Wie ich bin...

25~ Wie wir nasser Schneemann und Tomatenkopf spielen

Sinja:

"Weisst du, was ich jetzt unglaublich gerne tun würde?" haucht er auf einmal und sieht mir dabei tief in die Augen. Beinahe unmerklich schüttle ich den Kopf, nicht imstande zu einer Antwort, gespannt auf das nächste Wort, den nächsten Satz, die nächste Tat.

Er kommt meinem Gesicht noch näher. Ich spüre bereits seinen Atem auf meiner Haut und muss schwer schlucken. "W-was...?" wispere ich unsicher und mein Blick fixiert sich automatisch auf seine Augen. Ich erkenne das wilde Grau, die schwarzen Sprenkel in der Mitte seiner Iris, wie alles in Bewegung zu sein scheint.

Und dann plötzlich, innerhalb eines Augenblickes ist er aufgesprungen, hat etwas von der Ablage gepackt und eine Sekunde später sehe ich nur noch weiss. Erschrocken kneife ich die Augen zusammen, reisse die Arme vor mein Gesicht und versuche verzweifelt, der herabstäubenden Mehlmasse auszuweichen.

Irgendwie schaffe ich es schliesslich aufzustehen und sehe ungläubig an meinem Körper hinunter. Alles ist weiss. Jedes noch so kleine Teil meines Shirts ist mit Mehl bedeckt und langsam gleitet mein Blick nach oben, zu der Person vor mir.

Da steht Finn, mit dem unschuldigsten Lächeln, das man haben kann, auf den Lippen und stolz verschränkten Armen. Meine Augen kneifen sich gefährlich zusammen. "Finnley...du bist sowas von tot!", knurre ich und mache einen Schritt nach vorne, will mich auf ihn stürzen, doch er hebt die Hand.

Verwirrt bleibe ich auf der Stelle stehen und lege den Kopf schief." Huh?", knurre ich genervt und er schmunzelt." Willst du wirklich, dass das jetzt zu einer ausgewachsenen Essenschlacht mutiert Prinzessin?", fragt er lachend und ich schaue kurz stirnrunzelnd auf den Boden.

Dann, ehe der werte Herr vor mir reagieren kann, habe ich die angefangene Tomatensauce gepackt, den letzten Meter überbrückt und sie ihm über den Kopf geschüttet. "Ja", grinse ich ihn darauf an und entferne mich schnell wieder einen Schritt von ihm, "solange ich das habe tun können, ist mir alles recht." Verblüfft und wahrscheinlich noch nicht realisierend, was gerade passiert ist, blinzelt Finn. Doch eine Sekunde später reisst er bereits die Augen auf, muss sie aber rasch wieder zukneifen, als die rote Masse ihm übers Gesicht läuft.

In geduckter Haltung huscht er zum Waschbecken und dreht den Kopf so, dass nichts -oder zumindest nicht so viel- auf den Boden klatschen kann. Währenddessen habe ich den Spass meines Lebens und stütze mich japsend an der Theke ab. Schliesslich lässt er den Wasserhahn an und wäscht sich zumindest das schlimmste aus den Haaren...oder versucht es besser gesagt.

Der Anblick des verzweifelten Jungen sieht einfach zu köstlich aus. "Verdammt! Den Geruch kriege ich nie wieder raus!" flucht er, was mich nur noch mehr zum lachen bringt. "Du bist ein Biest! Ein verdammtes Biest!", knurrt er, bewegt sich aber nicht von seiner Stellung über dem Waschbecken.

Ich grinse siegessicher und recke das Kinn. "Tja, leg dich niemals mit mir an", säusle ich. Leider macht mein stolz mich unvorsichtig, weswegen ich den kommenden Wasserstrahl erst viel zu spät kommen sehe.

Wie bereits letzte Woche, wird mein Körper komplett durchnässt und erschrocken mache ich einen Satz nach hinten. Finn hat in meinem Übermut den Wasserhahn -welcher sich aus seiner Halterung lösen lässt- gepackt und die Situation zu seinem Vorteil genutzt.

Frustriert sehe ich nun an mir hinunter. Alles ist weiss, nass und verklebt. "Du bist ein Spasst, Stone!" knurre ich und lasse seufzend meine Arme fallen, so dass sie auf die nasse Kleidung klatschen. "Du hast angefangen." missbilligt er mich und ungläubig schüttle ich den Kopf. "Na klar, und das Mehl zählt nicht oder was?"

Er zuckt mit den Schultern und will etwas entgegnen, doch wir werden von einer eintretenden Gestalt unterbrochen. "Hey, wann ist das Essen fe- Ach du kacke! Was ist denn hier passiert?" unterbricht Alec sich selbst und lässt seinen geschockten Blick über die Küche schweifen.