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Geschrei und Gebrüll begrüßen uns. Ich stoße die Tür nach draußen auf und bin gleich mitten im Geschehen. 5 Jungs schlagen auf sich ein. Andere stehen außenherum und brüllen ihnen zu. Ich erkenne sofort einen bekannten blond Schopf aber mein Blick bleibt nicht an Logan hängen, sondern an Rick. Ein fremder Junge schlägt ihn ins Gesicht. Ich schreie auf. Mein Schrei geht unter. Rick stößt den Jungen um. Beide fallen zu Boden. Dort wälzen sie sich hin und her. "Aufhören!" schreie ich alle an.

Doch keiner hört mich. Ich bahne mir einen Weg näher ran. Stoße jeden weg der mir im Weg ist. Rick sitz über dem Jungen und schlägt ihn ins Gesicht. Ich höre es knirschen und sehe das Blut fließen. Mir wird schlecht. Schnell halte ich mir eine Hand vor den Mund und würge alles runter. "Rick!" kreische ich erneut. Plötzlich trifft es mich von hinten. Ich werde nach vorne geschleudert und lande auf der Straße. Meine Hände brennen, sie sind aufgeschürft. Vor Frust kämpfen sich Tränen aus mir heraus. Dennoch kämpfe ich mich auf die Füße. Mit meinen Armen versuche ich Rick von dem Fremden herunter zu ziehen. Blind vor Wut reißt Rick seinen Ellenbogen zurück und trifft mich in den Bauch. Ich schnappe nach Luft. Schon liege ich auf dem Boden. "Megan!" kreischt Cloe.

In der nächsten Sekunde ist sie bei mir. Ächzend setze ich mich auf. Mein Kleid, total verdreckt. Zwei Lehrer kommen aus der Turnhalle und verscheuchen alle Zuschauer. Rick hat endlich von dem Kerl losgelassen und dreht sich zu mir. Seine Augen sind weit aufgerissen. Panik steht ihm ins Gesicht geschrieben. Er krabbelt zu mir, aber ich weiche zurück. Seine Augenbraue blutet, seine Nase auch. Seine Knöchel sind aufgeschrammt. Das Grün seiner Augen ist nicht zu erkennen. Sie lodern vor Zorn. Mein Bauch tut weh, meine Hände brennen. Langsam erhebe ich mich. Als ich einknicke ist Rick bereits da und hält mich. "Megan es tut mir so leid. Ich wollte dich nicht treffen. Ich würde dir niemals absichtlich wehtun. Niemals. Du musst es mit glauben. Es tut mir so leid. Schau mich bitte an." Seine Stimme bricht.

Die Tränen nehmen mir nicht nur die Sicht, sondern auch das richtige Atmen. Mein Brustkorb hebt sich zu schnell, hektisch atme ich ein und aus. Den Blick von Rick abgewendet schaue ich mich um. Cloe steht neben mir. Lewis und Tristan stehen bei den Lehrern. Die Fremde kommt mir mit genauerem Hinsehen nicht mehr so fremd vor. Zwei von Ihnen waren letztes Jahr auf unserer Schule. Der andere ist in unserem Jahrgang. Logan steht bei Leya die ihn notdürftig verarztet. Er hat einiges abgekommen. "Megan." murmelt Rick. Er zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. "Warum?" stoße ich hervor.

"Warum habt ihr euch geprügelt?" meine Stimme wird lauter. Er bleibt stumm. Vor Wut koche ich fast. "Logan!" rufe ich. Leya und Logan kommen langsam auf uns zu. "Wieso habt ihr euch geprügelt?" Verlange ich zu wissen. Verunsichert schaut er mich und danach Rick an. "Ich kam raus als die drei Typen schon auf Rick losgegangen sind. " Seine Stimme röchelt leicht. Aus seinem Mundwinkel läuft Blut, sein Hals ist blau. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. "Wie kam es dazu?" Nun wende ich mich wieder Rick zu. Dieser schaut mich traurig an. Als er weiterhin schweigt verliere ich die Nerven. "Mir reichst! Ich geh!" Auf der Stelle drehe ich mich und marschiere weg. "Megan!" ruft Cloe aber ich ignoriere es.

Von hier kann ich heimlaufen. Habe ich schon oft genug gemacht. "Megan!" brüllt nun Rick in nähere Nähe als ich gedacht habe. Seine Schritte kommen näher. Mit dem letzten Funken Hoffnung auf eine Erklärung bleibe ich stehen. "Sie haben mich im falschen Moment doof angemacht." gesteht er. "Sie haben dich doof angemacht? Deswegen beschließt du dich mit drei Typen zu prügeln? " frage ich fassungslos. "Sie...das war anders. Der Anruf von vorhin hat mich aufgewühlt. Ich musste Energie los werden oder Druck. Nenn es wie du willst." "Wer hat dich angerufen?" "Ist doch Egal. Es tut mir leid, dass ich dich verletz habe." Er will nach mir greifen aber ich weiche zurück. "Bitte lass mich schauen ob alles gut ist." haucht er leise. "Wer hat dich angerufen und was wollte er?" frage ich erneut. "Man Megan das geht dich doch gar nichts an!" faucht er zurück. "Es ist mein Problem nicht deins. Ich verstehe nicht wieso du dich ständig bei mir einmischst. Du willst immer alles wissen und dann helfen aber ich brauche deine verdammte Hilfe nicht!" Schwer atmen schaut er mich an.

Seine Haare kleben ihm an der Stirn und im Nacken. "Ich....Ich wollte...Ich wollte doch nur helfen.", stottere ich. Ich weiß nicht genau wieso ich alles wissen will und helfen will. Ich habe das nie als lästig empfunden. Plötzlich fühle ich mich ganz schlecht. "Ich brauche deine Hilfe nicht." "Freunde helfen einander." "Wir sind keine Freunde." "Aber." Meine Stimme versagt. Ich will aufwachen aus diesem Albtraum. "Wir haben ein bisschen rumgemacht aber das wars. Wir müssen uns keine Geheimnisse mehr teilen oder zusammen Tratschen. Das kannst du mir deinen Freundinnen machen aber nicht mit mir." Ein Schlag ins Gesicht hätte weniger wehgetan. Ich zucke zurück und bringe Abstand zwischen uns. Tränen kullern meine Wangen hinunter. "Ich brauch Abstand." erklärt er. "Ja. Ja den brauch ich auch. Verpiss dich aus meinem Leben." hauche ich registriert. Mit erhobenem Blick kehre ich um. Am Ende des Parkplatzes holen mich Leya und Logan ein. Sie fahren mich heim aber sagen kein Wort. Ich schweige ebenfalls. Ich will nur noch in mein Bett und vergessen was heute passiert ist.

My GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt