Sinja:
Neugierig entziffere ich die Schrift und muss augenblicklich grinsen. Dieser Idiot...auf dem Pulli steht nämlich:
I hate morning People
and Mornings...
and People...Als ich den Kopf wieder hebe, blicke ich direkt in Finns grinsendes Gesicht und verdrehe die Augen. "Du bist doch blöd...hast aber leider total recht mit dieser Aussage!"
Er lacht und ballt die Hand siegessicher zur Faust, "Yess! Jackpot!", freut er sich und ausnahmsweise will ich ihm diesen Sieg einmal gönnen...Es ist schliesslich Weihnachten. Und da ich sowieso langsam zu frieren beginne, stülpe ich mir den Pulli zusätzlich zu dem dünnen Shirt über den Kopf. Sobald er meinen Oberkörper bedeckt, seufze ich geniesserisch auf. Genau so fühlt sich Komfort an...genau so...
Ich drehe den Kopf und sehe, dass sich kein Geschenk mehr unter dem Baum befindet. Alle haben ihre Dinge erhalten...naja, nur Finn nicht ganz. Mir fällt das kleine Kästchen ein, das sich immer noch in meinem Zimmer befindet und sehnlichst darauf wartet, übergeben zu werden. Doch ich weiss, dass jetzt noch nicht der richtige Moment ist...nur wann wird dieser sein?
Werde ich es merken? Oder ist es schon soweit und ich nehme es bloss nicht wahr. Und was, wenn ich ihm die Kette erst so in siebzig Jahren übergeben oder besser gesagt auf sein Grab legen kann?
Gequält kneife ich die Augen zusammen und werfe einen raschen Blick auf Finn. Ich habe das Gefühl, ihm ist keinesfalls entgangen, dass ich ihm noch nichts gegeben habe. Doch trotz dieser Tatsache scheint er komplett glücklich zu sein. Ganz so, als hätte er gar keine Erwartungen in uns gesetzt, als nähme er einfach, was komme und freue sich darüber.
Er hat sich in ein Gespräch mit Alec integrieren lassen, doch scheint zu merken, dass ich ihn beobachte und seine Augen treffen auf meine. Ein schiefes Lächeln bildet sich um seine Mundwinkel, was auch auf meine Lippen ein Schmunzeln zaubert. Dann vertieft er sich wieder in das Gespräch mit Alec und ich senke den Blick.
Nach einer Weile beginnt die Langeweile uns aber alle einzuholen und ich kann die Köpfe bereits rauchen sehen, in dem Versuch, eine gescheite Idee zu entwickeln. Doch so angestrengt wir auch in unseren Gedanken herumstöbern, scheint -zumindest bei mir- alles wie leergefegt.
"Ich weiss, was wir machen können!", meldet sich auf einmal Kiki in einem aufgeregten Ton und neugierig heben sich fünf Köpfe in ihre Richtung.
"Und das wäre?", hake ich nach und hebe die Augenbrauen, was ihr ein diabolisches Lächeln entlockt.
"Karaoke!", ist alles, was sich ihren Lippen zu entwinden mag und ein einstimmiges Stöhnen erklingt. "Vergiss es!", schnaube ich und verschränke demonstrativ die Arme. "Och komm schon Prinzessin, ich würde liebend gerne deine bezaubernde Stimme hören", grinst Finn, der anscheinend doch noch Gefallen an der Idee seiner Schwester zu finden scheint und wackelt mit den Augenbrauen, worauf ich ihm einen Killerblick zuwerfe. "Ha. ha. Sehr witzig. Meine Stimme klingt eher, als hätte ein Pferd 'ne Kröte verschluckt und danach versucht mit Mundwasser in der Schnauze, zu jodeln."
DU LIEST GERADE
Wie ich bin...
Teen FictionSinja Eileen Archer lebt ihr Leben so, wie es jede zurückhaltende junge Erwachsene in ihrer Situation tun würde: Vernünftig und immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Doch dann erfährt sie etwas, das ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Seit ihrem...