53. Meer

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Yila schlendert die Kopfsteinplasterstraße entlang. Es ist ein schöner Sommertag. Sie möchte zum Pier, runter ans Meer. An einem kleinen Marktständchen kauft sich Yila von einer alten Dame eine frische Brezel. Sie ist noch warm und duftet so herrlich. Schon von weitem hört Yila das Geschrei der Möwen, spürt die frische Brise, richt die See. Sie lächelt. Ja, es war definitiv die richtige Entscheidung gewesen, hierher zu ziehen. Weg aus dem öden Großstadtgetümmel, dem Lärm, dem Dreck und den Menschenmassen. Her ans Meer, zur Freude, zum Leben. Sie beißt in ihre Brezel, während sie über das heiße Pflaster hüpft, ihre Fußsohlen genießen das Gefühl der Freiheit. Yila lacht leise, als sie das Meer sieht. Das weite, grau-blaue, wunderschöne Meer. Yila liebt sie, die See. Sie liebt alles an ihr. Sie liebt jedes der verschiedenen Gesichter. Sie mag die stürmische See mit ihren schaumgekrönten, grauen Wellen und das Heulen des Windes ebenso wie die ruhigen Tage mit den blauen, kleinen Wellen, die sich fein über den Horizont ziehen. Sie liebt den Sand und sie liebt den Tang. Sie liebt die Muscheln und sie liebt die Menschen. Wettergegerbte Seemänner, alte, gebeugte Frauen, Kinder, die immer nass sind, weil sie fast mehr im Wasser leben, als an Land. Sie liebt die Möwen, die streundernden Hunde und Katzen. Sie gehört hierher. Sie stützt sich an der Hafenmauer ab, legt ihre Unterarme auf die rauen Steine. Dann streckt sie ihr Gesicht der Sonne entgegen, hoch steht sie am Himmel. Aus dem Augenwinkel nimmt Yila eine Bewgung war. Eine Katze springt auf die Mauer, lässt sich neben ihn nieder. Ihr linkes Ohr ist zerfetzt, ihr grau-braunes Fell zerzaust. Sie ist eine Straßenkatze, das ist Yila klar. "Hallo Du", sagt sie.

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