57. Macht

49 11 2
                                    

Ein tiefes Grollen ertönte aus seinem Rachen. Er schnaubte, spürte die Hitze in seinen Nüstern. Er war wütend, doch er verbarg es. Noch.

"Was willst du?", knurrte er. Das Wesen zu seinen Füßen zitterte. Er genoss das Gefühl der Macht.

"Ich soll Euch ausrichten, dass Eure Ära zu Ende geht. Ihr sollt weiterziehen. So verlangt es Ihre Majestät", stotterte der Winzling.

"Ist dem so? Dann richte aus, dass niemand, NIEMAND, mir zu sagen hat, was ich tun soll. Ich bin der Mächtigste, ich bin die Nacht, ich bin der Tod." Der Winzling nickte, er roch seinen Angstschweiß.

"Weißt du was, vergiss es. Ich richte es selbst aus." Er holte den Tod aus seinem Magen, spie flüssiges Feuer auf sein Opfer. Er hörte die Todesschreie mit Genugtuung, sein Maul verzog sich zu einem bösen Grinsen. Er schnalzte mit der Zunge, schnupperte den Geruch des Todes. Den verbrannten Leichnam beachtete er nicht weiter. Er spannte seine Muskeln an, spürte seine Kraft. Er spürte seinen langen, stachelbesetzten Schwanz, seinen kräftigen, gewölbten Brustkorb, seinen gestreckten, schuppigen Hals, seine großen, mächtigen Flügel. Er stieß einen fürchterliches Brüllen aus, spie eine Feuerfontäne in die aufziehende Dämmerung. Sollten seine Feinde wissen, dass er kam. Sollten sie wissen, dass er wütend war. Sollten sie doch wissen, dass sie sterben würden. Ihm entkam keiner. Und dann stieß er sich von der Erde ab, breitete die Flügel aus und kam wie ein Schatten. Wie der Schatten des Todes. Keiner sollte diese Nacht überleben. Keiner außer ihm.

Frei in den WörternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt