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"Du stehst auf mich."

Mit geröteten Wangen schaue ich auf mein Blatt. "Nein tu ich nicht." lüge ich Rick an. Dieser hat sich neben mich gesetzt. "Du lügst." "Nein tu ich nicht." "Doch tust du. Ich sehe wie du dir auf die Lippe beißt und meinen Blick meidest." Weiterhin schaue ich auf das weiße Blatt hinunter. "Geh weg." murre ich. "Erst wenn du mir sagst ich hatte recht." Vorsichtig schaue ich zu ihm rüber. "Dein Ernst? Wie alt bist du?" Ich habe nur 3 Stunden geschlafen, habe verschlafen und habe ganz miese Laune. "Sag dass du auf mich stehst." "Nein." Ich packe meinen Block, mein Mäppchen und will den Tisch wechseln. Doch er hält mich fest und drückt mich wieder runter auf meinen Platz. Genervt schaue ich ihn an. Die dunklen Ringer unter seinen Augen sind schlimmer geworden auch seine Verletzungen scheinen nicht zu heilen. Er hat sogar welche dazu bekommen. Geschockt schaue ich ihn an. Meine Hand wandert zu seinem Gesicht. "Rick....was ist passiert?" flüstere ich heiser.

Dieser zuckt kaum merklich zusammen. "Ist egal." erwidert er schroff. Stumm schüttle ich den Kopf, will schon widersprechen. Doch er kommt mir zuvor. "Ich möchte hören wie du es sagst." gesteht er. "Ich will es aber nicht sagen. Ich will es noch nicht einmal fühlen." Meine Worte scheinen ihn zu verletzen. "Du hast gemeine Sachen zu mir gesagt und das nicht nur einmal. Es ist Verständlich das ich das nichts für dich empfinden will." Fahrig fahre ich mir durch die Haare. Das Gespräch macht mich nervös. Rick macht mich nervös. Er beißt sich auf die Lippe und senkt den Blick. "Es tut mir leid, Megan. Ich habe diese Dinge nur gesagt, weil ich überfordert war. Ich war wütend. So scheiße Wütend." haucht er leise. "Das kommt nicht wieder vor. " "Du willst nie wieder wütend werden?" Ich lache ungläubig auf. "Ich werde nicht mehr meine Wut gegen dich richten." "Was ist, wenn ich dich wütend mache?" Herausfordernd sehe ich ihn an. "Ich mach das nicht mehr. " antwortet er lahm. Mir reicht es. "Rick, du sagtest das zwischen uns sei nur belanglosen Rumgemache gewesen. " Ich nehme meinen Rucksack auf meinen Schoß und will aufstehen. "Nein warte." Er steht mit mir auf.

"Das zwischen ist war nie belanglos." "Schön. Ich muss jetzt gehen." Ich wende mich zur Tür. Einen Spalt ist sie offen bevor sie wieder zu gedrückt wird. "Wenn du es nicht sagen willst, dann sag ich es. Ich mag dich Megan. Sehr. Ich mag dich wirklich sehr gern." Traurig schaue ich ihn an. er hat den Arm an die Tür gestützt und schaut zu mir. Das moosgrüne leuchtet, doch seine Miene ist verzogen. "Das reicht mir nicht mehr." sage ich bevor ich die Tür aufreiße und raus gehe. Der Flur ist ruhig. Kein Schüler ist zu sehen. In meinen Gedanken versunken laufe ich durch die Schule. Ich komme an verschiedenen Klassenzimmern vorbei, ich höre die verschiedenen Lehrer unterrichten. In ein paar Wochen sind bereits unsere Abschlussprüfungen und danach werde ich ans College gehen. Ich werde keine Schülerin mehr sein.

Wehmut erfasst mich. Ich verbiete mir die Gedanken an Rick. Langsam nähere ich mich dem Hauptausgang. Ruckartig bleibe ich stehen. Mein Herzschlag beschleunigt sich abrupt. Vor der Tür liegt eine Gestalt ab Boden. Ich schaue mich um. Ich bin allein. Vorsichtig nähere ich mich der Tür. Ich erkenne die Person, es ist ein Lehrer. Ich will schon zu ihm rennen und um Hilfe schreien als ich die Blutlache sehe die aus seinem Kopf schwimmt. Mir wird schlecht. Ich weiche zurück. Panik erfasst mich. Ich schmecke sie auf der Zunge. In diesem Moment geht der Alarm los. Amoklauf.

Wir sollen uns in den Klassenzimmern einsperren und auf Hilfe warten. Ich bin wie erstarrt. Kann mich etliche Sekunden nicht rühren. Das ist ein Albtraum. Es muss ein Traum sein. Sowas darf nicht passieren. Meine Beine wollen mich nicht tragen, trotzdem gehe ich zurück. Stolpernd laufe ich zurück ins Schulgebäude. Mein Kopf denkt nicht logisch. Er will nicht durch die Tür da dort der tote Lehrer liegt. Der Amokläufer könnte überall sein. Ich beiße mir auf die Zunge um nicht zu laut zu Atmen. Als ich ein Klassenzimmer entdecke sprinte ich hin und klopfe wie wild an die Tür. "Auf machen! Bitte!" Ich rüttle am Türknauf doch nichts rührt sich. "Megan!" Ich reiße den Kopf herum. "Mike!" Vor Erleichterung knicken mir fast die Beine ein. Ich will schon zu ihm gehen als ich es sehe. Mein Herz sackt mir in die Hose. Tränen der Angst laufen mir über die Wange. In Mikes linker Hand liegt eine silberne Pistole. "Mmh...Mike?" Stottere ich.

Sein Blick ruht auf mir. Er hat was Wildes an sich, was Krankes. "Ich wollte das nicht." flüstert er. "Sch...Schon gut." Ich kämpfe um eine ruhige Stimme doch die Angst macht mir zu schaffen. Mike hebt langsam seinen Arm. Ich flüstere seinen Namen erneut. Ich flehe. Ich weine. Ich bitte. Doch er ist Erbarmungslos. Der silberne Lauf dieser Pistole ist auf mich gerichtet. 

My GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt