"Jetzt komm schon Lena!", ruft mein Trainer. Ich stöhne innerlich. Den letzten Tag der Ferien verbringt man normalerweise mit Rumgammeln, Nichts-Tun, Entspannen und Schlafen. Nicht so aber mein Team. Mein Trainer ist der Meinung, uns eine dreistündige Trainingseinheit aufzudrücken. Sprint, Push-Ups, Sit-Ups, Mormon, Würfe, Sprint. Wunderbar. Keuchend komme ich an der Baseline an.
"Okay, gute Arbeit, Mädels. Letzte Übung, dann seit ihr entlassen. Zweiundvierzig Hock-Streck-Sprünge. Die Center berühren den Ring." Oh nein. Warum bin ich noch einmal Center geworden? Ach ja, wegen meinen 1,76 m. Danke aber auch, Papa!
Ich stelle mich unter den Korb.
Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf. Kurze Pause. Dann die nächsten fünf. Und wieder Pause. Wir trainieren so hart, dass die ersten fünfundzwanzig Sprünge kein Problem mehr für mich darstellen. Es ist hart, aber es geht. Danach fange ich an zu kämpfen.
Zweiunddreißig. Noch zehn. Ich schaffe das. Gehe in die Knie, berühre mit den Händen den Boden. Dann drücke ich mich ab, spüre meine schmerzenden Muskeln, wie sie mich fliegen lassen. Meine Finger streifen das Netz. Aber nur das Netz, zum Ring fehlen mir vielleicht zwei Zentimeter. Ich wiederhole den Sprung. Dreiunddreißig. Vierunddreißig. Fünfunddreißig. Komm schon, Lena, zieh!, motiviere ich mich selbst.
Vierzig. Noch zwei, denke ich. Nur noch zwei. Ich springe, aber ich erreiche nicht den Ring. Ich versuche es erneut. Wieder fehlen ein paar Zentimeter.
"Lena, jetzt komm schon. Streng dich an", sagt mein Trainer. Er steht neben mir, beobachtet mich. Der Schweiß läuft mir über die Stirn und den Rücken hinunter. Ich springe erneut. Fühle das harte Metall unter meinen Fingerspitzen. Nur noch einen.
"Letzter noch, dann hast du's geschafft", versucht er mich zu motivieren.
Das weiß ich selbst!, will ich sagen, doch ich lasse es. Stattdessen nehme ich noch mal meine ganze Kraft zusammen. Ich spanne meine Muskeln an, dann drücke ich mich so fest es geht vom Hallenboden ab. Ich spüre das Netz an meinen Fingerspitzen, tippe gerade so an den Ring. Als ich aufkomme, knickt mein Fuß weg und ein Schmerz jagt durch mein Bein. Ich keuche auf, dann sinke ich zu Boden.
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Frei in den Wörtern
PoetryDas ist keine eigentliche Geschichte. Hier stelle ich viele verschiedene kurze und nicht ganz so kurze Texte hoch, die mir spontan zu 'Inspirationswörtern' einfallen. Sie sind unterschiedlich lang, aber kein Text ist länger als eine Seite. Für mich...