Sinja:
"Prinzessin? Du kannst deine Augen jetzt öffnen"
Für einen Moment zögere ich, lasse noch einmal einen Hauch frischer, kalter Luft in meine Lungen fliessen und geniesse den letzten Augenblick der Stille, der Ungewissheit.
Dann schlage ich die Augen auf.
Im ersten Moment scheint alles noch verschwommen, dunkel und verwirrend. Doch rasch klärt sich meine Sicht und gibt mir den Blick auf das frei, was vor mir liegt. Mit grossen Augen koste ich mein wieder erhaltenes Sehvermögen aus, sauge alles in mir auf, was sich meinem Wesen in diesem Moment offenbart.
Wir befinden uns am Rande einer steil abfallenden Klippe, auf welcher sich ein leichter Schleier aus Schnee abgelegt hat und dennoch einen weiten Blick auf das heute ziemlich stürmische Meer freigibt. Die Wellen schlagen gegen grosse Felsen, tief unter unseren Füssen und lösen schlagartig ein Gefühl der vollkommenen Freiheit in mir aus.
Innerlich verdrehen sich meine Augen über die Tatsache, dass ich das Rauschen des Meeres zuvor nicht wahrgenommen habe und würde mir am liebsten die Hand vor den Kopf schlagen, bin aber viel zu verzaubert von der gesamten hier herrschenden Atmosphäre, als dass mein Körper auch nur im geringsten auf die Befehle meines Gehirns reagieren könnte.
Auf der Klippe befinden sich nur einige vereinzelte Bäume und schneeüberdeckte Büsche wuchern sich ihren Weg am Rand der groben Felsen entlang. Als ich den Blick hebe, erblicken meine Augen den strahlenden Mond am nur leicht bewölkten Himmel und ein Schauer der Ehrfurcht durchfährt mich.
Alles ist in ein leicht blau schimmerndes Licht getaucht und der Schein des -leider- nicht ganz vollen Mondes spiegelt sich schwach in den Wellen des Meeres wider. Zudem wird auch dieser bald verschwunden sein, da sich in ungefähr einer Stunde der Tagesanbruch bemerkbar machen soll. Ich beobachte den sich immer in Bewegung befindenden Ozean, die darauf tanzende Gischt und die wilden Schaumkronen, welche eine eigenartige Ähnlichkeit mit galoppierenden Pferden aufweisen.
Eingenommen von dem sich mir bietenden Anblick, starre ich in die Ferne, bin vollkommen in den Fängen dieser anderen, magischen Welt, welche mich der Realität zu entreissen droht.
Mein Gemüt hat sich schon immer unbewusst zu der Freiheit hingezogen gefühlt, zu dem unglaublichen Gefühl, den Boden unter den Füssen zu verlieren, in die Weiten des Unbekannten zu dringen und mich selbst, meine Gedanken und Ängste loszulassen.
Glücklich entfährt mir ein Seufzen und langsam kehre ich wieder in die Realität zurück. Kehre zurück zu dem Rand der Klippen, dem Brausen des Meeres und der Hand, welche ich immer noch fest umklammert halte.
Nun fällt mir aber noch etwas Weiteres auf, was sich neben uns an einem grossen Baum hängend befindet und schlagartig beginnen meine Augen zu glänzen. Denn am Rande der Klippen, befestigt am starken Ast eines Baumes, baumelt das kokonförmige Abbild eines Strandkorbes, in dessen Inneren sich einige gemütlich aussehende Kissen anhäufen und direkt auf die Weiten des Horizonts gerichtet ist.
Immer noch eingehüllt in die Magie, welche von den sich hier abspielenden Phänomenen ausgeht, drehe ich den Kopf, nur um mich gleich darauf in den dunklen Augen Finns wiederzufinden. Er hat seinen Blick ebenfalls auf mich gerichtet und ein leichtes Grinsen umspielt seine Lippen.
Doch dieses Grinsen verwandelt sich gleich darauf in eine gequälte Grimasse und er seufzt auf. "Zu kitschig?", hakt er zweifelnd nach und nun umspielt auch meine Mundwinkel ein Schmunzeln. Obwohl ich diesen Ort wundervoll und mehr als nur magisch finde, gelingt es meinem Wesen nicht anders, als seine Frage mit einem Nicken zu bestätigen, wobei sich meine Nase jedoch amüsiert kräuselt.
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Wie ich bin...
TeenfikceSinja Eileen Archer lebt ihr Leben so, wie es jede zurückhaltende junge Erwachsene in ihrer Situation tun würde: Vernünftig und immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Doch dann erfährt sie etwas, das ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Seit ihrem...