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"Oh Megan." Ich kämpfe gegen die Tränen an. Mit zurückgelegtem Kopf fächle ich mir Luft ins Gesicht. Nicht weinen. Nicht weinen. Ja nicht weinen. "Du bist doch erst gestern mit einer Windel im Garten rumgerannt." schnieft meine Mutter. Wehmütig schaut sie meinen Vater an. Dieser schmunzelt nur über sie. "Du siehst hübsch aus mein Schatz." wendet er sich an mich. Mit angehauchten roten Wangen lächle ich sie an. Ich stehe im Wohnzimmer, in einem Abendkleid und geschminkt. Meine Eltern stehen vor mir, nach tausenden Fotos lassen sie endlich von mir ab. Ich bin aufgeregt. Mein Herz will sich nicht beruhigen, ich stecke voller Energie.

Ich kann nicht stillstehen. Gleich wird Rick hier sein um mich abzuholen. Vor Ort treffen wir dann die anderen. Ich bin gespannt mit wem Leya hingehen wird. Sie und Logan schleichen seit Tagen umeinander her. Leya die nicht zugeben will, dass sie vielleicht doch noch Gefühle für Logan hegt und Logan der es nicht schafft für das Mädchen zu kämpfen das er liebt. Cloe wird mit Lewis aufkreuzen. Vor Drei Monaten hätte keiner geklaubt das Cloe irgendwann mal länger als eine Woche mit einem Typen zusammen ist. Jetzt ist sie schon fast einen Monat mit Lewis zusammen. Das Klingeln an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Ich gehe bemüht langsam zur Tür, obwohl ich lieber rennen würde. Mein Herz schlägt immer schneller, die Schmetterlinge in meinem Bauch nehmen Geschwindigkeit zu. Ich reiße unsere Haustür auf und stocke. Rick wendet den Kopf zu mir. Seine Haare sind nach hinten gekämmt.

Er trägt einen schwarzen Anzug mit einem blauen Tuch in der Brusttasche. In seiner Hand hält er ein Ansteckrösschen. Rick Conner ist der Inbegriff eines heißen Typens. Seine Augen strahlen mit seinem Mund um die Wette. Meine Mundwinkel bleiben aber auch nicht untätig. Sie wandern immer weiter höher. Die Stimmung ist elektrisierend. "Wow. Du." Rick räuspert sich kurz. Zarte röte schießt in seine Wangen. "Du siehst wunderschön aus, Megan." "Du siehst auch nicht schlecht aus." Gebe ich ein bisschen atemlos von mir. Ich könnte den ganzen Abend hier stehen und ihn anstarren, mir würde nicht langweilig werden. "Hallo Rick." Meine Mutter taucht hinter mir auf. Sie bittet ihn höflich herein. Meinem Vater reicht er die Hand und von meiner Mutter bekommt er eine Umarmung. Vor Rührung brennen mir die Augen. Schnell fächle ich mir Luft zu. Rick stellt sich zu mir. Er reicht mir ohne ein Wort das Ansteckrösschen.

Vorsichtig zieht er es mir über das Handgelenk. Meine Eltern treten in den Hintergrund, sie unterhalten sich leise. Mein Blick ist auf Rick gerichtet. Seine Aufmerksamkeit ist auf das hübsche Blümchen gerichtet. Immer wieder zuckt seine Hand um seine Haare zurück zu streichen. Das ist ein Zeichen von Unruhe bei ihm. Er beißt sich auch auf die Lippen. Er scheint nervös zu sein. Ich finde das unheimlich süß. "Megan, stellt euch doch bitte vor die weiße Wand. Ich möchte noch ein Foto machen." bittet uns meine Mutter. Wortlos gehen wir rüber an die Wand. Rick legt seinen Arm um mich. Ich schaue zu ihm auf. Er schaut zu mir runter. Meine Hände werden schwitzig. Vor lauter Gefühle beiße ich mir auf die Lippe um nicht in Tränen auszubrechen. "Du machst mich verrückt, wenn du dir auf die Lippe beißt." raunt Rick mir zu. Sein Kopf ist gesenkt. Sofort lasse ich meine Lippe los, natürlich nicht vorher nochmal mit meiner Zunge darüber zu fahren. Ricks griff um meine Taille wird fester. Ein Räuspern lässt uns zusammenzucken. "Schaut bitte in die Kamera." erwidert mein Vater trocken. Er hält die Kamera auf uns gerichtet. "Sagt Käsekuchen!" sagt meine Mutter eifrig.

