Frei in den Wörtern

23. Freunde

"Hey", sagte ich. Die Frau mir gegenüber drehte sich um. Ich hoffte einfach mal, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Doch ich hatte Glück.

"Hey", antwortete sie mir.

"Kennst du mich noch?", fragte ich vorsichtig.

"Natürlich. Aber es ist lange her." Ich nickte. Viel zu lange. Als wir damals auseinander gegangen waren, hatten wir uns geschworen, uns nicht aus den Augen zu verlieren. Zwei, drei Mal hatten wir noch telefoniert, dann war der Kontakt abgebrochen. Sie hatte sich nicht gemeldet und ich hatte mich nicht gemeldet. Warum? Tja, dafür gab es vermutlich keinen Grund.

"Was machst du hier?", fragte sie.

"Hier?", ich sah mich um. "Ich wollte tanzen gehen." Die Disko war voll und Musik dröhnte uns in den Ohren. Sie lachte. Oh, wie ich ihr Lachen vermisst hatte.

"Nein, du Schlaukopf. Hier in der Stadt. Ich habe dich sehr lange nicht mehr gesehen."

"Acht Jahre ist es her, oder?"

"Acht Jahre, zwei Monate und elf Tage."

"Wow, du weißt es noch so genau", sagte ich. Sie war schon immer gut darin gewesen, sich Daten zu merken. Sie nickte.

"Du hast meine Frage nicht beantwortet", stellte sie dann fest. Ich nippte an meinem Glas.

"Wenn du die Wahrheit wissen willst: Ich lebe im Ausland. Ich bin zurück gekommen, weil ich eine Bekannte besuchen wollte. Dummerweise ist sie umgezogen und ich weiß nicht wohin." Sie nickte.

"Von damals sind nicht mehr viele übrig geblieben. Wen meinst du? Kenne ich sie? Vielleicht kann ich dir helfen", meine sie.

"Ich bin mir sicher, dass du sie kennst." Ich reichte ihr das Foto, das ich immer, egal wo ich war, bei mir hatte. Lange betrachtete sie es. Es war ein Foto von unserem ersten gemeinsamen Urlaub am Meer. Als sie wieder aufsah, trafen sich unsere Blicke. Ihre Augen schimmerten. Ich zog sie einfach zu mir ran, vergrub mein Gesicht in ihren Haare . Dann flüsterte ich ihr ins Ohr: "Ich habe dich so vermisst."