26~ Wie ich einen gratis Kuchen bekomme und träume...

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Sinja:

Aufgeregt sitze ich im Wartezimmer des Krankenhauses und tippe mir ungeduldig mit dem Finger auf den Oberschenkel. Wann kommt sie denn bitteschön?

In meiner Langeweile mustere ich den Raum, in dem ich mich befinde, ein wenig genauer. Leider gibt es hier nicht besonders viel zu sehen, denn das Zimmer ist komplett in weiss gehalten. Meine Erinnerungen schweifen zurück zum Kinderspital, in dem ich einmal wegen eines verstauchten Armes gewesen bin. Nichts hier ähnelt dem Krankenhaus aus meiner Vergangenheit.

Dort ist alles bunt gewesen. Verschiedenste Spielsachen in allen Variationen sind aufgestellt gewesen und jeden Stuhl hat es in einer unterschiedlichen Farbe gegeben. Kinder haben gespielt, Erwachsene sich unterhalten und Arbeitskräfte über die fröhlichen Gesichter geschmunzelt.

Hier ist alles anders. Kalt und leer. Weisse Stühle, weisse Böden, weisse Decke, weisse Tischchen. Bloss die Handvoll an Magazinen strahlt ein Hauch von Farbe aus. Ich nehme mir zögerlich eines und durchblättere es ein wenig. Meine Augen schweifen von Seite zu Seite, nehmen jedoch kaum etwas vom Text und viel mehr von den Bildern wahr.

"Sinja?" höre ich auf einmal Kikis zögerliche Stimme und schlagartig hebe ich den Kopf, um das schwach lächelnde Mädchen zu begrüssen. "Kiki! Wie geht es dir, soll ich die irgendwo helfen?" hacke ich sofort nach und rasch schüttelt sie den Kopf.

"Nene, alles in Ordnung, muss bloss langsam gehen...jetzt bin ich wohl für die nächste Zeit Schildkröte Kiki." lacht sie und ebenfalls grinsend erhebe ich mich und schliesse sie vorsichtig in eine Umarmung.

"Ich habe dich echt vermisst." lache ich, "Die Jungs machen mich noch verrückt!" Kiki stimmt in mein Lachen ein und gemeinsam setzen wir uns in Mariechen, die ich von Zuhause mitgenommen habe.

"Wo ist e- sind eigentlich die anderen?" fragt Kiki schliesslich unsicher und ich schneide eine Grimasse, wissend, dass sich ihre Frage eigentlich erst auf Alec beschränkt hätte. "Du hast mir gesagt, ich solle ihnen noch nicht verraten, dass du früher zurückkommst." zucke ich unwissend mit den Schultern und konzentriere mich wieder auf die Strasse vor mir.

Es ist bereits dunkel als wir das Haus erreichen und besorgt beobachte ich Kiki, wie sie aus dem Wagen steigt. Was, wenn sie plötzlich eine falsche Bewegung macht und sich irgendwie weiter verdreht oder verletzt?

Unsicher wussle ich um sie herum, will ihr helfen, doch Kiki winkt alles bloss ab und sagt, ich solle mir keine Sorgen machen. An der Tür angekommen drücke ich rasch die Klinke nach unten und gemeinsam treten wir ein.

"WILLKOMMEN ZURÜCK!" Dringt es plötzlich von allen Seiten und erschrocken springen sowohl ich als auch Kiki mindestens einen Meter zurück. Peinlich, peinlich...ich habe die Überraschung inklusive Kuchen und Ballons organisiert und sollte es deshalb eventuell vielleicht schon vorher gewusst haben.

Aber leider gehöre ich wohl zu den schreckhaftesten Menschen auf dieser Welt, weshalb meine Reaktion (wenn man zehn Augen zudrückt) berechtigt gewesen ist. Die vier Jungs stehen alle strahlend vor uns. Ballons sind aufgehängt und Alec hält eine wunderschöne, natürlich selbstgebackene *hust hust* Torte in den Händen und sucht dabei scheu nach einer Reaktion im Gesicht seiner Freundin.

Ich habe ihnen gesagt, dass Kiki die vier eigentlich nicht hat wissen lassen wollen, dass sie früher nach Hause kommt. Daraus lässt sich auch die Unsicherheit von Alec schliessen.

Kiki blinzelt, stolpert ein wenig zurück und scheint erstmal komplett überwältigt. Dann fährt ihr Blick zu mir und entschuldigend forme ich das Wort: Sorry mit den Lippen. Meine beste Freundin verdreht die Augen, kann es aber nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf ihre Lippen schleicht.

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