Wir folgen ihrem Albernen Beispiel und sagen Käsekuchen. Es folgen endlose Fotos. Meine Mutter ist mit keinem der Fotos zufrieden, sodass sie letztendlich selbst zur Kamera greift. Nach unendlich vielen Fotos, tun mir die Wangen weh. Wir verabschieden uns von meinen Eltern und gehen zu Ricks Auto. Er hält mir die Tür auf und steigt danach selbst ein. „Du siehst so verdammt heiß aus. Aber das konnte ich vorhin nicht sagen." gesteht er im Auto. Dieses Kompliment lässt mich erröten. "Du siehst aber auch verdammt heiß aus." erwidere ich. Er nimmt meine Hand und lässt sie auf seinem Bein ruhen. Das Radio läuft leise im Hintergrund. Ich genieße die Stille.

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"Rick du hast die Ausfahrt verpasst." "Was? Oh Fuck." Er wendet das Auto und fährt zurück. Er war die ganze Autofahrt in sich gekehrt. Ich habe zweimal versucht ein Gespräch zu Beginnen aber er hat nicht gezogen. "Ist alles gut?" frage ich. "Jaja. Alles gut." Er lächelt mich kurz an. Es wirkt aufgesetzt. Als wir auf einem Parkplatz stehen halte ich ihn am Arm fest, bevor er aussteigen kann. "Was ist los?" frage ich mit Nachdruck. "Nichts. Alles gut. Mach dir keine Gedanken." Er küsst mich flüchtig auf die Stirn. Mein Griff wird fester. "Ich will diesen Abend genießen. Ich will Spaß haben. Ich will auch dass du Spaß hast. Also rede jetzt mit mir was verdammt nochmal los ist, danach können wir Spaß haben." "Megan." "Rick." Ich will den Abend auf keinen Fall ruinieren aber ich brauch eine Antwort. Rick presst meine Lippen aufeinander. Er kämpft mit sich. Ich lasse ihn in Ruhe, er muss von sich aus mit mir reden. Er stößt das Atmen aus. Mit abgewandtem Blick fängt er an zu reden.

"Cody hat gelogen. Er....Er hat das Gras geraucht was er dabeihatte." Mir fällt die Kinnlade runter. "Was...Wieso?" Rick hat meine ganze Aufmerksamkeit. "Als ich zum Abschied in seinem Zimmer war hat er es mir gestanden. Ich habe doch erzählt, dass er unter ADHS leidet?" Stumm nicke ich. "Ihm wurde das zu viel. Die angestaute Energie, das ständige in Bewegung sein. Dauernd ausgeschimpft zu werden, weil er nicht ruhig sein kann." Rick schluckt. "Ältere Jungs haben ihm erzählt, dass er mit Gras runterkommen wird. Er wird den Drang nicht mehr verspüren ständig sich zu bewegen. Er hat nach einem heftigen Streit mit Dad angefangen und von da an jede Woche einmal. Bis er erwischt worden ist." Ich lasse die gesagten Worte erstmals sacken. Das sind viele Informationen auf einmal. Meine Hand wandert von seinem Arm runter zu seiner Hand. Fest umschließe ich sie. "Es tut mir leid, dass ich jetzt damit ankomme.

Es ist nur das Toni und ich vorhin ein Gespräch geführt haben in dem es um meinen Vater und Cody ging. Es frisst mich auf. Ich fühle mich so verdammt hilflos." flüstert er in die Stille des Autos. Einmal drücke ich seine Hand und verflechte meine Finger mit seinen. "Du brauchst dich für gar nichts zu entschuldigen. Ich bin froh, dass du mit mir redest." Sein Blick ist starr auf unsere Hände gerichtet. "Hey." zaghaft nehme ich sein Gesicht in meine Hand. "Wir werden für heute Abend alles vergessen und Morgen kümmern wir uns beide mit Toni um das Problem. Wir bekommen das hin. Okay?" Rick dreht das Gesicht und küsst meine Handfläche. "Okay." 

My GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt