins Fitnessstudio, jeden Dienstag. " "Oh." "Du kannst mitkommen." Leya lächelt mich durch ihre Fransen auf der Stirn an. Sie vermisst mich genauso wie ich sie vermisse. "Heute ist schlecht." Ich zögere. "Wieso?" Argwöhnisch zieht sie eine Augenbraue nach oben. Mein Mund ist schon geöffnet als Rick zu uns raustritt und auf uns zu kommt. "Megan?" Hin und her gerissen was ich will schaue ich abwechseln zu ihnen. "Geh." seufzt Leya. Fest drücke ich sie an mich. "Ich erzähle euch alles am Samstag, versprochen." Flüstere ich ihr ins Ohr, gebe Logan noch eine kurze Umarmung und gehe dann auf Rick zu.

"Hey." "Hi." Zusammen gehen wir Richtung seines Autos. Wir verfallen in Schweigen. Ich will ihn nicht drängen zu reden, aber ich sterbe auch fast vor Neugier. "Wo willst du reden?" fragt er mich bevor den Motor startet. "Wo es dir am leichtesten fällt zu reden." gebe ich zu. Kurz denkt er nach. Er wendet nicht den Blick von mir ab.

"Wie wäre es mit dem Strand?" "Der Strand? Ich dachte du hast Angst vor Wasser?" "Ich mag Wasser nicht, wenn ich drin bin, aber wir müssen ja nicht schwimmen gehen, oder?" Ein federleichtes Lächeln legt sich auf seine Lippen. "Stimmt." Mein Blick wandert von seinem bezaubernden Lächeln hin zu seinen Augen. Beides fasziniert mich ungemein. "Dann ab zum Strand." Er startet den Wagen, greift nach meiner Hand und verschränk unsere Finger ineinander. Ein heißes prickeln geht von meiner Hand direkt in mein Herz. Ich atme einmal tief durch und lehne mich entspannt zurück. Auf meine Zunge beißen verkneife ich mir die Frage was das auf einmal soll, nachdem er mich gestern so abgewiesen hat. Immer wieder schaue ich zu unseren verknoteten Händen auf seinem Oberschenkel runter. Die ganze Autofahrt liegt ein grinsen auf meinen Lippen.

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Der Wind weht durch unsere Haare. Ich schmecke das Salz des Meeres auf der Zunge. Mein Blick ist die Ferne gerichtet. Der Sand auf dem wir sitzen wärmt unsere Beine. Die Sonne steht schief am Himmel. Rick sitz dicht neben mir. Ich bin zurückgelehnt, auf meine Unterarme, er hingegen sitz aufrecht im Schneidersitz da. Wir sitzen schon ein Weilchen hier, doch hat keiner was gesagt. Ich halte mich zurück, will ihn nicht verschrecken. Ich schließe meine Augen und lehne den Kopf der Sonne entgegen. "Ich hasse die Farbe Grün."

Ich zwinge mich liegen zu bleiben und die Augen geschlossen zu halten. "Ich hasse sie für was sie steht und was sie in mir weckt. Ich verbinde dieses bestimmte grün mit einer schlimmen Zeit und als ich dich heute, den ganzen Tag, mit diesem Pulli, in der Farbe, gesehen habe. Da ist etwas in mir implodiert. Ich wünsche keinem, nicht mal meinem Feind, das er das erleben muss was ich zu dieser Zeit durchgestanden habe, besonders dir nicht. Es würde mich umbringen, zu wissen, dass dir auch nur annähernd sowas passiert sein könnte." Eine kurze Pause entsteht in der Luft holt. "Es klingt total krank, aber ich verbinde mit dieser Farbe schreckliches. Genauso wie Leute Lieder mit bestimmten Ereignissen verbinden oder einen bestimmten Geruch, so ist es bei mir mit der Farbe." Er schweigt kurz. „Ist es nur mit der Fabre grün so? Oder auch mit anderen Dingen?" wage ich es zu fragen.

Er seufzt einmal tief bevor er antwortet. „Auch mit anderen Dingen. Ich kann das Lied Pumped up Kids nicht mehr hören, weil es immer in Dauerschleife lief." Rick lacht humorlos auf. „Das Lied hört sich an wie ein gute Laune Lied, dabei handelt es sich um die Physische eines Menschen oder einem Amoklauf. Das ist Interpretationssache." Langsam setzte ich mich auf. Streiche den Sand von meinen Armen.

Ich kenne das Lied, wir mussten das im Englisch Unterricht mal bearbeiten. Der lockere Singsang und die Melodie lassen einen den Text komplett vergessen. Jeder in meiner Klasse war damals der Meinung es handle sich um einen Amoklauf in einer Schule aber Forster sagte sein Lied handle von der Psyche eines Menschen. Ich traue mich nicht zu fragen wo sie das Lied immer gespielt haben. 

Rick schaut weiterhin raus auf das Meer. Er hat die Knie angezogen und seine Arme locker darauf abgelegt. "Was ist damals passiert?" flüstere ich in die Stille hinein. Seine Arme spannen sich an, ansonsten zeigt er keine Reaktion. "Ich...Ich kann nicht darüber reden." Ich platze fast vor Neugier, in mir schreit alles danach endlich mehr über ihn zu erfahren doch seine verletzliche Stimme lässt mich zurückstecken. Ich lehne meinen Kopf an seine Schulter. "Hast du Hilfe bekommen?" Meine Augen fokussieren das Meer. Allein durchs spüren, merke ich wie sein Kopf kurz zu mir dreht. "Auf die Idee ist keiner gekommen." flüstert er mit rauer Stimme. Meine Hände schließen sich automatisch um seinen Arm und drücken ihn fest. Mehr kann ich im Moment nicht machen, würde ich ihn drängen würde er dichtmachen und das will ich nicht. Ich will, dass er mir vertraut. 

My GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt