Sinja:
Oben angekommen schlendere ich den Gang entlang und auf meine Zimmertüre zu, wo ich meine Hand langsam auf die Klinke lege. Doch bevor ich sie runterdrücken kann, werde ich plötzlich am Handgelenk gepackt, herumgewirbelt und gegen die Tür gepresst. Überrascht keuche ich auf und hebe den Kopf, um gleich darauf in Finns dunkle Augen zu blicken.
Ein gefährliches Grinsen befindet sich auf seinen Lippen und er ist mir ganz nah. Viel zu nah. Mein Hirn wird von ihm, seinem Duft, seiner Präsenz benebelt und ich schlucke schwer. Bevor ich aber den Mund öffnen kann, um etwas zu sagen, kommt er mir zuvor.
"Ich hab doch gesagt, dass das noch Folgen haben wird Prinzessin", raunt er leise mit dunkler Stimme und meine Augen weiten sich.
Erschrocken drücke ich mich gegen das Holz hinter mir, spüre seinen intensiven Blick auf meiner Haut, seinen Atem auf meinem Gesicht. Mein Mund öffnet sich, um ihm etwas gegen den Kopf zu werfen, doch vergeblich. Ich bleibe unwillentlich stumm und sehe ihm nach wie vor fest in die Augen. Seine Arme hat er rechts und links von mir platziert, dass mir jeglicher Fluchtweg abgeschnitten ist und er mich somit gefangen hält.
Konzentriere dich Sinja! Er will dich nur einschüchtert! Wenn du jetzt einknickst hat er gewonnen, zeig ihm, dass du dich wehren kannst! Erhalte ich die Anweisung von mir selbst, beschliesse sie aber zu beherzigen (Phuu...Mein Gehirn gibt gute Ratschläge in Stressituationen...). Ich forme die Augen zu schmalen Schlitzen und halte Finns Blick stand. Währenddessen taste ich unauffällig nach der Türklinke hinter mir.
Als meine Fingerspitzen das kalte Metall berühren, verharre ich kurz, drücke sie dann aber abrupt nach unten und stolpere keinen Augenblick später rückwärts in mein Zimmer. Finn rudert ebenso überrascht mit den Armen und kann sich gerade noch am Türrahmen festklammern, bevor er mit dem Boden Bekanntschaft gemacht hätte.
Er richtet sich wieder komplett auf und zieht die Augenbrauen zusammen. "Das hätte ich an deiner Stelle nicht getan Prinzessin!", droht er und presst den Kiefer zusammen. Sein Körper scheint in Angriffsbereitschaft, als würde er mich jeden Moment anspringen wollen, doch seine Augen sprechen eine andere Sprache.
In den Weiten seiner Augen sehe ich nämlich genau das Gegenteil von Wut, Gefahr oder Ärger. Tief in diesem nun so dunkel wirkenden Grau, glaube ich Belustigung aufblitzen zu sehen. Ganz so, als amüsierte ihn die ganze Situation mehr, als dass sie ihn aufregt. Zudem habe ich das Gefühl, dass das nicht alles ist, was sich in den Tiefen dieses Jungen verbirgt. Da ist noch etwas, aber er trägt eine Fassade, versteckt sich, schirmt seine wahren Emotionen von der Aussenwelt ab.
Ich schlucke und handle nach dem ersten Instinkt, der in mir aufkommt. Bevor Finn sich auch nur bewegen kann, knalle ich ihm die Tür vor der Nase zu und drücke mich mit meinem gesamten Gewicht dagegen.
Erstmal passiert gar nichts, dann merke ich, wie die Türklinke sich nach unten bewegt und erhöhe den Druck noch mehr. Auf der anderen Seite der Türe höre ich das leicht spöttische Lachen von Finn. "Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass dich diese Taktik auch nur ein Stück weiterbringt", stichelt er und ich sehe mich verzweifelt im Zimmer nach etwas um, das mir helfen könnte.
Auf einmal fällt mein Blick auf eine kleine, verpackte Schachtel in dem Regal neben mir und ich stocke, verharre in der Position.
Das Geschenk für Finn...
Vielleicht werde ich verrückt, aber es sieht so aus, als würde das kleine Päckchen plötzlich in einem schwachen Ton zu leuchten beginnen. Verdattert beobachte ich es und löse mich leicht von der Tür, wobei auch der Druck gegen das Holz abnimmt. Finn scheint dies zu bemerken, zögert aber, scheint verwirrt durch mein abruptes Nachlassen.
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Wie ich bin...
Teen FictionSinja Eileen Archer lebt ihr Leben so, wie es jede zurückhaltende junge Erwachsene in ihrer Situation tun würde: Vernünftig und immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Doch dann erfährt sie etwas, das ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Seit ihrem...