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Zögernd greift Rick in seine Hosentasche und holt sein Handy hervor. Peinlich berührt von seinem Geständnis wende ich den Blick ab. Ich trete sogar zwei Schritte zurück. "Ja?" meldet sich Rick grob am Telefon. Mit einem schnellen Blick auf mich geht er ein Stück weg aber dennoch in Höhr Nähe.

"Er hat was gemacht?" aufgebracht läuft er schneller umher. "Nein." Rick umgreift das Telefon so fest das Fingerknöchel weiß hervorstechen. Langsam nähere ich mich ihm. Er hat beide Augen geschlossen, sein Kiefer ist fest aufeinandergepresst. Ich weiß nicht wer am Telefon ist aber ich ahne, dass die Person und er nicht gut auskommen. "Lass mich ihm reden." mit harter Stimme spricht er ins Telefon. Ich höre durch das Handy von der anderen Seite jemanden sehr laut reden. "Es hat einen Scheiß gebracht!" Vor Schreck zucke ich zusammen. Ich glaube ich habe auch erschrocken Luft geholt den Rick dreht sich blitzartig zu mir um. In seiner Miene lese ich bedauern. "Bitte, er ist erst 13." Mir bricht es das Herz. Seine Stimme ist jetzt sanfter, fast flehend. Ich wage einen weiteren Schritt in seine Richtung. "Ja. Ich verstehe. Ok" Er legt auf.

Sekunden schaut er noch hinunter auf sein Display bevor es schwarz wird. Seine Miene ist undurchlässig. "Rick?" frage ich zögernd. Ich warte ab. "Mein Vater ist ein Arschloch." Er schaut auf. Zu mir. Seine Augen sind so fest zusammengekniffen, dass ich seine Augenfarbe nicht sehen kann. "Was hat er denn gemacht?" frage ich zögernd, nicht sicher ob er darüber reden will. "Zu viel. Andere beschweren sich über einen Vater denen die Kinder egal sind aber mein Gott ich wäre so froh, wenn wir ihm Egal währen." Rick fährt sich immer wieder entweder durch die Haare oder über den Nacken. Ich sehe ihm an wie viel Energie in ihm steckt. " Wir?" frage ich erneut. Seine Hand hält inne. "Mein kleiner Bruder, Cody. Er ist erst 13." "Der, der bei einer Spinne geweint hat?" Ich erinnere mich wage an diese Geschichte. Rick zieht kurz grimmig den Mundwinkel nach oben. Fast sieht es auch als würde er schmunzeln. Ich wage erneut einen Schritt vor. Rick weicht zurück.

Er geht mehrere Schritte zurück bis ihm eine Wand zwingt stehen zu bleiben. Dort lässt er sich langsam runter gleiten bis er auf dem Boden sitz und zu mir hochschaut. "Wie ist Cody so?" Ablenkungsmanöver. Vorsichtig setzte ich mich neben ihn hin. Er lacht kurz auf. "Er ist ein Chaot. Er ist Empfindlich. Er muss immer irgendwas machen, entweder redet er oder läuft rum. Er kann keine Minute stillsitzen." Ein verträumter Ausdruck ziert sein hartes Gesicht. "Hat er vielleicht ADHS?" frage ich zögernd. "Das wurde nie offiziell festgestellt. Mein Vater ist der Meinung, dass es ADHS nicht gibt, es sei eine Entschuldigung für keine gute Erziehung." Ich schweige. Ich bin hin und her gerissen.

„Darf ich etwas einwenden und du versprichst nicht sauer zu werden?" frage ich. Rick schaut zu mir. Blickt mir in die Augen bevor er langsam nickt. Sofort setze ich mich aufrechter hin. „Rick, ich kenne deinen Vater nicht oder eure Situation aber...ich finde bevor man ein Urteil fällen sollte, muss man darüber nachdenken. Denn es  gibt Kinder die Hilfe nicht bekommen weil man denkt es sei ein Fehler der Erziehung oder Kinder die mit Medikamenten ruhig gestellt werden obwohl sie einfach nur ein bisschen aktiver sind. Ich will damit niemanden zu nahetreten aber es gibt beide Richtungen und genau deshalb sollte man gut darüber überlegen, zu Ärzten gehen sich eine Meinung einholen und mit dem Kind selbst reden" 

Rick presst die Lippen zusammen und schaut verkniffen geradeaus. Schnell versuche ich mich zu erklären. „Ich will damit nicht sagen das dein Vater recht hat, seine Einstellung ist ganz klar zu verklemmt aber man sollte beide Ansichten betrachten."

Nur sein Ausatmen ist zu hören. Ich knibble an meinen Fingern rum. Schweige. Warte ab. Aber Rick sagt nichts mehr.

"Darf ich dich etwas fragen?" Unterbreche ich die Stille. "Ja." sagt er zögernd, leise. "Um was ging es in dem Gespräch?" Rick versteift sich neben mir. Das sehe ich an seiner Haltung, er sitz zu aufrecht da, sein Kiefer ist zu fest aufeinandergepresst und seine Hände zu Fäusten geballt. Vorsichtig greife ich rüber und nehme seine Faust in meine Hand. Sein Blick zuckt zu mir.

My GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt